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Lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intergeschlechtliche und queere Menschen (LGBTIQ+) sind nach wie vor mit strukturellen Ungleichheiten und Diskriminierungen konfrontiert, die sich negativ auf ihr Wohlbefinden auswirken können. Wenn die Anliegen der LGBTIQ+-Gemeinschaft in der Öffentlichkeit breit diskutiert werden – wie etwa bei politischen Kampagnen zu Abstimmungen – kann dies Spuren hinterlassen.
Ein Forschungsteam der Universitäten Zürich, Princeton und Montréal hat diese Folgen nun anhand der Abstimmung über die Ehe für alle im Jahr 2021 in der Schweiz erforscht. Es untersuchte, wie sich die Kampagnen auf das Stressniveau von LGBTIQ+ und cisgender heterosexuellen Personen auswirkten. Dazu befragten die Forschenden mehrere hundert Personen vor, während und nach der nationalen Abstimmung 2021 und sammelten biologische Daten anhand von Haarproben.
«Politische Kampagnen gegen die Rechte von LGBTIQ+ können bei bereits stigmatisierten Personen das Erfahrungen von Diskriminierung, Ablehnung und Entfremdung von der Mehrheitsgesellschaft weiter verstärken», erklärt Erstautorin Léïla Eisner vom Psychologischen Institut der Universität Zürich. Die Forschenden fanden heraus, dass sowohl LGBTIQ+-Personen als auch ihr Umfeld aus cisgender heterosexuellen Familien und Freunden während des Wahlkampfs signifikant höhere Werte von biologischen Stressmarkern wie Cortisol und Cortison in den Haarproben aufwiesen als vor und nach dem Wahlkampf. Die selbst wahrgenommene Stressbelastung stieg jedoch bei keiner der beiden Gruppen über den genannten Zeitraum an. Eine Ursache könnte sein, dass unser wahrgenommenes Stresserleben durch viele Faktoren beeinflusst wird, wie zum Beispiel die Covid-Pandemie, Belastungen auf der Arbeit oder zu Hause. Während die Kampagne Spuren in den biologischen Stressmarkern hinterlässt, spielen Personen die Belastung im Fragebogen allenfalls herunter.
Die Studie zeigt somit, dass sich die Argumente und Aussagen des Nein-Lagers negativ auf die biologischen Stresswerte von LGBTIQ+-Personen und ihren Verbündeten auswirken. Dieser Effekt wurde jedoch abgemildert, wenn LGBTIQ+-Personen die unterstützenden Aussagen der Ja-Kampagne wiederholt wahrnahmen . «Die Kampagne für die Ehe für alle konnte offenbar dazu beitragen, die gesundheitlichen Folgen der Diskriminierung zu verringern. Allerdings zeigen die Daten unserer Studie auch, dass ein solches Engagement nicht immer nur konfliktfrei war», erklärt Ko-Studienleiterin Tabea Hässler vom Psychologischen Institut der Universität Zürich. Dies zeige, wie wichtig ein fairer Umgang miteinander für eine bessere Gesundheit von Minderheiten sei.
Literatur:
Léïla Eisner, Susanne Fischer, Robert-Paul Juster, & Tabea Hässler. The Impact of Marriage Equality Campaigns on Stress – Did A Swiss Public Vote Get Under the Skin? PNAS, 22. Juli 2024. DOI:https://doi.org/10.1073/pnas.2400582121