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Den Pflanzen gehört die Zukunft auf unseren Tellern. Sie sollen künftig nicht Beilage, sondern Hauptspeise sein. Das ist notwendig, wenn wir uns so ernähren wollen, dass wir die natürlichen Ressourcen unseres Planeten nicht überstrapazieren. Wie der Speiseplan zeigt, den die mit prominenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzte Eat-Lancet-Kommission entwickelt hat, ist das möglich. Wenn wir uns daran halten, können 2050 zehn Milliarden Menschen nachhaltig ernährt werden. Der Schlüssel dazu: mehr Pflanzen und weniger Fleisch essen, Nahrungsmittel ökologischer produzieren und weniger wegwerfen.
Forschende der UZH beschäftigen sich intensiv mit der Frage, wie wir uns gesünder ernähren und Nahrungsmittel nachhaltiger produzieren können. Im Dossier «Pflanzen essen. Wie wir uns künftig ernähren» werden verschiedene Szenarien entwickelt, wie wir zu einer gesünderen, nachhaltigeren Ernährung und zu einer oökologischeren und produktiveren Landwirtschaft beitragen können. Das Erstaunliche dabei ist, dass es keinen Widerspruch gibt zwischen gesunder Ernährung und einer ertragreichen ökologischen Nahrungsmittelproduktion. Im Gegenteil: Die beiden Bereiche ergänzen sich, wenn wir es nur richtig anstellen.
Das beginnt mit dem Züchten neuer Pflanzensorten. Diese können heute gezielter und schneller entwickelt werden. Möglich macht dies die grüne Gentechnik mit neuen Methoden wie der Genschere Crispr/Cas9, mit der erwünschte Eigenschaften präzise bestimmt werden können. Das bietet die Chance, Pflanzen so zu verändern, dass sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Schädlinge sind und besser angepasst an schwierige Umweltbedingungen wie Hitze und Trockenheit. Daran arbeiten UZH-Pflanzenbiologen wie Ueli Grossniklaus und Beat Keller. Allerdings ist die grüne Gentechnik in der Schweiz politisch umstritten und der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen verboten. Angesichts des Klimawandels und der durch geopolitische Krisen wie den Krieg in der Ukraine bedrohten Ernährungssicherheit könnte hier ein Umdenken stattfinden, sagt Umweltethikerin Anna Deplazes Zemp.
Neue Wege werden nicht nur in der Zucht von Nahrungspflanzen beschritten, sondern auch bei deren Anbau. Hier zeigt die Forschung etwa des Umweltwissenschaftlers Bernhard Schmid oder der Evolutionsbiologin Anna-Liisa Laine, wie die Landwirtschaft dank biodiversem Anbau nicht nur ökologischer, sondern langfristig auch produktiver werden kann. Das Teamwork unterschiedlicher Pflanzen auf dem Acker erhöht den Ertrag und schützt vor Krankheiten und Schädlingen.
Wir können selber viel zu einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährung beitragen. Dazu gehört, weniger Fleisch und mehr Gemüse zu essen und darauf zu achten, wie diese produziert werden. Doch unsere Essgewohnheiten umzustellen, ist gar nicht so einfach, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Sabine Rohrmann, wenn uns das gelingen soll, müssen wir bereit sein, Unbekanntes auszuprobieren und uns für Neues zu begeistern. Einen Schritt weiter gehen jene, die ihr Gemüse selber anbauen, wie die Literaturwissenschaftlerin Claudia Keller, die sich in einer solidarischen Landwirtschaftsgenossenschaft engagiert. Oder die beiden Studierenden Leonie Laux und Dominic Tinner, die im Strebergärtli auf dem Campus Irchel säen, jäten und ernten. Selbst angebautes Gemüse zu essen, mache ihn glücklich, sagt Dominic Tinner, und auch ein wenig stolz.