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Förderungsprofessuren

SNF - Förderungsprofessuren 2004: ein besonders guter Jahrgang

Dieses Jahr treten zehn SNF-Förderungsprofessoren und -professorinnen ihre Stelle an der Universität Zürich an, das sind doppelt so viele wie bisher. Die Hälfte davon sind Frauen - ein überdurchschnittlich hoher Anteil. Wie kommt das?
Brigitte Blöchlinger

Es komme auf die Qualität des Bewerbungsdossiers an, ob jemand eine Förderungsprofessur erhalte, und nicht auf den Ort, erklärt Inés de la Cuadra vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) auf Anfrage von unipublic. Doch sei Zürich allgemein sehr beliebt, viele Kandidaten und Kandidatinnen bewerben sich für die Universität Zürich, entsprechend viele Eingaben erreichen den SNF. Und dieses Mal habe es einfach auch besonders viele gute Gesuche gegeben.

Auch der Frauenanteil bei den bewilligten Förderungsprofessuren an der Universität Zürich ist dieses Jahr mit siebzig Prozent überdurchschnittlich hoch. Doch das sei Zufall, führtde la Cuadra weiter aus. Es stimme allerdings schon, dass die Gleichstellung der Frauen ein Anliegen des SNF sei (so betrug der Frauenanteil bei den Zusprachen 2004 gesamtschweizerisch36 Prozent). Der SNF wird seine Anstrengungen diesbezüglichauch weiter fortsetzen. In diesem Jahrgang hätten sich aber einfach «sehr viele sehr gute Frauen» befunden, konnte de la Cuadra feststellen.

Angestellt an der Universität, bezahlt vom SNF

Das Gehalt der Förderungsprofessoren und -professorinnen wird vom SNF bezahlt (Niveau Assistenzprofessur, um die 130'000 Franken), ebenso ein Forschungsbeitrag und ein Beitrag zur Deckung der Infrastrukturkosten. Den Anstellungsvertrag aber stellt die berücksichtigte Universität aus.

Wer eine SNF-Förderungsprofessur erhält, muss dem SNF während der vier Jahre, die eine solche Anstellung dauert, jährlich Rechenschaft ablegen: über die finanzielle Situation und über das Geleistete. «Bisher gab es keine ernsthaften Probleme», sagt de la Cuadra. «Im allgemeinen erbringen die Förderungsprofessoren und -professorinnen gute Leistungen», ist die Programmverantwortliche zufrieden.

Flexibilität gefordert

Eine der zehn Geförderten an der Universität Zürich ist die Veterinärmedizinerin Regina Hofmann-Lehmann. Als sie beim SNF das Gesuch auf eine Förderungsprofessur an der Universität Zürich stellte, arbeitete sie bereits am Veterinärmedizinischen Labor der hiesigen Universität. Ein ungewöhnliches Vorgehen, denn normalerweise wechselt man bei einer SNF-Förderungsprofessur die Universität. Weshalb war das bei Hofmann-Lehmann nicht der Fall? Zwei Gründe beziehungsweise Umstände kamen zusammen und führten zur Ausnahme.

Vor Zürich war Regina Hofmann-Lehmann in Boston an der Harvard Medical School als Instructor angestellt, damals hatte der SNF noch eine strikte Alterslimite für Förderungsprofessuren, weshalb es fürsie gar nicht möglich gewesen wäre, sich zu bewerben. Seit 2001 hat der SNF die «Altersguillotine» für Frauen in begründeten Fällen gelockert. Regina Hofmann-Lehmann konnte nach ihrem Aufenthalt in Boston eher damit rechnen, mit ihren 41 Jahren bei «Amtsantritt» erfolgreich zu kandidieren.

Brain Gain statt Brain Drain

Dann meldete sich das Veterinärmedizinische Labor der Universität Zürich, wo sie vor Boston bereits eine feste Stelle gehabt hatte: Man könne die Stelle nach dreieinhalb Jahren Auslandaufenthalt nicht länger für sie vakant halten. So kehrte die Wissenschaftlerin halbfreiwillig nach Zürich zurück, denn es gefiel ihr an der Harvard Medical School eigentlich gut. Doch wäre sie geblieben, wären ihre Aussichten auf eine feste Stelle in der Schweiz auf Null gesunken. Ihre Freude war natürlich gross, als sie dann die erste SNF-Förderungsprofessur an der Vetsuisse-Fakultät in Zürich erhielt.

Bessere Chancen dank SNF-Förderung

Die Chance für eine feste Anstellung nach Ablauf der SNF-Förderungsprofessur schätzt Regina Hofmann-Lehmann als «recht positiv» ein. Sie werde sich allerdings auch auf andere Stellen im englischsprachigen Raum bewerben, sofern diese gute Arbeitsbedingungen böten. «Die USA kommen sicher wieder in Frage», erklärt sie, «die haben mir sehr gut entsprochen.» Im deutschsprachigen Raum sieht sie abgesehen von Zürich keine grossen Möglichkeiten, eine entsprechende Stelle zu erhalten.

Die Förderungsprofessur bedeutet für sie eine «einmalige Chance» und «eine Anerkennung der Leistung». Auch die Fakultät hat ihre Leistung gut aufgenommen. Mittlerweile hat sie sich habilitiert, nun gilt es weiter zu publizieren, um den nötigen Leistungsausweis für eine ordentliche Professur zu erbringen.

Positive Ergebnisse publizieren

Wer Karriere machen will, muss publizieren. WobeiPublizieren heisst: positiveErgebnisse zu publizieren. Dass eine These nichtverifiziert werdenkonnte, dazu lässt sich schlecht ein Artikel in einer renommierten Zeitschrift platzieren. Ihre Forschung hat Hofmann-Lehmann deshalb auf zwei Teilgebiete aufgeteilt: auf ein sicheres mit klarem Ergebnis und auf ein innovatives, bei dem unklar ist, was dabei herauskommt. Es geht bei ihrer Forschung um Retroviren in der Katze (Retroviren lösen eine aidsähnliche tödliche Krankheit bei der Katze aus). Herausgefunden hat sie nun, dass mehr Katzen in der Schweiz mit Retroviren Kontakt hatten als angenommen, nämlich 10% mehr (nur ca. 4% sind aber von der Virämie betroffen, die zur aidsähnlichen Krankheit führen kann). – Bei der innovativen Fragestellung «mit ungewissem Ausgang» gehe es darum, ein Virus zu züchten, das eine Mischung zwischen menschlichem HIV und dem Katzen-Retrovirus sei. Dank diesem Mischvirus sollen dann die ethischen und tierschützerischen Schwierigkeiten, mit Affen arbeiten zu müssen, umgangen werden.

Mehr Katzen als bisher vermutet, hatten Kontakt mit Retroviren, die eine Aids-ähnliche Krankheit auslösen können, aber nur rund vier Prozent erkranken wirklich.

Halb SNF, halb Universität

SNF-Förderungsprofessuren haben neben viel Positivem auch einen kleinen Haken: Wer damit an eine ihm fremde Universität kommt, kann sich unter Umständen nur schwer integrieren. Durch den Umstand, dass er vom SNF bezahlt wird und diesem Rechenschaft schuldet und nicht der Universität, kann er in eine «komische Position» geraten, wie Regina Hofmann-Lehmann es nennt. So ist er nicht inder Pensionskasse der Universität, noch wurden ihm bis dieses Jahr die Dienstjahre bei einer späteren Anstellung angerechnet. Sogar für Regina Hofmann-Lehmann ist diese «komische Position» zwischen Universität und SNF spürbar, obwohl sie die Veterinärmedizin in Zürich bereits von früher kennt und gut integriert ist.

Brigitte Blöchlinger ist unipublic-Redaktorin und Journalistin BR.

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