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Forschungsförderung

Schub für One Health und quantitative Rechtsforschung

Mit ihrem neuen Förderinstrument TRANSFORM setzt die UZH Impulse für die gesamte Universität. Das Institute of One Health Research sowie das Center for Legal Data Science erhalten in den kommenden vier Jahren eine Anschubfinanzierung von insgesamt rund 2.7 Millionen Franken.
Nathalie Huber
Die Initiative «TRANSFORM» fördert die Zusammenarbeit in zukunftsweisenden Forschungsbereichen und befeuert die UZH mit neuen Impulsen.


Wollen sich Forscherinnen und Forscher über die eigene Disziplin hinweg zusammenschliessen, um gemeinsam Spitzenforschung zu betreiben, brauchen sie dafür häufig viel Zeit und finanzielle Mittel. Um solche Bottom-up-Initiativen von Forschenden zu beschleunigen und in neuen oder stark veränderten Organisationseinheiten strukturell zu verankern, hat die UZH das neue Förderinstrument TRANSFORM geschaffen. «Mit TRANSFORM wollen wir schnell auf neuere Entwicklungen in der Forschungslandschaft reagieren und die Zusammenarbeit in zukunftsweisenden Bereichen nachhaltig fördern», sagt Elisabeth Stark, Prorektorin Forschung der Universität Zürich.

Mehrwert für die UZH

Die UZH bringt nun die ersten zwei Förderinitiativen auf den Weg: Das Center for Legal Data Science, das an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist, sowie das Institute of One Health Research, das von der Vetsuisse Fakultät, der Medizinischen sowie Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät getragen wird.

«Beide Förderinitiativen sind schweizweit einmalig und werden die Entwicklung der gesamten Universität voranbringen», erklärt Elisabeth Stark. Das Institute of One Health Research vernetzt forschungsstarke veterinärmedizinische, humanmedizinische und auch naturwissenschaftliche Institute der UZH. Das Center for Legal Data Science wiederum passt perfekt in die Digitalisierungsstrategie der UZH. Es ergänzt die Aktivitäten der Digital Society Initiative sowie der Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH).

Das Institute of One Health Research sowie das Center for Legal Data Science erhalten in den kommenden vier Jahren eine Anschubfinanzierung von insgesamt rund 2.7 Millionen Franken. 

Im Folgenden stellen wir die beiden Forschungsinitiativen kurz vor.

 

Mensch, Tier und Umwelt

Institute of One Health Research
Kleintiere können antibiotikaresistente Mikroorganismen nach einem Spitalaufenthalt bis in das Umfeld ihres Haushalts übertragen. One Health ist global zu einem Gebiet mit dem dringendsten Bedarf an akademischer Forschung geworden.

One Health ist ein ganzheitlicher Forschungsansatz, der davon ausgeht, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt miteinander verbunden sind und sich wechselseitig bedingen. Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von One Health aufgezeigt: Der Erreger stammt aus dem Tierreich, ist auf den Menschen übergesprungen und wird von Menschen wieder auf Tiere übertragen. 

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Epidemien und Pandemien sowie der Zunahme von antibiotikaresistenten Keimen ist One Health global zu einem Gebiet mit dem dringendsten Bedarf an akademischer Forschung geworden. An der Universität Zürich forschen bereits einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu One Health – allerdings noch nicht mit einer gemeinsamen Strategie und Agenda. Dies ändert sich nun mit dem Institute of One Health Research (IOHR).

«Mit dem IOHR wollen wir verschiedene Forschungsaktivitäten in einem fakultätsübergreifenden Verbund zusammenfassen und damit eine neue Ära der One-Health-Forschung in der Schweiz einläuten. Dank dem breit abgestützten Spezialistenwissen aus unterschiedlichsten Disziplinen können wir neue Fragestellungen ganzheitlich und viel effizienter beantworten», fasst Adrian Hehl, Professor für Molekulare Parasitologie, den Mehrwert des neuen Instituts zusammen. Hehl ist Mitinitiant des IOHR, gemeinsam mit den Veterinärprofessoren Max Gassmann und Thomas Lutz hat er die Strategie ausgearbeitet.

Von der Grundlagenforschung über die Krankheitsvorbeugung und -diagnose bis hin zu klinischen Aspekten von Krankheiten bei Mensch und Tier wird das IOHR in Zukunft ein breites Spektrum an Forschungsbereichen vereinen. Zu Beginn konzentriert sich die Forschung am IOHR auf drei zentrale One-Health-Bereiche: Zoonosen, Arzneimittelresistenzen sowie integrierte Ansätze zur Erforschung von Stoffwechselkrankheiten bei Mensch und Tier. Eine entscheidende Rolle kommt dabei den Querschnittsdisziplinen Epidemiologie und Evolutionswissenschaft zu. Die ersten Forschungsprojekte sind für nächstes Jahr geplant – nach der Aufbauphase des Instituts.

Bereits im nächsten Jahr sollen zwei Assistenzprofessuren ans IOHR berufen werden. Sie werden die Leitung der Forschungsaktivitäten übernehmen; gemeinsam mit ihren Teams sowie mehreren angegliederten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von Partnerinstituten bilden sie zu Beginn die Organisation des IOHR. Vorgesehen ist, dass das Institut eigene Labors und Büros auf dem Campus Irchel bezieht. 

Das IOHR wird curriculare Lehrveranstaltungen in den medizinischen Fächern sowie spezielle Kurse und Seminare für Doktorandinnen und Doktoranden anbieten. Ausserdem entsteht während des vierjährigen Förderzeitraums ein Masterstudiengang, der für Bachelor-Studierende aus verschiedenen Life-Science-Studiengängen offen ist und transdisziplinäre Ansätze vermittelt.

 

Recht und Daten

Center for Legal Data Science
Mit der stetig zunehmenden Verfügbarkeit von Daten wird die quantitative Rechtsforschung in Zukunft immer wichtiger. Auch in den traditionellen Berufen für Juristinnen und Juristen wird Legal Tech immer wichtiger.

Die computergestützte, systematische Sammlung, Aufbereitung und Auswertung von Rechtsdaten – beispielsweise von Urteilen, Verträgen oder Statuten – ist Aufgabe der neuen Disziplin «Legal Data Science». Der Einsatz quantitativer Methoden in der Rechtswissenschaft ergänzt die textbasierte Arbeit und trägt letztlich zu qualitativ besseren, weil getesteten, juristischen Aussagen und Entscheiden bei.

Mit der stetig zunehmenden Verfügbarkeit von Daten wird die quantitative Rechtsforschung in Zukunft immer wichtiger. Auch in den klassischen juristischen Betätigungsfeldern, namentlich im Anwaltsberuf, werden heute vermehrt quantitative Kompetenzen in Statistik und Informatik nachgefragt.

Während die quantitative Rechtsforschung in den USA bereits Fuss gefasst hat, steckt sie in Europa, in der Schweiz und auch an der Universität Zürich noch in den Kinderschuhen. «Mit dem Center for Legal Data Science wollen wir nun Kompetenzen aufbauen und als interdisziplinäres wissenschaftliches Netzwerk die quantitative Rechtsforschung zunächst an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät verstärken», erklärt Thomas Gächter, Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät und zukünftiger wissenschaftlicher Beirat des Centers.

Die Besonderheit des Center for Legal Data Science (CLDS) ist, dass es zunächst keine substanziellen Forschungsschwerpunkte ausbildet, sondern den Fokus auf die wissenschaftliche Methode legt. «Die Kernaufgaben sind die wissenschaftliche Durchdringung, Anwendung, kritische Reflexion und Förderung datenwissenschaftlicher Methoden in nationalen und internationalen Rechtskontexten», sagt Tilmann Altwicker, Professor für Öffentliches Recht, Völkerrecht, Rechtsphilosophie und Empirische Rechtsforschung. Er wird sowohl als Vorsitzender des Leitungsausschusses eine zentrale Rolle im CLDS übernehmen, als auch eigene Forschungsprojekte durchführen.

Neben innovativer Forschung an der Schnittstelle von Rechts- und Datenwissenschaften macht es sich das CLDS zur Aufgabe, Erkenntnisse der quantitativen Rechtsforschung in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät zu verbreiten und interessierten Fakultätskolleginnen und -kollegen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Für die Studierenden sind verschiedene Lehrveranstaltungen auf Bachelor- und Masterstufe vorgesehen, um sich quantitative Methodenkenntnisse anzueignen – darunter Statistik, Programmierung und Datenrecht. Geplant ist zudem ein Weiterbildungslehrgang, ein CAS in Legal Data Science, der sich an Nachwuchsforschende, Anwältinnen und Anwälte, Gerichtsschreiberinnen und -schreiber, Richterinnen und Richter oder Verwaltungsmitarbeitende richtet.

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