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Die aktuelle Covid19-Pandemie führt uns vor Augen, wie neue Krankheitserreger moderne Gesellschaften lahmlegen können. Geht man davon aus, dass das Virus nicht durch Manipulationen im Labor entstanden ist, so ist es das Resultat gewöhnlicher evolutionärer Vorgänge, die die Menschheit seit Jahrtausenden begleiten. Seit Tiere und Menschen zusammenleben, gibt es Krankheitserreger, die vom Tier auf den Menschen und seltener in umgekehrter Richtung springen.
Dank moderner Antibiotika haben zwar viele dieser Erreger ihren Schrecken verloren. Doch die grassierenden Resistenzen bei Bakterien machen uns heute schwer zu schaffen. Allein in der Schweiz sterben jährlich mehrere hunderte Menschen an Infekten, die sich nicht mehr mit Antibiotika behandeln lassen. Resistenzen entstehen in einer engen Verflechtung von Mensch, Tier und Umwelt. Um sie wirkungsvoll zu bekämpfen, sollten Veterinär- und Humanmedizin enger zusammenarbeiten, sagt der Dekan der Vetsuisse-Fakultät Roger Stephan. One Health, eine Gesundheit, heisst die Idee dahinter: Die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt bedingen sich wechselseitig – deshalb muss sie auch interdisziplinär erforscht werden.
Die Universität Zürich hat One Health zu einem ihrer Schwerpunkte erkoren. UZH-Forschende arbeiten bereits erfolgreich auf diesem Gebiet, wie das Dossier im aktuellen UZH Magazin zeigt. So hat etwa die Tieräztin Barbara Willi herausgefunden, dass sich antibiotikaresistente Bakterien in Tierkliniken nicht nur leicht zwischen Hunden und Katzen verbreiten, sondern sie können auch an die Halter übertragen werden. Hände sollten deshalb nach Kontakt mit den Tieren gewaschen werden, rät Willi den Besitzerinnen und Besitzern von Haustieren.
Durch einen haushälterischen Umgang mit Antibiotika lässt sich die Bildung von Resistenzen zwar verlangsamen – ganz aus der Welt schaffen lässt sie sich aber nicht. Deshalb sind neue Wirkstoffe gefragt. Chemiker Oliver Zerbe arbeitet zusammen mit der Firma Polyphor, einem Startup der UZH, an einer neuen Klasse von Antibiotika, die resistente Keime eliminieren sollen. Einen anderen, innovativen Ansatz verfolgt der Mediziner Thomas Kessler: er will mit künstlichen Bakteriophagen, spezialisierten Viren, die gefährliche Keime abtöten.
Die aktuelle Pandemie ist noch nicht ausgestanden. Bereits befassen sich Forscherinnen und Forscher an der UZH aber mit neuen Krankheitserregern, die uns künftig gefährlich werden könnten, weil sie von Tieren auf den Menschen überspringen. So hat ein Team um Cornel Fraefel, Leiter des Virologischen Instituts, nachweisen können, dass auch Fledermäuse in der Schweiz solche Viren beherbergen. Als präventive Massnahme befürwortet Fraefel wie viele One-Health-Expertinnen und -Experten eine Verstärkung der Überwachungsprogramme in Wildtier und Nutztierpopulationen – auch in der Schweiz.
Weitere Themen im Heft: Walsers Mikrogramme – der grosse Schweizer Schriftsteller Robert Walser hat in Miniaturschrift an neuen Texten gearbeitet. Forschende am Deutschen Seminar haben diese neu ediert. Licht ins Dunkel – am Institut für Neuroinformatik arbeiten Ingenieure und Informatikerinnen an einer Neuroprothese, die blinden Menschen einen Teil der Sehkraft zurückgeben könnte. Im Porträt erklärt die Soziologin Katja Rost, weshalb Führungskräfte künftig mit Losentscheid bestimmt werden sollten.