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Vor 15 Jahren starteten die ersten Universitären Forschungsschwerpunkte (UFSP). Nun bringt die UZH mit fünf neuen UFSP bereits die dritte Serie auf den Weg. An einer digitalen Auftaktveranstaltung wurden die neuen Verbundprojekte vorgestellt und die Leistungen der bisherigen Forschungsschwerpunkte gewürdigt.
Die UFSP sind nicht nur ein wichtiges Steuerungselement der strategischen Entwicklungsplanung der UZH, sie sind inzwischen auch ein wahres Erfolgsmodell der UZH, wie Rektor Michael Schaepman in seiner Eröffnungsrede klar machte: «Die UFSP vereinen exzellente Forschende aus verschiedenen Disziplinen. Ausserdem fördern sie die Spitzenforschung und tragen wesentlich zur Sichtbarkeit und zur nationalen sowie internationalen Reputation der UZH bei.»
Auch die neue Prorektorin Forschung, Elisabeth Stark, betonte die positive Bilanz der bisherigen UFSP: «Sie haben die Forschungslandschaft an der UZH massgebend verändert», sagte sie. So hat beispielsweise der im Jahr 2006 lancierte UFSP Systembiologie zum Aufbau des Functional Genomics Center Zurich beigetragen. Dieses beschäftigt heute 40 Mitarbeitende und bietet als zentrale Technologieplattform eine einmalige Unterstützung in den Bereichen Genomics und Proteomics an. Die Dienstleistungen des Centers werden heute von vielen Instituten in Anspruch genommen.
Weitere positive Beispiele wurden in einem Filmbeitrag vorgestellt. (siehe Video).
Dass auch die fünf neuen UFSP das Forschungsprofil der UZH in ihrer gesamten Breite als Volluniversität stärken werden, das zeigte sich anhand der Präsentationen der Projektleiterinnen und -leiter im Hauptteil der Veranstaltung. Allesamt handelt es sich dabei um Forschungsthemen, die eine hohe Aktualität aufweisen.
Der Theologe Thomas Schlag präsentierte den UFSP Digital Religion(s). Communication, Interaction and Transformation in the Digital Society. Der Forschungsschwerpunkt untersucht, wie die Digitalisierung religiöse Praktiken verändert. Zwölf interdisziplinäre Forschungsprojekte werden u.a. folgenden Fragen nachgehen: Wie verändert der digitale Wandel die Leitungsstrukturen religiöser und nicht-religiöser Organisationen? Wie beeinflusst er die individuelle religiöse Identitätsbildung? Wie transformiert Digitalisierung die Praktiken des Trauerns und der Seelsorge? Der UFSP bearbeitet ausserdem ethische und rechtliche Fragen des Transhumanismus und der künstlichen Intelligenz und erkundet so die Relevanz von Religion in der digitalen Gesellschaft. Der UFSP will einen Thinktank mit «Digital Shapers» gründen, ausserdem sind universitäre Weiterbildungsangebote für Angehörige unterschiedlicher Religionsgemeinschaften geplant.
Auf die Herausforderungen der neuen Technologien in der Fortpflanzungsmedizin reagiert der UFSP Human Reproduction Reloaded. Errungenschaften wie beispielsweise die In-vitro-Fertilisation haben die Möglichkeiten, Kinder zu bekommen, verändert und erweitert. Dennoch wüssten wir noch wenig über reproduktive Entscheidungen, so Rechtswissenschaftsprofessorin Andrea Büchler. Diese Wissenslücke wollen nun Forschende aus sechs Fakultäten in den kommenden acht Jahren schliessen: Sie werden die rechtlichen, medizinischen und sozialen Voraussetzungen reproduktiver Entscheidungen untersuchen sowie ihre Folgen für das Individuum, die Familie, Gesellschaft und Wirtschaft. Ein besonderes Augenmerk legt der UFSP auf neuere Methoden der Fortpflanzungsmedizin – zum Beispiel die Präimplantationsdiagnostik und Keimzellspende, das «social egg freezing» sowie die Genmanipulationstechnologie Crispr.
Rund 30 Wissenschaftlerinnen und -schaftler aus den Disziplinen Wirtschaft, Politik, Recht, Philosophie, Soziologie und Geschichte setzen sich im UFSP Equality of Opportunity mit Fragen der Gleichheit und Ungleichheit in der Gesellschaft auseinander. Sie erforschen, wie sich wirtschaftliche Veränderungen auf gesellschaftliche Ungleichheiten auswirken – zwischen reich und arm, zwischen gut und weniger gut ausgebildeten Menschen oder zwischen Frauen und Männern. Die Forschungsteams wollen laut Wirtschaftsprofessor David Dorn auch untersuchen, wie bestimmte soziale Normen sich auf die Wahrnehmung von Ungleichheit auswirken, und welche Massnahmen Regierungen treffen könnten, um eine grössere Chancengleichheit für alle Gesellschaftsgruppen zu erreichen. Ein bedeutender Fokus des UFSP liegt auf der Förderung jüngerer Forscherinnen und Forscher auf Doktorats- und Postdoktoratsstufe.
Der UFSP ITINERARE: Innovative Therapies in Rare Diseases – Challenges and Opportunities will zur Bekämpfung seltener Krankheiten beitragen. Wie Immunologin Janine Reichenbach erklärte, kommen seltene Krankheiten gar nicht so selten vor: In Europa leidet eine von 12 Personen an einer seltenen Krankheit. Bis eine korrekte Diagnose gestellt wird, braucht es im Durchschnitt neun Jahre. Für nur fünf Prozent der rund 7000 bekannten seltenen Krankheiten gibt es eine bewährte Therapie. Ausserdem ist das Interesse der Pharmaindustrie an Therapien für seltene Krankheiten gering.
Der UFSP hat sich zum Ziel gesetzt, neuartige Molekular- und Gentherapien für ausgewählte seltene genetische Erkrankungen zu entwickeln. Parallel dazu schafft ITINERARE ein interdiszplinäres Netzwerk, um ethisch-rechtliche und pädagogische Fragen rund um die Therapie seltener Krankheiten zu beantworten. Der UFSP baut auf der Arbeit auf, die durch die beiden Klinischen Forschungsschwerpunkte «radiz – Rare Disease Initiative Zurich» sowie «ImmuGene – Gene Therapie for Severe Immunodeficiency» initiiert worden sind.
Zuletzt stellte die Entwicklungsneurobiologin Esther Stoeckli den UFSP Adaptive Brain Circuits in Development and Learning vor. Der UFSP ist den biologischen Aspekten des Lernens und den Ursachen von Lernstörungen auf der Spur. Bekannt ist, dass Lernen auf neuronalen Netzwerken beruht, also auf Nervenzellen, die miteinander verknüpft sind, und dass Lernen die neuronalen Netzwerke verändert. Wenn sich Netzwerke nicht adaptieren können, d.h., wenn sie nicht plastisch sind, ist auch die Lernfähigkeit eingeschränkt. Noch wenig weiss man hingegen über die molekularen Grundlagen, welche diese neuronalen Netzwerke bilden und verändern. Der UFSP will nun die Entstehung neuronaler Netzwerke sowie ihren Beitrag zu spezifischen Verhaltensweisen in verschiedenen Tiermodellen und im Menschen untersuchen. Dazu werden insgesamt 18 Forschungsgruppen – aus der Grundlagen- sowie klinischer Forschung – zusammenarbeiten.