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Als Spezialisten für Mumien und Skelette sind wir vom Institut für Evolutionäre Medizin schon lange Partner der ägyptischen Kollegen. Mit dem Memorandum organisieren wir aber unsere Arbeit als gleichwertige Partner langfristig und nachhaltig. Für weitere Forschungsprojekte gibt uns die Unterzeichnung auch Planungssicherheit, so können wir in Zukunft gemeinsam «verborgene Schätze heben». Durch das Memorandum erhalten wir eine anerkannte Rolle als Forschungsinstitution in Ägypten – das ist ganz im Sinn der Internationalisierungsstrategie der UZH.
Im letzten Jahr haben wir im ägyptischen Museum in Kairo zu Kanopen geforscht. Das sind Gefässe aus Stein, Keramik, Ton oder Holz, in denen bei der Mumifizierung die inneren Organe aufbewahrt wurden. Die Daten, die wir in den mumifizierten Organen entdeckten, waren überraschend. So konnte zum Beispiel Salicylsäure nachgewiesen werden, eine Substanz, die auch im heutigen Aspirin enthalten ist. Wir planen weitere grössere Mumien-Projekte zusammen mit unseren ägyptischen Kolleginnen und Kollegen, aktuell kann ich dazu nicht mehr sagen.
Sie basiert auf Wissenstransfer und Austausch. So schulen wir Kuratorinnen und Kuratoren, Restauratoren, Archäologiestudierende sowie Museumsfachleute im Umgang mit Mumien, Skeletten und Kanopenkrügen. Ägyptische Forschende kommen zu uns an die UZH und umgekehrt arbeiten wir vor Ort in Ägypten. Dies umfasst Laborbesuche und auch Lehrveranstaltungen, letzte halte ich schon seit Jahren vor Ort an verschiedenen Museen und der lokalen Universität ab.
Ebenso, läuft aktuell gerade ein gemeinsames Projekt zu «capacity building», unterstützt vom Schweizerischen Bundesamt für Kultur, an. Wir wollen Richtlinien festlegen, was man bei der Untersuchung und Inventarisierung von Mumien und Skeletten beachten sollte. Dies sind ja empfindliche und sehr wertvolle Objekte, mit denen man pfleglich und ethisch korrekt umgehen sollte. Unsere Methoden sind oft minimal- oder gar nicht-invasiv. Endoskopie, konventionelles Röntgen oder die bildgebenden Verfahren der Computer- und der Magnetresonanztomographie (MRI) gehören zu den modernen Werkzeugen der Paläopathologie. Geplant ist, dass auch in dem Projekt ägyptische Forschende und Doktorierende oder Studierende zu uns kommen, und wir gemeinsam ein Regelwerk entwickeln.
Wir sind in dieser Hinsicht eine Art Pioniere. Durch meine langjährige Zusammenarbeit mit meinen ägyptischen Kollegen geniesse ich einen grossen Vertrauensvorschuss, der nun in diesem spezifischen Forschungs- und Lehrmemorandum seinen Niederschlag findet. Zeitlich ist die Vereinbarung zunächst auf drei Jahre festgelegt, soll aber weit darüber hinaus wirksam sein.
Vertrauen ist enorm wichtig, weil gerade Ägypten ein gebranntes Kind ist. In der Vergangenheit, aber auch heute noch, treten Leute aus dem Westen zum Teil mit kolonialem Duktus auf, das verärgert die Ägypter verständlicherweise. Sie versuchen sich deshalb auch mit bürokratischen Hürden zu schützen. Doch nach wie vor werden Exponate, etwa Tempelteile, illegal exportiert. Gerade die Schweiz hat einen zweifelhaften Ruf als ein weltweites Zentrum für den Schwarzmarkt und Ägyptologica werden leider zum Teil illegal gehandelt. Deshalb ist es gut, dass die UZH jetzt mit dem Memorandum ein positives Signal aus der Schweiz sendet.
Im Moment ist leider ein Stillstand eingetreten. Unter normalen Umständen wäre ich jetzt in Kairo, aber alle Veranstaltungen und Ausgrabungen wurden abgesagt. Man weiss im Moment auch wenig darüber, welche genauen Auswirkungen die Corona-Pandemie in Ägypten hat. Hoffen wir, dass sich die Situation bald beruhigt, dann steht der weiteren Zusammenarbeit nichts mehr im Wege.