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Corona-Tracing

Hohe Akzeptanz für Tracking-App

Die Chancen einer freiwilligen Tracking-App stehen gut: Weite Teile der Schweizer Bevölkerung sind bereit, eine solche App zu nutzen, wenn diese von Bund und Kantonen herausgegeben wird. Dies zeigt eine Umfrage bei über 1300 Personen.
Eszter Hargittai, Florent Thouvenin
Tracking-App
Eine Tracking-App hilft festzustellen, ob wir in Kontakt mit infizierten Personen gekommen sind. In der Schweiz soll jeder selbst entscheiden können, ob er die App auf seinem Smartphone installiert und aktiviert.


Von Argentinien bis Polen und von Südkorea bis Israel vertrauen immer mehr Regierungen auf Apps, um die Verbreitung des Virus zu verfolgen und zu bekämpfen. Grundsätzlich wäre es ohne weiteres möglich, die Schweizerinnen und Schweizer zur Nutzung einer solchen Tracking-App zu verpflichten. So wie der Bundesrat gestützt auf das Epidemiengesetz in den Covid-19-Verordnungen weitgehende Massnahmen erlassen hat, könnte er auch die Nutzung der App verbindlich erklären. Dies wäre allerdings ein weitgehender Eingriff in die Privatsphäre und in die vielbeschworene «informationelle Selbstbestimmung» der Bürgerinnen und Bürger. Die Installation und die Nutzung der App sollen deshalb, zumindest nach heutigem Stand, freiwillig erfolgen. 

Mehrheit dafür

Mit Blick auf die weiteren Lockerungen wollten wir wissen, ob und unter welchen Voraussetzungen Schweizerinnen und Schweizer bereit sind, eine Tracking-App auf ihrem Smartphone zu installieren. Das zentrale Ergebnis der repräsentativen Umfrage, die wir Mitte April durchgeführt haben, ist durchaus erfreulich: Im Wissen, dass eine Tracking-App ihre Standortdaten und Informationen über ihren Gesundheitszustand erfassen würde, gaben fast drei Viertel der Schweizerinnen und Schweizer (72 Prozent) an, dass sie bereit wären, eine solche App zu installieren.

Der erfolgreiche Einsatz dieser App setzt allerdings voraus, dass es gelingt, möglichst viele Menschen zur Installation und zur Nutzung zu motivieren. Dafür gibt es zahlreiche gute Gründe: die Möglichkeit, sich selbst und seine Angehörigen zu schützen, das Wissen, einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten, der Wunsch nach der Rückkehr zu einer gewissen Normalität, die Angst vor einer «zweiten Welle» – und allenfalls auch der (mehr oder minder) sanfte soziale Druck von Arbeitgebern, Freunden und Verwandten.

Mit unserer Umfrage wollten wir herausfinden, ob die Bereitschaft der Schweizerinnen und Schweizer zur Nutzung einer Tracking-App auch davon abhängt, wer die App herausgibt. Wir haben die Teilnehmenden deshalb gefragt, ob sie bereit wären, eine solche App zu installieren, wenn sie von einer bestimmten Organisation oder Institution herausgegeben würde.

Die Umfrage hat gezeigt, dass etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54 Prozent) zur Nutzung einer Tracking-App bereit wäre, wenn sie vom Bundesrat herausgegeben würde. Jeweils ungefähr ein Drittel würde auch eine vom BAG (33 Prozent) beziehungsweise von der eigenen Kantonsregierung (28 Prozent) herausgegebene App installieren. Interessanterweise hat ein Fünftel der Personen, für welche das BAG als Herausgeber infrage kommen würde, nicht zugleich auch den Bundesrat als Herausgeber gewählt. Diese Gruppe von Personen scheint dem BAG mehr Vertrauen zu schenken als dem Bundesrat.

Wenig Vertrauen in Tech-Firmen

Deutlich weniger Personen waren bereit, eine App zu installieren, die von anderen Organisationen herausgegeben würde, etwa von der eigenen Gemeinde (16 Prozent), der eigenen Krankenkasse (15 Prozent), einer internationalen Organisation (12 Prozent), einer Universität oder einer gemeinnützigen Organisation (je 11 Prozent). Eindeutig am geringsten scheint das Vertrauen gegenüber Technologieunternehmen zu sein (6 Prozent). Damit erscheint klar, dass private Anbieter kaum damit rechnen dürfen, dass ihre Apps in einem relevanten Umfang genutzt würden.

Darüber hinaus zeigten sich auch relevante regionale Unterschiede. Während in der Deutschschweiz immerhin zwei Drittel der Befragten zur Installation und zur Nutzung einer Tracking-App bereit wären, sind es in der italienischsprachigen Schweiz 72 Prozent und in den französischsprachigen Landesteilen sogar 77 Prozent. Wenig überraschend mag sein, dass eigene Erfahrungen mit der Pandemie einen Unterschied machen. Immerhin ein Drittel der Befragten hat angegeben, jemanden zu kennen, der von Covid-19 betroffen war oder ist. Von diesen Personen wären 79 Prozent bereit, eine Tracking-App zu installieren, während der Anteil bei Personen, die keine Betroffenen kennen, nur 68 Prozent beträgt.

Unsere Umfrage zeigt damit vor allem zwei Dinge: Zum einen stehen die Chancen gut, dass eine Tracking-App in der Schweiz von vielen Menschen genutzt wird – auch wenn (oder vielleicht gerade weil) die Nutzung freiwillig sein wird. Zum anderen dürfte es entscheidend sein, dass der Bundesrat, das BAG und die Kantonsregierungen gemeinsam als Herausgeber auftreten, um möglichst viele Menschen zu motivieren, die Tracking-App zu installieren und zu nutzen.