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Prof. Jean-Michel Hatt, Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere:
«Um auf den Klimawandel zu reagieren, gibt es drei Möglichkeiten: Ausweichen, anpassen oder sterben. Tiere in extremen Klimazonen, dazu gehören auch Rentiere, haben es da besonders schwer. Sie sind bereits in einem hohen Mass angepasst und ihre Ausweichmöglichkeiten sind sehr begrenzt. Aufgrund des temperaturbedingten vermehrten Regens, bildet sich eine Eisschicht auf den Flechten, der Hauptnahrung der Rentiere. Doch Anpassungen sind möglich. Auf den Spitzbergen wurde beobachtet, dass Rentiere Seetang fressen, um den Mangel an Flechten zu kompensieren. Das hat allerdings seinen Preis. Vermutlich aufgrund der vermehrten Salzaufnahme, haben diese Rentiere vermehrt Durchfall. Dennoch scheint sich diese Anpassung bis jetzt zu bewähren. Langzeitstudien stehen allerdings noch aus.»
Prof. Gabriela Schaepman-Strub, Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften:
«Bäume haben einerseits, wenn sie in unseren Breiten angepflanzt werden, einen kühlenden Effekt auf das Klima – insbesondere im Vergleich mit anderen Landwirtschaftsflächen. Eine Fläche mit Weihnachtsbäumen speichert während dem die Bäume wachsen mehr Kohlendioxid aus der Luft, als andere Wuchsformen. Ausserdem kann der eingelagerte Kohlenstoff bei der Entsorgung beispielsweise über eine Biogasanlage als erneuerbare Energie noch einmal verwendet werden.
Andererseits stellen aber Bäume in Monokulturen für die Umwelt eine hohe Belastung dar, da sie anfällig sind auf Schädlinge und <Unkraut> oft mit Herbiziden bekämpft wird. Das Aufziehen von Bäumen aus diversen Kulturen reduziert hingegen die Anfälligkeit auf Schädlinge, womit der Pestizideinsatz massiv reduziert werden kann. Wer gerne die Tradition des Weihnachtsbaums aufrechterhalten will, sollte sich, wenn möglich, einen Baum kaufen, der aus regionaler Produktion und einer diversen Kultur entstammt. Idealerweise sollte man ihn nach der Weihnachtszeit über eine Biogasanlage recyceln. Oder aber: Man verzichtet ganz auf den Baum im Wohnzimmer und geniesst die Tannen nach einem feinen Weihnachtsessen draussen an der frischen Luft unter dem Sternenhimmel!»
Prof. Peter Schaber, Philosophisches Seminar:
«Die Frage legt einen Zusammenhang zwischen Weihnachten und Spenden nahe, der nicht besteht. Das heisst: Man sollte spenden, dies aber nicht, weil Weihnachten bevorsteht, sondern weil sehr viele Menschen dringend auf Hilfe angewiesen sind, um ein minimal gutes Leben führen zu können. Dabei sollte man nicht einfach spenden, sondern richtig spenden. Und richtig spendet man nicht einfach, wenn man für gute Zwecke spendet, sondern bloss dann, wenn man Hilfsprojekte unterstützt, die dort helfen, wo die Not am grössten ist und die Hilfe die besten Effekte erzielt. Das setzt allerdings ein Wissen voraus, das wir nicht haben und das wir auch nur sehr schwer selber erwerben können. Es gibt aber Organisationen, die über ein solches Wissen verfügen. Bevor man spendet, ist es deshalb ratsam, wenn nicht gar Pflicht, sich an eine solche Organisation zu wenden, um geeignete Hilfsprojekte zu identifizieren. GiveWell ist eine solche Organisation. Sie zu konsultieren, ermöglicht es uns, richtig zu spenden; und dies nicht nur an Weihnachten.»
Prof. Leander D. Loacker, Rechtswissenschaftliche Fakultät:
«Werden Gutscheine unbefristet ausgestellt, so gelangen bei Massgeblichkeit des schweizerischen Rechts die allgemeinen Verjährungsfristen zur Anwendung (Art. 127 ff. OR). Je nach Art des Gutscheins läuft das auf eine Gültigkeit von maximal fünf oder zehn Jahren hinaus. Ist hingegen eine klare Befristung vorgesehen, die kürzer als die Verjährungsfrist ist, sind sich Juristen nicht ganz einig: Während die einen das für akzeptabel halten, sprechen sich andere für die Unzulässigkeit einer Verkürzung aus. Meines Erachtens muss die Verjährung ein wichtiger erster Anhaltspunkt sein – den Ausschlag geben sollte letztlich aber die Angemessenheit im konkreten Einzelfall, was vor allem vom Gegenstand des Gutscheins abhängen wird.»
Dr. Yonca Krahn, Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft:
«Es war einmal eine Tradition, erzählt man sich unter den Weihnachtsbäumen amerikanischer Familien, die käme aus Deutschland: Damals als der deutsch-amerikanische Offizier Hans Lauer im amerikanischen Bürgerkrieg gefangenengenommen wurde, reichte man ihm auf dem Sterbebett eine Gewürzgurke – sein letzter Wunsch. Doch nach Genuss dieser wurde er auf wundersame Weise wieder gesund. Als Dank hing er nun alljährlich eine dieser eingemachten Delikatessen an den Weihnachtsbaum. Seine Fortführung findet diese Praxis nun darin, dass der Finder der Gürkchen ein extra Geschenk erhalte und vor allem würde er im folgenden Jahr besonders viel Glück haben. Bereits um 1900 soll im thüringischen Lautscha die erste Weihnachtsgurke hergestellt worden sein. Auch im Katalog der brandenburgischen Lyra-Fahrradwerke von 1909 befindet sich eine Gurke, neben Trompeten, Schmetterlingen und Kugeln zu einem Set arrangiert, welches für 85 Pfennig erstanden werden konnte.»
Prof. Christoph Uehlinger, Religionswissenschaftliches Seminar:
«Seit der Spätantike ist der 6. Dezember der Gedenktag des von Orthodoxen und Katholiken als Heiliger verehrten Nikolaus, der im 4. Jahrhundert Bischof von Myra (heute Demre in der Türkei) war. Um den Heiligen ranken sich viele Legenden, darunter solche, bei denen Kinder begünstigt oder gerettet werden, und solche, die den Bischof als Gabenspender und Retter vor der Hungersnot propagieren. Aus ihrer Verbindung mit dem biblischen Gleichnis von den Talenten hat sich der Brauch entwickelt, Nikolaus alljährlich zur Beurteilung des im vergangenen Jahr Geleisteten antreten zu lassen. Jahrhundertelang war das Nikolausfest, nicht Weihnachten, der Tag der Geschenke – in wenigen katholischen Regionen ist das bis heute so.
Protestantisch geprägte Gesellschaften hatten für den Heiligen keine Verwendung. Auf den Brauch des Beschenkens, insbesondere der Kinder, wollte man nicht verzichten und verschob ihn auf die <Christnacht>. Martin Luther höchstpersönlich soll die Rolle des Bescherers dem <Christkind> übertragen haben. Bildungsbürger des 18. Jhs. erfanden den <Weihnachtsmann>, in Nordamerika <Santa Claus>: Der Name erinnert an den einstigen Heiligen, die Person aber ist zur Märchengestalt mutiert, über deren Existenz sich so trefflich disputieren lässt wie über die von Elfen und Osterhasen.
Jenseits religiöser Binnendifferenzierungen oder der Unterscheidung von Religion und Nicht-Religion ist der <Weihnachtsmann> im Laufe des 20. Jahrhunderts eine zentrale Figur des globalisierten kapitalistischen Jahresendspektakels geworden, deren Wirken nicht mehr zwingend auf den einen oder anderen Festtag beschränkt bleiben muss.»
Prof. Michel Maréchal, Institut für Volkswirtschaftslehre:
«Ein Geschenk kann Dankbarkeit über eine gute Geschäftsbeziehung zum Ausdruck bringen oder berechnend und manipulativ eingesetzt werden. Wo die Trennlinie dazwischen verläuft, ist selten eindeutig. In vielen Branchen und Firmen gelten Richtlinien bezüglich Umfang und Wert von Geschenken, die Mitarbeitende annehmen dürfen. Solche Grenzwerte basieren auf der Annahme, dass kleinere Geschenke unbedenklich sind, während wertvolle Geschenke bei den Empfängern zu Interessenskonflikten führen und sie in ihren Entscheidungen beeinflussen.
Gleich zu Beginn einer neuen Geschäftsbeziehung mit einem Geschenk aufzutauchen, wirkt möglicherweise berechnend und ist deshalb kontraproduktiv. Besteht jedoch bereits ein Kontakt, kann der Kunde die Aufmerksamkeit auch als Dankeschön wahrnehmen und als Ausdruck dafür, dass die Beziehung geschätzt wird. Kleine Präsente zu verteilen, kann für Handelsvertreter also eine profitable Strategie sein. Besonders, wenn sie der Chefin oder dem Chef persönlich überreicht werden. Somit spielt die Art der Beziehung zwischen den Geschäftspartnern eine wichtige Rolle. Bereits kleine Aufmerksamkeiten können als persönliche Gefälligkeiten interpretiert werden, für die man sich dann mit einem Gegengefallen revanchiert.»
Prof. Thomas Greber, Physik-Institut:
«Wenn der Weihnachtsmann, oder vielleicht doch das Christkind, von Kind zu Kind fliegen soll, dort ein Geschenk ablädt, und das rechtzeitig, braucht er ein Gefährt, das schnell beschleunigt und schnell bremst – zum Beispiel eine Drohne. Um das Problem zumindest theoretisch zu lösen, muss man ein paar Annahmen treffen: die Existenz des Weihnachtsmannes, dass es momentan etwa 2 Milliarden Kinder gibt, die jünger als 15 Jahre alt sind, dass die Zeit für das Ausladen eines Geschenkes rund eine Sekunde dauert, und die Maximalgeschwindigkeit des Schlittens, beispielsweise Schallgeschwindigkeit und den Erdradius von 6400 Kilometern wissen. Dann findet man, mit der Annahme, dass es überall gleichviele Kinder pro Quadratmeter gibt, einen mittleren Abstand zwischen einem Kind von etwa einem halben Kilometer.
Dies bedeutet: Die Liefer- und Flugzeit für ein Kind betrüge zwei Sekunden und es könnten in einem Tag etwa 40 000 Kinder beschenkt werden – somit würde es mehr als dreissig Jahre dauern, bis der Weihnachtsmann alle Kinder glücklich macht. Würde sich der Weihnachtsmann jedoch mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, wäre er nur etwa eine Stunde unterwegs, ohne jedoch die Zeit fürs Einpacken und Ausladen zu rechnen.»