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Die UZH hat in den letzten Jahren viel Ressourcen in die offene Publikationskultur investiert. Spätestens seit der Open Science Policy von 2021 hat das Thema strategische Bedeutung. Wo stehen wir heute?
Elisabeth Stark: Wir haben in den letzten Jahren an der UZH das Bewusstsein für Open Science enorm gesteigert. In manchen Bereichen wie dem freien Zugang zu Publikationen, das heisst Open Access, wurde viel erreicht. In anderen Gebieten wie Open Research Data, Open Source oder Open Code sind wir noch nicht so weit fortgeschritten – das hat aber auch damit zu tun, dass es neuere Themen sind und die Herausforderungen je nach Disziplin und Datentyp komplexer.
Andrea Malits: Ich kann bestätigen, dass wir im Bereich Open Access sehr gut unterwegs sind und von einer Erfolgsstory sprechen dürfen: Der Anteil der frei verfügbaren Publikationen hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht, nun sind wir an der UZH wie übrigens auch schweizweit bei knapp 70 Prozent. Die sogenannten Read&Publish-Verträge, die wir teils für die ganze Schweiz, teils nur für die UZH abschliessen, haben wesentlich dazu beigetragen.
Christian Schwarzenegger: Der Wandel in der Publikationswelt in den letzten Jahren ist dramatisch. Als 2017 die nationale Open-Access-Strategie verabschiedet wurde, waren die meisten Publikationen hinter Bezahlschranken abgeschottet – und die Forschenden reagierten beinahe schockiert auf die neuen Vorgaben. Heute erreichen wir an der UZH gut 70 Prozent Open Access – wenn auch auf unterschiedliche Arten. Dieser Erfolg ist Resultat der breiten Förderung durch die Policy, die Open-Science-Geschäftsstelle und die Open-Science-Delegierten sowie der Services, die die Universitätsbibliothek zur Verfügung stellt. Innert wenigen Jahren konnten wir für das Thema an der UZH einen konstruktiven, zukunftsgerichteten Spirit schaffen. Um auf 100 Prozent Open Access zu kommen, brauchen wir weitere Massnahmen wie alternative Publikationsmodelle und die Einführung eines Zweitveröffentlichungsrechts auf nationaler Ebene. Dies fordert auch die revidierte Open Access Strategie von swissuniversities und des SNF.
Wieso ist das Recht auf Zweitveröffentlichung wichtig?
Andrea Malits: Im Moment ist es so, dass Forschende den Verlagen exklusiv teils weitgehende Nutzungsrechte ihrer wissenschaftlichen Arbeit zusichern. Das erschwert die Hinterlegung von Publikationen in institutionellen Repositorien wie beispielsweise ZORA der UZH. Das Recht auf eine Zweitveröffentlichung, wie es in anderen europäischen Ländern bereits existiert, würde dieses Problem lösen.
Open Science bedingt mit dem freien Zugang zu Publikationen, Programmen und Forschungsdaten einen Kulturwandel. Tragen die Forscher:innen der UZH diesen mit?
Andrea Malits: Ich stelle vor allem bei der jüngeren Generation der Forschenden einen Kulturwandel fest. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Zugang zu ihren Publikationen offen sein muss und die Rechte an den Publikationen bei ihnen und nicht bei den Verlagen liegen. Es ist ja ihre Forschung, es sind ihre Resultate, die sie mit viel Engagement erarbeitet haben, und man möchte die Kontrolle darüber behalten. Da hat ein Wandel stattgefunden, der mich sehr optimistisch stimmt. Damit verbunden ist aber auch der Anspruch an die Universität, in diesen Bereichen gute Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen.
Elisabeth Stark: Den Forschenden ist unterdessen klar geworden, dass Open Science nicht einfach eine Nebensache ist, sondern ein zentrales Thema darstellt und zu den Kernkompetenzen gehört, die letztlich in ihrem eigenen Interesse sind.
Christian Schwarzenegger: Es stimmt, die Grundidee von Open Science und im Besonderen von Open Access leuchtet den Forschenden ein. Alle möchten für ihre Arbeiten möglichst viel Verbreitung finden und gelesen werden. Auf dieser Ebene haben wir kein Problem.
Aber in anderen Bereichen?
Christian Schwarzenegger: Andrea Malits hat es angesprochen: Es braucht von Seiten der Universität unterstützende Massnahmen. Zwar werden die neuen Publikationskanäle begrüsst, aber die Forschenden haben nicht die Zeit, sich vertieft darum zu kümmern. Stattdessen verlangen sie von uns, für einen effizienten Publikationsservice zu sorgen, damit sie ihre Arbeiten in der bestmöglichen Umgebung ohne viel Aufwand veröffentlichen können. Ich beziehe mich hiermit nicht auf das Peer Reviewing, das selbstverständlich Sache der Forschenden ist, sondern auf den Publikationsprozesse im engeren Sinn.
Bedeutet dies für die Universität mehr Aufwand und Dienstleistungen als früher?
Christian Schwarzenegger: Ja, es ist mit deutlich mehr Aufwand verbunden. Einerseits versuchen wir im internationalen Kontext, mit den grossen wissenschaftlichen Verlagen wie Elsevier, Wiley und Springer zu einem Modell «Publish as a Service» zu kommen. Alle wissenschaftlichen Publikationen aus der Schweiz sollen Open Access sein. Ihre Datenbanken sollen mit KI-Lösungen durchsuch- und auswertbar gemacht werden und die Nutzungsbedigungen sollen eine möglichst weitgehende Wiederverwertung garantieren (CC BY Lizenz). Andererseits sollen auch langformatige Publikationen und «lokale» Zeitschriften in Deutsch, Französisch und Italienisch in Open-Access-Formate transformiert werden. Das Aushandeln solcher Lösungen können wir nicht den Forschenden überlassen.
Elisabeth Stark: Es gibt natürlich auch etliche Forscherinnen und Forscher, die als Herausgeberinnen und Herausgeber von Zeitschriften mitwirken. Diese von der Notwendigkeit und den Vorteilen des Open Access Publishing zu überzeugen, ist häufig Teil unserer Arbeit. Open Science hat die Publikationslandschaft aber auch insofern verändert, als manche Verlage mit den extra Publikationsgebühren für Open Access ein neues Geschäftsmodell entdeckt haben, dessen Auswirkungen nicht im Sinne der Sache sind. Verlage gründen ausserdem gerne zusätzliche, neue Reihen und Zeitschriften, für die sie Forschende mit lukrativen Honoraren als Reviewer- und Herausgeber:innen ködern. Die Publikationsmengen steigen und damit auch die Kosten im Gesamtsystem, die Qualitätsfrage hinkt häufig hinterher.
Wir haben an der UB die Open Science Services ausgebaut, die die Forschenden beim Publikationsprozess und im Forschungsdatenmanagement unterstützen.
Nach dem erfolgreichen Aufbau von Open Science an der UZH beginnt nun die zweite Phase der Konsolidierung. Wie sieht die Planung für die nahe Zukunft konkret aus?
Christian Schwarzenegger: Open Science liegt an der Schnittstelle zwischen Forschung und Dienstleistungen, die üblicherweise von Bibliotheken angeboten werden. Entsprechend haben wir in der ersten Phase die Geschäftsstelle Open Science mit den Delegierten zunächst beim Prorektorat Forschung angegliedert, um möglichst rasch diesen Spirit in die Institution reinzutragen.
In der Zwischenzeit haben wir an der Universitätsbibliothek die Open Science Services ausgebaut, die die Forschenden beim Publikationsprozess und im Forschungsdatenmanagement praktisch unterstützen, z.B. mit dem Netzwerk der Data Stewards, das sich im Aufbau befindet. Nun erweitern wir die Aufgaben dieser Abteilung von Andrea Malits um neue Aufgaben, wie sie bisher von der Geschäftsstelle erbracht worden waren. So ist vorgesehen, dass wir ab nächstem Jahr mit einer erweiterten Arbeitsgruppe von Open Science Delegierten die Umsetzung von Open Science weiterentwickeln. Das heisst, die Konsolidierung und nachhaltige Weiterentwicklung des Bereichs Open Science findet an der UB statt, die meinem Prorektorat Professuren und wissenschaftliche Information zugeordnet ist.
Elisabeth Stark: Diese Verlagerung zur UB ist Resultat eines intensiven strategischen Prozesses über zwei Leitungsbereiche der Universität, den wir in den letzten Monaten geführt haben. Ich begrüsse das Ergebnis ausdrücklich. Mit Blick auf die Zukunft ist es richtig und sinnvoll, dass es künftig eine institutionelle Anlaufstelle für Open Science in der Universitätsbibliothek geben wird. Ich bin als Prorektorin Forschung mit meinem Team natürlich weiterhin eng eingebunden.
Im Rahmen der Reorganisation ist wie erwähnt eine neue Arbeitsgruppe Open Science geplant. Was ist ihre Aufgabe?
Andrea Malits: In die Arbeitsgruppe werden Vertreter:innen aus allen Fakultäten berufen, die mit Open Science aus ihrem Arbeitsfeld vertraut sind. Da wird viel Know-how zusammenkommen, das wir flächendeckend in die Fakultäten und Institute zurückspielen können. Ich stelle mir vor, dass die Arbeitsgruppe inhaltliche Schwerpunkte und Umsetzungsszenarien bei den wichtigen Themen von Open Access, Open Data und Open Code setzen wird. Durch diese verstärkte Zusammenarbeit mit Forschenden und Treibern von Open Science können wir den Bereich Open Science an der UZH nachhaltig weiterentwickeln.
Der Bereich Open Science wird durch die Konzentration in der UB gestärkt?
Christian Schwarzenegger: Auf jeden Fall, wir konzentrieren und verstärken unsere Anstrengungen und haben dafür im Rahmen des Entwicklungs- und Finanzplans EFP auch mehr Mittel zugesprochen erhalten.
Die UZH hat auch mit Erfolg Drittmittel von swissuniversities für Open Science eingespielt, genau gesagt knapp sechs Millionen Franken (Stand Juli 24). Am 18. November findet eine Abschlussveranstaltung zu den geförderten Projekten statt. Was zeichnet diese aus, wo ist die UZH besonders stark?
Andrea Malits: Die Projekte stammen aus unterschiedlichen Disziplinen, von der Chemie über die Botanik bis zur Linguistik oder der Biomedizin. Was die Projekte auszeichnet, ist ihre Breite über alle Fakultäten. Ich habe noch selten die UZH derart gut als Volluniversität wahrgenommen.
Christian Schwarzenegger: Mit der Veranstaltung wollen wir die Projekte, die für die Förderperiode 2021-2024 Mittel eingeholt hatten, sichtbarer machen und würdigen. Wie genau die Calls von swissuniversities in der Periode von 2025-2028 weitergeführt werden, ist angesichts der Sparbemühungen des Bundes im Detail aktuell noch unklar.
Elisabeth Stark: Zur Ergänzung: Die erfolgreiche Einwerbung der Mittel hat auch mit der exzellenten Vorbereitung und Begleitung der Anträge durch das Prorektorat von Christian Schwarzenegger zu tun. Die Leute haben nicht einfach unkoordiniert Anträge eingereicht, sondern die Projekte wurden intern begutachtet und abgestimmt.
Den Forschenden ist unterdessen klar geworden, dass Open Science nicht einfach eine Nebensache ist, sondern ein zentrales Thema darstellt und zu den Kernkompetenzen gehört.
Auf der nationalen Ebene geben bei Open Science swissuniversities und der Schweizerische Nationalfonds SNF den Takt an. Auch dort beginnt nächstes Jahr Phase II, die aktualisierte nationale Open-Access-Strategie strebt den Wechsel zu 100 Prozent Open Access bis spätestens 2032 an. Kann die UZH dieses Ziel erreichen?
Christian Schwarzenegger: Ich bin optimistisch, die Aufbruchstimmung, der Spirit für das Thema besteht. Aus Sicht der Universitätsleitung ist es wichtig, diesen Wandel auf eine nachhaltig finanzierbare Weise zu erzielen. Das sieht auch die revidierte nationale Strategie explizit vor. Das heisst konkret, dass wir den Grossverlagen für den freien Zugang nicht unbegrenzt Mittel bezahlen können. Da gibt es ein Spannungsverhältnis, denn die gewinnorientierten Verlage versuchen die Abhängigkeit auszunutzen. Sie verstärken sie noch, indem sie laufend neue Analyse-Tools und Zusatzdienste entwickeln und anbieten.
Die Read & Publish-Verträge mit den Grossverlagen, die den Forschenden die kostenlose Publikation von Open Access-Artikeln ermöglichen, standen ja immer wieder wegen den hohen Renditen in der Kritik. Teilen Sie diese Meinung?
Christian Schwarzenegger: Die Grossverlage haben in der Vergangenheit das höhere Preisniveau in der Schweiz ausgenutzt, ähnlich wie bei den Medikamenten. Nun konnte Deutschland die Open-Access-Kosten pro Artikel durch harte Verhandlungen reduzieren, und ich denke, wir können in den laufenden Verhandlungen davon profitieren. Ich bin zuversichtlich, dass auf Basis unserer Verträge die Kosten pro Artikel sinken werden. Allerdings hängt die Kostenentwicklung auch vom Gesamtvolumen der Publikationen ab, das nach wie vor steigt.
Um die Abhängigkeit von den kommerziellen Wissenschafts-Verlagen zu verkleinern, haben die Universitäten auch begonnen, eigene Publikationswege zu erschliessen, Stichwort Diamond Open Access. Was unternimmt die UZH diesbezüglich?
Christian Schwarzenegger: Wir haben an der UZH vor einigen Jahren die Publikationsplattform HOPE (Hauptbibliothek Open Publishing Environment) aufgebaut. Es ist eine technische Dienstleistung für die Herausgeber:innen an der UZH, damit sie sich nicht um das Hosting und die damit verbundenen Workflows kümmern müssen. Auf HOPE stehen unterdessen rund 20 Open-Access-Zeitschriften zur Verfügung und unsere Strategie sieht vor, Diamond Open Access weiterhin stark zu fördern. Es ist eine wichtige Alternative zu den Grossverlagen.
Elisabeth Stark: Es ist auf jeden Fall sinnvoll, eigene Verlage aufzubauen. In der Linguistik gibt es gute Beispiele, dass Diamond Open Access funktionieren kann. So ist zum Beispiel die Zeitschrift Glossa aus der Elsevier-Zeitschrift Lingua heraus entstanden, als die gesamte Herausgeberschaft Lingua verlassen und mit Glossa eine neue Diamond-Open-Access-Zeitschrift gegründet hat. Und mit «Language Science Press» hat die Linguistik auch einen gut funktionieren Diamond-Open-Access-Verlag.
Bedeuten Eigenverlage der Hochschulen nicht einfach eine Verlagerung der Kosten, statt Geld an die Grosssverlage gehen die Mittel an die eigenen Verlage?
Elisabeth Stark: Die Verlagsarbeit wird an die Universitäten verlagert, aber die Kosten sind insgesamt deutlich tiefer.
Andrea Malits: Das Beispiel von Glossa finde ich interessant. Wenn es gelingt, etablierte Zeitschriften von Grossverlagen zu übernehmen, ist das eine sinnvolle Option. Einerseits entfällt damit die Aufbauarbeit, die Zeitschrift ist ja bekannt. Andererseits haben wir die Publikationswege wie bei Diamond Open Access in den eigenen Händen. Dieses Flipping-Modell müsste häufiger zum Einsatz kommen.
Ich stelle vor allem bei der jüngeren Generation der Forschenden einen Kulturwandel fest. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass der Zugang zu ihren Publikationen offen sein muss.
Wie sieht es im Bereich Open Research Data aus, gibt es konkrete Pläne?
Christian Schwarzenegger: Wir haben dank den eingeworbenen Projekten von swissuniversities viel Schwung erzeugt für Praktiken im Umgang mit Forschungsdaten. Diese verfolgen wir weiter. Gleichzeitig braucht es an der UZH mehr Kapazitäten für das Bereitstellen und die Bearbeitung von Daten – da braucht es noch einen Effort.
Auf nationaler Ebene laufen Anstrengungen, gesamtschweizerische Lösungen zu entwickeln, dass also in gewissen Institutionen Datenrepositorien zu bestimmten Themen geschaffen werden, die von allen Forschenden genutzt werden können. Das ist in unserem föderalistischen System mit Hochschulen, die unterschiedlich finanziert werden, allerdings nicht ganz einfach. Mit SWISSUbase und der Kooperation von LiRI, der linguistischen Technologieplattform der UZH, und LaRS, dem Language Repository of Switzerland, ist uns das bereits gelungen.
Elisabeth Stark: Ein anderer Aspekt ist der dramatisch steigende Bedarf an Speicherkapazität – das ist fast ein Naturgesetz in der datengetriebenen Forschung, die gerade stark an Bedeutung gewinnt. Allein die Daten, welche von der Technologieplattform „Center for Microscopy and Image Analysis“, generiert werden, bringen unsere Kapazitäten an die Grenzen. Das Thema Open Research Data ist zudem sehr komplex, weil es unterschiedliche Datentypen gibt, die unterschiedliche Herausforderungen hinsichtlich Vertraulichkeit, Zugänglichkeit und Speicherung stellen. Hochsensible klinische Patientendaten müssen anders verwaltet werden als historische oder biologische Daten. Leider aber werden die Grenzen da immer noch bei der eigenen Disziplin gezogen, statt fächerübergreifend Lösungen für den gleichen Datentyp zu suchen.
Ist auf europäischer Ebene nicht ein Cloud-Service geplant, der das Kapazitätsproblem entschärfen könnte?
Elisabeth Stark: Die European Open Science Cloud (EOSC) ist im Aufbau begriffen und bietet sich für uns als Anschlussmöglichkeit im Prinzip an. Der Schweizerische Nationalfonds klärt zurzeit ab, inwieweit dieser Dienst unsere Bedürfnisse abdecken könnte. Im Bereich der Life Sciences gibt es mit «Elixir» bereits ein europäisches Netzwerk für den Austausch und die Analyse von Daten.
Andrea Malits: Wir können mit SWISSUbase in einem technisch fokussierten Projekt als Partner für die EOSC partizipieren und tragen mit Anwendungsfällen zur Nutzung von sensitiven Daten bei. Die Open Science Cloud verfolgt einen interessanten Ansatz, um die Auffindbarkeit von Daten einerseits und passende Bearbeitungstools andererseits zu verbinden. Die Daten selbst allerdings bleiben – häufig auch aus rechtlichen Gründen – in den Ländern, wo sie generiert wurden, aber Forschende können autorisiert werden, diese zu nutzen. Das Problem der Speicherung der Daten bzw. der Speichermengen löst die EOSC entsprechend nicht.
Elisabeth Stark: Wir haben ja hier in Zürich in der UMZH im kleineren Rahmen von zwei Hochschulen und vier Kliniken die Biomedizininformatik-Plattform (BMIP) geschaffen, um datengetriebene Ansätze in der Medizin zu fördern. Die Daten bleiben in den Spitälern, können aber unter gewissen klar geregelten Bedingungen von Forschenden genutzt werden.
Um auf 100 Prozent Open Access zu kommen, brauchen wir weitere Massnahmen wie alternative Publikationsmodelle und die Einführung eines Zweitveröffentlichungsrechts auf nationaler Ebene.
Ich komme zur Eingangsfrage zurück: Die UZH ist als grösste Schweizer Universität ein wichtiger Schrittmacher für Open Science. Es ist schon viel erreicht worden. Bis wann wird sie die gesetzten Ziele der nationalen Strategie erreichen?
Christian Schwarzenegger: Wir sind gut unterwegs, nicht zuletzt dank der Open Science Policy, die wir früher als andere verabschiedet haben und die uns den nötigen Schub gegeben hat. Wie rasch wir die Zielvorgaben erreichen werden, hängt wesentlich auch von der Infrastruktur für die Bearbeitung und Bereitstellung der Forschungsdaten bei uns und auch auf der nationalen Ebene ab. Wir müssen vermehrt in gemeinsame Infrastrukturen investieren.
Elisabeth Stark: Was Open Access betrifft, bin ich zuversichtlich, dass wir die Ziele der nationalen Strategie erreichen, das heisst, wir werden Anfang der 2030er-Jahre einen umfassenden und freien Zugang zu unseren Publikationen ausweisen können.
Open Science ist für unsere beiden Prorektorate ein wichtiges Thema. Wir werden deshalb weiterhin gemeinsam an der Erreichung dieser Ziele arbeiten.