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FAN Awards

Herzinfarkte, Science-Fiction und Lehren aus dem ökologischen Landbau

Drei UZH-Nachwuchswissenschaftler:innen erhalten für ihre originellen Arbeiten den FAN Award: Florian Wenzl für seine Forschung zur personalisierten Herzinfarkt-Behandlung, Jessica Imbach für ihre Untersuchung von chinesischer Science-Fiction und Emilio Dal Re für das Aufzeigen unbeabsichtigter Folgen des ökologischen Landbaus.
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Preisgekrönte Nachwuchsforschende: Florian Wenzl, Jessica Imbach und Emilio Dal Re


Den Ausgezeichneten und ihren Forschungsprojekten wird grosses Potential zugesprochen: Der angehende Kardiologe Florian A. Wenzl, die Sinologin Jessica Imbach und der Umweltökonom Emilio Dal Re werden je mit einem FAN Award für ihre hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen ausgezeichnet.

Die FAN Awards für UZH-Nachwuchsforschende werden jährlich durch den Fonds zur Förderung des akademischen Nachwuchses (FAN) von UZH Alumni vergeben. Die Fakultäten nominieren drei Nachwuchsforschende in den Fachbereichen Medizin und Naturwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaften. Eine durch den Graduate Campus organisierte Jury wählt die Preisträger:innen aus.

Herzinfarkte individuell behandeln

Florian Wenzl erhält den FAN Award für Medizin und Naturwissenschaften.

Herzinfarkt ist weltweit eine der häufigsten Todesursachen. Die zielgerichtete Behandlung nach einem Herzinfarkt bestimmt über Leben und Tod. Um eine passende Behandlungsstrategie zu wählen, empfehlen gängige Leitlinien das Sterberisiko anhand klinischer Merkmale, dem Elektrokardiogramm und Laborparametern abzuschätzen. Die Genauigkeit bisher verwendeter Risikomodelle ist jedoch eingeschränkt.

Im Rahmen seines PhD-Studiums hat Florian A. Wenzl am Center for Molecular Cardiology eine neue Risikobewertung zur Vorhersage der Sterblichkeit entwickelt, die auf künstlicher Intelligenz basiert. GRACE 3.0 – so der Name dieses neuartigen Risikoscores – integriert die Information früherer Modelle und berücksichtigt mittels Machine-Learning-Algorithmen erstmals nichtlineare Zusammenhänge sowie geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Risikobewertung ist daher viel genauer und berücksichtigt das individuelle Risikoprofil – dadurch profitieren mehr Patientinnen von einer lebensrettenden frühen Katheter-Behandlung. Die zur Entwicklung des Risikoscores durchgeführte Studie stellt eine der weltweit grössten Untersuchungen zu Herzinfarkten dar und wurde im Fachjournal «The Lancet» publiziert. Zur klinischen Anwendung hat Wenzl ein Online-Tool entwickelt, das in einem Folgeartikel ebenfalls Eingang in «The Lancet» fand und Ärzt:innen kostenlos zur Verfügung steht.

Science-Fiction als Gradmesser

Jessica Imbach wird mit dem FAN Award für Geistes- und Sozialwissenschaften ausgezeichnet.

Seit Ende der 1990-er Jahre hat sich die chinesische Science-Fiction von einem literarischen Randphänomen zu einer globalen Kulturindustrie entwickelt. Diese Erfolgsgeschichte wird nicht nur als symbolisch für Chinas rasanten technologischen Wandel gehandelt, sondern gilt auch als wichtiges Signal dafür, dass China ihr angebliches Innovationsdefizit überwunden hat. Aber welche Ideen über die Zukunft werden in der chinesischen Science-Fiction entworfen? Inwiefern decken sich diese mit staatlichen Visionen oder nicht? Und was können wir von der zeitgenössischen Science-Fiction-Literatur über die gesellschaftliche Erfahrung von Chinas technologischem Wandel lernen? Diesen und anderen Fragen geht Jessica Imbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Asien-Orient-Institut, in ihrer Postdoc-Forschung nach. Dabei untersucht sie nicht nur die Auseinandersetzung mit Technologie in der Science-Fiction, sondern auch wie in den neuen Medien die gesellschaftliche Rolle der Literatur neu ausgelotet wird. Ein Schwerpunkt ihrer Forschung ist das Thema der Digitalisierung und Ende dieses Jahres erscheint dazu der von ihr herausgegebene Band «Digital China: Creativity and Community in the Sinocybersphere» (Amsterdam University Press)

Unerwünschte Nebenwirkungen von Zertifizierungen

Emilio Dal Re erhält den FAN Award für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften.

Warum zahlen wir einen höheren Preis für zertifizierte Bioprodukte? Viele Verbraucher glauben, dass die ökologische Erzeugung nicht nur zum Umweltschutz beiträgt, sondern auch die Lebensbedingungen der Produzent:innen verbessert, insbesondere wenn die Produkte aus Ländern mit niedrigem Einkommen stammen. Emilio Dal Re vom Department of Economics stellt in seiner Forschung diese Hypothese in Frage, indem er den Kaffeeanbau in Lateinamerika untersuchte. Konkret analysierte er die wirtschaftlichen Auswirkungen der Einführung von Zertifizierungen für den ökologischen Landbau auf den Agrarsektor. Dazu kombinierte er eine Reihe von statistischen Kausalmodellen mit innovativeren Instrumenten der Fernerkundung und Informatik.

Überraschenderweise zeigen seine Ergebnisse, dass aufgrund der Bio-Zertifizierung viele selbständige Kleinbauern in Guatemala ihre Betriebe aufgeben mussten und ins Ausland abwanderten. Darüber hinaus verzeichneten Dörfer, die auf zertifizierten Bio-Kaffee umstellten, eine rückläufige Beschäftigung und geringere Einkommen. Nachdem Dal Re selbst nach Guatemala reiste und mit Kaffeebauern vor Ort sprach, fand er heraus, dass ein mikroskopisch kleiner Pilz, der sogenannte Kaffeerost, die Ursache dafür war. Da die Biobetriebe ihre Kaffeepflanzen nicht durch chemische Pestizide geschützt hatten, traf sie ein unerwarteter Ausbruch von Kaffeerost im Jahr 2013 relativ stärker als die konventionellen Betriebe und führte zu Ernteausfällen und Arbeitsplatzverlusten.

Dal Re zeigt mit seiner Dissertation auf, dass der ökologische Landbau für Landwirte in risikobehafteten Gebieten nicht immer von Vorteil ist. Bio-Programme und Zertifizierungsstellen sollten den unbeabsichtigten wirtschaftlichen Folgen der ökologischen Landwirtschaft mehr Aufmerksamkeit widmen.

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