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Jedes Jahr veröffentlicht das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der UZH das «Jahrbuch Qualität der Medien». Neben Vertiefungsstudien zu aktuellen Entwicklungen erhebt das Zentrum unter anderem Zahlen zur Mediennutzung in der Schweiz. Dabei fällt auf, dass die Gruppe der sogenannten News-Deprivierten, die sehr wenig bis keine News konsumiert, kontinuierlich ansteigt und dieses Jahr ihren Höhepunkt erreicht: 43% der Befragten weisen einen unterdurchschnittlichen Medienkonsum auf. Traditionelle Medien wie gedruckte Zeitungen oder Fernsehen spielen für sie kaum noch eine Rolle. Wenn die News-Deprivierten überhaupt Nachrichten konsumieren, dann fast ausschliesslich online – meist über Social Media.
«Der Anteil an News-Deprivierten ist bei jungen Erwachsenen zwischen 16 und 29 Jahren besonders hoch», erklärt Maude Rivière, Geschäftsführerin des fög. In einer vergangenen Studie in Zusammenarbeit mit gfs.bern konnte das Forschungszentrum aufzeigen, dass die Mediennutzung mit der Beteiligung an politischen Abstimmungen zusammenhängt: Während Newsdeprivierte am seltensten an Abstimmungen teilnehmen, weisen Personen, die regelmässig Schweizer Medien konsumieren, eine Beteiligung von 70% auf. «Wir sahen Bedarf zu handeln und haben das Projekt CheckNews lanciert, um die Medienkompetenz von Jugendlichen zu fördern», sagt Rivière.
Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit verschiedenen Quellen auseinandersetzen, Unterschiede erkennen und so lernen, die Qualität von Informationen zu beurteilen.
CheckNews besteht aus multimedialen thematischen Lernumgebungen, die Schülerinnen und Schüler dazu anregen, sich mit unterschiedlichen Medien zu befassen. Die Themen reichen von Körperbildern in den sozialen Medien über Fake News und Klimawandel bis zum Ukrainekrieg oder Cybermobbing – Problematiken, die für junge Erwachsene bedeutsam sind. Neben Spielen, Aufgaben und Gruppenarbeiten finden die Schulen in jeder Lernumgebung eine reichhaltige Sammlung an Berichten aus unterschiedlichsten Medien. «Die Schülerinnen und Schüler sollen sich mit verschiedenen Quellen auseinandersetzen, Unterschiede erkennen und so lernen, die Qualität von Informationen zu beurteilen», erklärt Jens Lucht, Co-Projektleiter von CheckNews.
Wo sinnvoll, werden aktuelle Forschungsergebnisse aufbereitet, zum Beispiel in der Lernumgebung «Fake News erkennen». Basierend auf einer Studie des fög zur Wahrnehmung von Desinformation erfahren die Jugendlichen, auf welchen Plattformen die Schweizerinnen und Schweizer auf Fake News stossen und welche Strategien sie anwenden, um Falschnachrichten zu erkennen.
«Gemäss unserer Umfrage nehmen die Studienteilnehmenden Desinformation vor allem auf Social Media wahr», sagt Rivière. «Umso wichtiger ist es, dass die Jugendlichen im Umgang mit dem eigenen Medienkonsum kritisch bleiben.» Mit den Lernmodulen möchten die Autorinnen und Autoren unter anderem aufzeigen, dass journalistische Medien und Social Media unterschiedlich funktionieren. «Der Journalismus muss sich nämlich im Gegensatz zu anderen Content-Produzent:innen an Standards halten. Dazu gehört zum Beispiel eine ausgewogene und sachgerechte Berichterstattung», stellt Rivière klar.
Gemäss unserer Umfrage nehmen die Studienteilnehmenden Desinformation vor allem auf Social Media wahr.
Wie genau journalistische Medien entstehen, können die Schülerinnen und Schüler im neusten Modul «Wie Journalist:innen arbeiten» hautnah miterleben. Im kommenden Herbst starten die Webinare, in denen Medienschaffende über ihre Tätigkeit auf der Redaktion berichten: Die Co-Leiterinnen der Factchecking-Abteilung von SRF erklären, wie sie Falschinformationen auf die Spur kommen, und führen die Schülerinnen und Schülern in Werkzeuge ein, die sie anschliessend selbst ausprobieren können. Der Publizistische Leiter Video News von 20min zeigt, wie er Video-Reportagen plant und filmt, bevor die Klassen ihre eigene Videostory drehen. Eine Journalistin vom Stadtmagazin tsüri.ch verrät ihre Tricks zum Schreiben journalistischer Texte.
An den interaktiven Webinaren können die Schulen ortsunabhängig teilnehmen. «Eine erfahrene Lehrperson führt die Klassen durch Inputs, Übungen und Fragerunden», erklärt Lucht. Die Aufnahmen der Webinare werden anschliessend auf CheckNews als offene Bildungsressource zur Verfügung gestellt.
Um die Lehrpersonen bei der Umsetzung im Unterricht zu unterstützten, bietet CheckNews zahlreiche Begleitmaterialien an: «Zu den Lernumgebungen gibt es Factsheets und Anleitungen für die Verwendung der Unterrichtsmaterialien», sagt Lucht. Auch für die Webinare finden die Lehrpersonen Unterlagen zur Vor- und Nachbereitung des Themas in der Klasse. Für das Modul zu Videostorys richtet CheckNews gar einen Techsupport ein, der Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler beim Einsatz von Video- und Schnittprogrammen unterstützt.
CheckNews wird über die bestehende Lernplattform IQES online angeboten. Die Zusammenarbeit mit IQES online hat für das Projekt viele Vorteile: So nutzen bereits über 10'000 deutschsprachigen Schulen die Lernplattform und haben so Zugang zu CheckNews. Fachpersonen von IQES online sorgen neben dem Erstellen von Lernumgebungen für die didaktische Aufbereitung der Inhalte. Alle Unterrichtsmaterialien werden vor der Veröffentlichung von erfahrenen IQES-Lehrpersonen im Unterricht getestet und wenn nötig überarbeitet. «Für spezifische Themen wie Klimawandel oder Cybermobbing holen wir uns externes Knowhow dazu», erzählt Lucht. Das gemeinnützige Projekt, das von Stiftungen und SNF Agora finanziert wird, wird laufend mit neuen Angeboten erweitert.