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Seit mehr als einem Jahrhundert ist Heidi ein wichtiger Teil des Schweizer Kulturerbes und strahlt auf Kunst und Populärkultur in der ganzen Welt aus. Zum globalen Medienphänomen Heidi gehören auch zwei wertvolle Sammlungen in Zürich: Das Johanna Spyri-Archiv, das vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM, einem assoziierten Institut der Universität Zürich, betreut wird, sowie das Heidi-Archiv des Heidiseums. Wissenschaftlich werden beide Archive durch die Universität Zürich mit einem Forschungsschwerpunkt rund um die Zürcher Autorin Johanna Spyri (1827-1901) begleitet.
Das UNESCO-Programm «Memory of the World» (Weltdokumentenerbe) wurde 1992 eingerichtet, um den Schutz des dokumentarischen Erbes zu fördern. Seine Hauptziele sind es, den freien Zugang zu bedeutsamen Dokumenten zu sichern, das dokumentarische Erbe zu bewahren und Aufmerksamkeit für dessen Bedeutung zu schaffen.
«Memory of the World» umfasst die Erstellung eines internationalen Registers, in dem dokumentarische Zeugnisse von aussergewöhnlichem Wert erfasst werden. Die im internationalen Register eingetragenen Elemente sind von globaler Bedeutung, da sie zur Bewahrung kultureller Identitäten beitragen, das kollektive Gedächtnis prägen und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen.
Die Bewerbung des Johanna Spyri-Archivs und des Heidi-Archivs für das Weltregister «Memory of the World» der UNESCO erfolgte unter Federführung der UZH und wurde von der Schweizerischen UNESCO-Kommission begleitet. Die beiden Archive umfassen wertvolle Originaldokumente der Autorin, darunter unveröffentlichte Manuskripte, Briefwechsel sowie Illustrationen zu den Heidi-Romanen.
Das Johanna Spyri-Archiv wurde von der Johanna Spyri-Stiftung, Trägerin des SIKJM, seit 1968 aufgebaut. Es stellt die weltweit umfassendste Sammlung zur Zürcher Autorin dar und enthält ausser dem literarischen Werk der Schriftstellerin mehr als 1000 handschriftliche Dokumente sowie Fotos, Originalillustrationen, Medien und eine umfangreiche Sammlung von fremdsprachigen Heidi-Ausgaben und wissenschaftlicher Literatur zur Autorin. Zum Archiv gehören auch persönliche Erinnerungsgegenstände von Johanna Spyri. Das Johanna Spyri-Archiv befindet sich in der öffentlich zugänglichen Bibliothek des SIKJM in Zürich, und besonders wertvolle handschriftliche Dokumente des Archivs, darunter Briefe von C.F. Meyer an Spyri und weitere wichtige Briefwechsel, sind in der Zentralbibliothek Zürich aufbewahrt.
Das Heidi-Archiv des Heidiseum unterhält eine aussergewöhnliche Sammlung an historischen Beständen zum Thema «Heidi»; darunter frühe Übersetzungen aus über 20 Sprachen in Erstausgaben und verschiedenen Auflagen. Die Hebraica-Sammlung stellt weltweit die einzige geschlossene Sammlung aller hebräisch-sprachigen Heidi-Ausgaben von 1946 bis heute dar, darunter ein Widmungsexemplar der Erstausgaben von Max Brod. Anhand dieses Archivs lässt sich die frühe weltweite Übersetzungs-, Rezeptions- und Wirkungsgeschichte von Heidi bis zum Erlöschen der Urheberrechte 1931 erforschen. Ein weiterer Schwerpunkt sind einzigartige Originalillustrationen sowie Verlagsunterlagen und Korrespondenzen. Im Heidi-Archiv befinden sich auch die Entwürfe zu den ersten Heidi-Illustrationen von 1880. Das Heidiseum plant einen dauerhaften Ausstellungsort in Zürich, um auf Grundlage dieser Dokumente die über 140-jährige Erfolgs- und Rezeptionsgeschichte des Romans für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die beiden Heidi-Romane «Heidis Lehr- und Wanderjahre» sowie «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat» sind erstmals 1880 und 1881 erschienen. Seither haben sie eine unglaubliche Reise um die Welt gemacht und gehören zu den meistgelesenen, übersetzten und adaptierten literarischen Klassikern. Der Einfluss, den die Bücher auf die Kinderliteratur und -kultur sowie auf die populären Medien weltweit hatten und haben, ist enorm. Aber Heidi ist auch zu einem allgegenwärtigen Bestandteil der Alltagskultur geworden. Dies zeigt sich in unzähligen illustrierten Ausgaben der Romane, in Comics und Verfilmungen.
«Das Faszinierende an Heidis internationaler Karriere ist, dass die Figur je nach kulturellem, sozialem und politischem Kontext eine Vielzahl von Interpretationen zulässt, die sich im Laufe der Geschichte ständig verändern und weiterentwickeln», sagt Christine Lötscher, Professorin für Kinder- und Jugendmedienforschung an der Universität Zürich. Heidi kann als ideales romantisches Kind gelesen werden, als Vermittlerin zwischen Stadt und Land, zwischen Mensch und Umwelt.