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UZH-Spin-offs 2021

Die nächste Stufe zünden

Jedes Jahr gründen ideenreiche UZH-Angehörige eigene Firmen – 2021 waren es vier. Ausgründungen spielen eine wichtige Rolle beim Transfer von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Wirtschaft.
Nathalie Huber
Höhere Erfolgsquote bei Transplantationen: Das UZH-Spin-off QRsens will ein Gerät auf den Markt bringen, mit dem Transplantationsentscheidungen schneller und zuverlässiger getroffen werden können.


Von der Forschung in die Praxis, von der Universität ins eigene Unternehmen: Seit 1999 sind insgesamt 147 Spin-off-Firmen aus der UZH hervorgegangen. Einige unter Ihnen waren im vergangenen Jahr sehr erfolgreich.

  • So hat zum Beispiel Anaveon mit grossem Erfolg eine Serie-B-Finanzierungsrunde abgeschlossen und Investitionszusagen in der Höhe von 110 Millionen Franken erhalten. Das Life-Science-Spin-off entwickelt neuartige Immuntherapien gegen Krebs.
  • Cutiss hat die weltweit erste automatisierte Maschine zur Herstellung von massgeschneiderten Hautgewebetransplantaten für Erwachsene und Kinder mit schweren Hautverletzungen vorgestellt.
  • Das Spin-off EraCal, das einen Appetithemmer entwickelt, ist eine Forschungskooperation mit dem internationalen Pharmahersteller Novo Nordisk eingegangen.
  • Dank iniVationfand ein neuromorphes Bildverarbeitungssystem seinen Weg in den Weltraum. Der neuartige Sensor der Jungfirma wurde bei einer australischen Satellitenmission eingesetzt.  
  • Das Biotechunternehmen Molecular Partners hat ein Medikament gegen Covid-19 entwickelt, für das nun eine Zulassung beantragt wird.
  • Novartis hat eine Kooperationsvereinbarung und eine Option zur Übernahme von Cellerys unterzeichnet. Das im Jahr 2015 gegründete Spin-off erforscht eine innovative Therapie zur Bekämpfung von Multipler Sklerose.
  • Der an der Universität Zürich entdeckte Wirkstoff Aducanumab gegen Alzheimer ist in den USA zur Behandlung der Krankheit zugelassen worden. Neuroimmune hat Aducanumab im Jahr 2007 an die US-amerikanische Firma Biogen lizenziert.

Vier neue Spin-offs der UZH

Im vergangenen Jahr haben vier Gründerteams mit Wurzeln an der UZH den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und einen Lizenzvertrag mit der UZH abgeschlossen. Sie entstammen der Medizinischen, der Vetsuisse sowie Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät und sind im Bereich der Biopharmazie und Biomedizin angesiedelt. Ihre Spin-offs bringen neue Produkte oder Therapien zur Marktreife: darunter ein Gerät, das Spenderorgane auf ihre Qualität hin testet, ein Arzneimittel gegen Depressionen und Ängste, ein Medikament zur Behandlung von bösartigen Hirntumoren sowie Immuntherapien gegen Krebs.

Im Folgenden ein Überblick: 

Spenderorgane prüfen

Die Qualität eines Spenderorgans beeinflusst entscheidend, wie dieses nach der Transplantation im neuen Körper angenommen wird und funktioniert. Weil die Organqualität vorab aber nicht sicher zu erkennen ist, wird ein signifikanter Anteil der Spenderorgane weltweit gar nicht erst transplantiert.

Das Spin-off QRsens will nun ein Gerät auf den Markt bringen, das zu einer deutlich höheren Erfolgsquote bei Transplantationen führt. Dieses Gerät analysiert den Stoffwechselzustand des Spenderorgans während der sogenannten maschinellen Perfusion, bei der wird das Organ zur Aufbereitung an einen künstlich hergestellten Kreislauf angeschlossen. Der gemessene Stoffwechselzustand korreliert mit der Organfunktion nach der Implantation.

Auf diese Weise soll zukünftig eine wesentlich zuverlässigere Transplantationsentscheidung gefällt werden können. Das innovative Verfahren stützt sich auf langjährige Forschung sowie die kürzlich entwickelte Perfusionsmaschine von Pierre-Alain Clavien, UZH-Professor für Viszeral- und Transplantationschirurgie und Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am UniversitätsSpital Zürich sowie Co-Leiter des Projekts Liver4Life.

Depressionen und Ängste bekämpfen

Gemütsstörungen wie zum Beispiel Depressionen oder Angststörungen sind weltweit stark verbreitet. Dennoch wirken die meisten der verfügbaren Therapien nur suboptimal: Weniger als 50 Prozent aller Patienten mit Depressionen werden durch eine optimierte Standardbehandlung vollständig geheilt.

Das Spin-off Reconnect Labs will mit einer auf psychedelische Substanzen gestützten Therapie eine Alternative anbieten, um affektive Störungen individueller, schneller und nachhaltiger zu behandeln. Klinische Studien haben bereits gezeigt, dass psychedelische Verbindungen wie Ketamin, Psilocybin, LSD sowie Ayahuasca die Symptome von Angst und Depression schnell lindern können.

Basierend auf den Erkenntnissen der Junior-Forschungsgruppe Psychedelic Research & Therapy Development an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik haben der Psychiater Milan Scheidegger und der Pharmazeut Dario Dornbierer ein neuartiges Präparat entwickelt und bereits am Menschen getestet. In weiteren klinischen Studien werden Verträglichkeit und Sicherheit des Arzneimittels an Patientinnen und Patienten geprüft.

Neuer Ansatz für ZNS-Medikamente

Die Ausgründung InCephalo arbeitet an neuen Therapien für Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS). Die medikamentöse Behandlung von ZNS-Krankheiten ist vor allem auf Grund der Blut-Hirn-Schranke erschwert. Nur ein Bruchteil der verabreichten Medikamente überwinden diese Barriere und wirken direkt im Krankheitsgewebe.

Abhilfe schafft nun die sogenannte «Compartment Locked Biologics-Technologie», um Antikörper für die direkte Verabreichung hinter der Blut-Hirn-Schranke zu optimieren. Die Biomoleküle sind so konstruiert, dass sie ihre Wirkung exklusiv im ZNS entfalten.

Die neuartige Technologie wurde von Johannes vom Berg, Gruppenleiter für Hirntumorforschung, gemeinsam mit seinem Team entwickelt und fusst auf der Forschung am Institut für Labortierkunde unter der Leitung von Thorsten Buch.

Für Ihren ersten Medikamentenvorläufer zur Behandlung von bösartigen Hirntumoren (Glioblastome) hat die Firma den Orphan-Drug-Status der Europäischen Arzneimittel-Agentur erhalten. InCephalo evaluiert momentan die Entwicklung weiterer Wirkstoffe zur Behandlung von Multipler Sklerose und Parkinson. 

Gen-Transport mit grosser Präzision

Das biopharmazeutische Spin-off Vector BioPharma entwickelt modernste Technologien, um Gene für therapeutische Wirkstoffe, z.B. Antikörper und Zytokine, direkt in Zellen oder Gewebe zu transportieren. Die Firma basiert auf der Forschung von Biochemieprofessor Andreas Plückthun – es handelt sich dabei bereits um seine dritte Ausgründung an der UZH.

Sein jüngstes Spin-off setzt auf virale Vektoren, die selbst keine viralen Gene mehr tragen und am Immunsystem vorbei an ganz bestimmte, frei wählbare Zellen im Körper andocken. Solche Vektoren erlauben die Verabreichung sehr grosser DNA-Moleküle, deren Gene nach Wunsch in der Zelle aktiviert werden, wobei ihre DNA nicht ins Genom im Zellkern gelangen kann. Die ausgeklügelte Technologie wird zur Entwicklung neuer Therapeutika genutzt und verbessert die Sicherheit, Wirksamkeit und Spezifität der Arzneimittelverabreichung. Das Ziel ist eine gezieltere Behandlung der Patientinnen und Patienten. Vorderhand konzentriert sich das Spin-off auf die Entwicklung von Immuntherapien gegen Krebs.

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