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International Summer Schools

Studierende überwinden Grenzen

Zurzeit finden zum dritten Mal die International Summer Schools für Bachelor- und Masterstudierende aus aller Welt statt. Dieses Jahr erstmalig online. Studierende von insgesamt 54 Universitäten erkunden dabei, wieso die Schweiz zu einem der reichsten Länder der Erde wurde.
Raphael P. Borer
Über 160 Studierende aus mehr als 20 Ländern nehmen an den diesjährigen UZH International Summer Schools teil.

 

Die UZH International Summer Schools finden in diesem Jahr aufgrund von SARS-CoV-2 online statt. Ein Hindernis ist dies für die Studierenden aber nicht: Im Vergleich zu letztem Jahr nehmen sogar mehr als doppelt so viele Studierende an den UZH International Summer Schools teil.

Alle Kurse konnten – insbesondere dank des grossen Engagements der verantwortlichen Dozierenden – reibungslos in den virtuellen Raum verlegt werden. «Obwohl die Teilnehmenden in diesem Jahr nicht vor Ort sein können, ist das Summer School-Angebot äusserst attraktiv und stiess bei Studierenden aus aller Welt auf Interesse», sagt Carmen Richard von der Abteilung Internationale Beziehungen der UZH, die die International Summer Schools gemeinsam mit den involvierten Instituten organisiert. Das Interesse ist einerseits dem Online-Zugang zuzuschreiben. Andererseits ist auch der Fokus der angebotenen Kurse ausschlaggebend für die grosse Nachfrage: «Mit Blockchain oder auch Sustainable Finance nehmen wir Themen auf, die bei den Studierenden auf starke Resonanz stossen. Die Themen sind bei den Studierenden sehr populär», sagt Richard. Durch die Reisebeschränkung fallen viele Kosten weg, die bei einem dreiwöchigen Aufenthalt in Zürich angefallen wären. Durch diesen Online-Zugang kann sich also eine breitere Masse an Studierenden die Summer Schools leisten.

Beliebte Kurse

Die unterschiedlichen Programme der UZH International Summer Schools bieten der diversen und internationalen Zielgruppe von Bachelor- und Masterstudierenden einen zwar kurzen und doch intensiven Einblick in die Forschung und Lehre der UZH.

Der Kurs «How Switzerland got rich» zum Beispiel findet dieses Jahr bereits zum dritten Mal statt. Patrick Ziltener, Professor am Soziologischen Institut der UZH zeigt den Studierenden die Entwicklung der Schweiz aus soziologischer, wirtschaftlicher, politischer und historischer Sicht. Erstmals wird der Kurs durch einem komparativen Ansatz ergänzt: Die Studierenden untersuchen dabei, welche Faktoren den Erfolg eines Landes bestimmen und erfahren, warum Länder in einer Krise wie einer Pandemie unterschiedlich reagieren.

Der Kurs «Finance for the Future: Sustainable Finance and FinTech», der zum zweiten Mal stattfindet, behandelt die Zukunft des Finanz- und Bankenwesens im Zeichen digitaler Transformation und Nachhaltigkeit. Der Kurs zum Thema «Deep Dive into Blockchain – Linking Economics, Technology and Law» findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt: Aus einer multidisziplinären Perspektive werden weltweit führende Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet blockchainbasierte Systeme –  mit Kryptowährungen als prominentestem Beispiel – den Studierenden näher bringen.

Interkulturelle Erfahrung trotz Virtual Classroom

Neben dem akademischen Inhalt haben Studierende und Dozierende die Möglichkeit, trotz physischer Distanz miteinander zu interagieren. Im so genannten Social Program werden verschiedene Online-Events angeboten, in denen zum Beispiel die Auswirkungen der aktuellen Krise thematisiert werden. In Form von Diskussionsrunden mit Expertinnen und Experten der UZH werden die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie erörtert, oder die ethischen Aspekte der Medizin diskutiert. 

Ein weiteres Event des Social Programs stellt der dreiteilige Workshop zum Thema «Effective Communication & Collaboration» dar. Dieser wird von Expertinnen und Experten des «Robertson Center for Intercultural Leadership» der UC Berkeley angeboten.

«Abgesehen von diesen Events haben wir uns Challenges überlegt, welche die Studierenden entweder alleine oder in Gruppen absolvieren können», sagt Carmen Richard. Das Ziel dabei ist, dass sich die Teilnehmenden untereinander ausserhalb des virtuellen Klassenzimmers aktiv miteinander auseinandersetzen und dabei Gemeinsamkeiten oder auch Unterschiede entdecken. «Ein solches Programm bietet die Möglichkeit, sein Netzwerk auszubauen, Freundschaften zu schliessen und bewusst Erfahrungen im internationalen Austausch zu sammeln – das möchten wir auch digital anbieten können», so Richard. Summer Schools böten den Studierenden und jungen Forschenden eine Möglichkeit, erste internationale Erfahrungen zu sammeln. «Diese Lernprozesse wollten wir unbedingt auch im Online-Format bewusst fördern.»

Wie die Studierenden die diesjährigen Online Summer Schools erleben, lesen Sie im Folgenden.

 

Marcus von der National University of Singapore besucht das Programm «Finance for the Future».

«Ich habe mich für die UZH Summer School angemeldet, weil ich mich für das Thema Finance interessiere. Der Kurs vermittelt Wissen zu Sustainable Finance und FinTech, beides sehr wichtige Bereiche für die Zukunft des Finanzplatzes. Seit etwas mehr als einer Woche bin ich nun in der Summer School und lerne, wie Technologien in Finanzsystemen integriert werden (InsurTech und PropTech). Auch vertiefe ich mein Wissen über ESG-Kriterien in Schwellenländern.

Die Summer School findet zwar zum ersten Mal digital statt, aber das UZH-Team stellt den Studierenden die Informationen jeweils so früh wie möglich zur Verfügung. So können wir uns gut auf den Unterricht vorbereiten. Die Dozierenden sind unglaublich flexibel und unsere bisherigen Lernerfahrungen sind toll!

Der Kurs beinhaltet viele Gruppenprojekte, weshalb wir die aussergewöhnliche Möglichkeit erhalten, mit Studierenden aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten – eine ausserordentlich wertvolle Erfahrung. Der Austausch mit ihnen geht über finanzielle Themen hinaus und betrifft auch kulturelle Aspekte in unseren jeweiligen Heimatländern. Das macht die Summer School umso bereichernder.»

Nicholas von der University of Amsterdam besucht den Online-Kurs «How Switzerland got rich.»

«Ich nehme am Kurs zum Thema «How Switzerland Got Rich» teil, weil ich die Hintergründe über die ungewöhnlichen Aspekte der Schweizer Demokratie, ihrer internationalen Beziehungen und Wirtschaft kennen lernen möchte. Die politische Organisation der Schweiz ist aussergewöhnlich.

Ich habe schon sehr viel gelernt. Die Vorlesung von Professor Patrick Ziltener über Schweizer Söldner hat mich besonders fasziniert. Der Aha-Moment kam, als ich gelernt habe, dass das Schweizer Söldnertum exportiert wurde. Durch mein Studium der Politikwissenschaften weiss ich, wie das Militär die demokratische Entwicklung von Staaten erschweren kann. Eine weitere wichtige Lektion war das Konzept der assoziativen Staatenbildung, eine überraschende Alternative zur Theorie von Charles Tilly, wonach Kriege Staaten schaffen.

Die digitale Durchführung des Kurses klappt bis jetzt bestens. Natürlich ist es nicht dasselbe, als vor Ort in Zürich zu sein. Aber ich schätze es sehr, dass die UZH den Kurs online anbietet anstatt ihn abzusagen.

An meiner Heim-Uni absolvierte ich einen Kurs über das Leben und Wirken von Albert Einstein. Als Geisteswissenschaftler interessieren mich sein Leben und Werdegang etwas mehr als seine wissenschaftlichen Theorien, und daher wäre es spannend gewesen, die Orte zu sehen, an denen Einstein gelebt hat (Zürich und Aarau) und seine Entwicklung beeinflusst haben, da er die Schweiz seinem Geburtsland Deutschland vorzog.

Gerne hätte ich auch die Schokoladenläden an der Zürcher Bahnhofstrasse besucht und Schweizer Spezialitäten wie Käse probiert.»

Yolanne vom University College London besucht den Online-Kurs «Deep Dive into Blockchain.»

«Hallo aus Kanada! Mein Name ist Yolanne und ich nehme am Kurs «Deep Dive into Blockchain» teil. Vor einer langen Zeit, als das Wort «Coronavirus» nur Spezialistinnen und Spezialisten ein Begriff war, meldete ich mich für einen faszinierenden Kurs in einem schönen Land an. Zu gerne hätte ich die Schweiz vor Ort erkundet, aber ich mache nun das Beste draus.

In der ersten Kurswoche habe ich eine neue Programmiersprache gelernt, mich mit der Spieltheorie beschäftigt und den Vertrauensbegriff im Zusammenhang mit der Blockchain-Technologie diskutiert. Das mag sich nach viel Stoff anhören für fünf Tage Online-Vorlesungen, aber alle Dozierenden und Assistierenden sind unglaublich hilfsbereit und unterstützen uns sehr.

Positiv überrascht haben mich zudem die Aspekte, die ausserhalb des akademischen Kernbereichs liegen. So hatten wir bereits eine Podiumsdiskussion mit Industrievertretern, und dank des umfangreichen Rahmenprogramms konnte ich schon virtuell Bekanntschaft schliessen mit Studierenden aus 22 Ländern.

Die Umstellung auf ein Online-Format war für viele sicher etwas entmutigend. Nachdem ich nun bereits einen Drittel des Kurses absolviert habe, sind meine Zweifel dank des vollen Programms komplett ausgeräumt. Ich freu mich bereits auf die nächsten zwei Wochen!»