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Plattform für lebenslanges Lernen

UZH-Forscherin Burcu Demiray hat am schweizweiten virtuellen #VersusVirus Hackathon teilgenommen – mit Erfolg. Nun will sie ihre Projektidee, eine Online-Lernplattform für Seniorinnen und Senioren, auf den Markt bringen.
Nathalie Huber
OldSchool
OldSchool will Seniorinnen und Senioren mit neuen Methoden eine Plattform für lebenslanges Lernen bieten.


Mutige und innovative Ideen finden, die der Schweiz dabei helfen, gestärkt aus der schwierigen Situation durch Covid-19 hervorzugehen – so lautete das Ziel des schweizweiten virtuellen Hackathons #VersusVirus, der vor rund einem Monat unter dem Patronat des Eidgenössischen Departements des Innern stattfand. Burcu Demiray, Forscherin am Psychologischen Institut der UZH, war begeistert von der Idee des Online-Hackathons. «Ich habe mich zu Beginn der Pandemie gefragt, was ich als Wissenschaftlerin zur Verbesserung der aktuellen Situation beitragen kann», sagt sie.

Demiray ist Gerontopsychologin. Sie erforscht das Wohlbefinden über die Lebensspanne, und wie wir erfolgreich altern («healthy aging»). Ihr sei angesichts der Pandemie aufgefallen, dass Online-Bildungstools zwar in rasantem Tempo genutzt und entwickelt wurden, sich diese jedoch hauptsächlich an Kinder, Studierende und Berufstätige richteten. Hingegen hätten die Bildungsmöglichkeiten für Seniorinnen und Senioren vorübergehend abgenommen. Ausserdem wirkte sich die Isolation, die durch Covid-19 hervorgerufen wurde, besonders drastisch aus für ältere Menschen, die nur über begrenzte digitale Fähigkeiten verfügten.

48-Stunden-Marathon

Vor diesem Hintergrund entstand ihre Idee für «OldSchool», eine Fernlernplattform für über 65-Jährige. Sie stieg mit dieser Idee in den Hackathon ein, um sie während 48 Stunden zu konkretisieren. «Es war eine meiner verrücktesten Erfahrungen, die ich je gemacht habe. Ich schlief ungefähr drei Stunden und hatte noch nie so viel in so kurzer Zeit erreicht», sagt Demiray. Auf dem Business-Chat-Programm Slack trafen sich rund 4500 registrierte Hackerinnen und Hacker. Innert kürzester Zeit musste die Wissenschaftlerin Personen finden, deren Kompetenzen sie für ihre Projektidee nutzen konnte, und die gewillt waren, mit ihr während des Hackathons zusammen zu arbeiten. «Der Teamgeist war überwältigend», so Demiray. Und die schlaflosen Nächte haben sich gelohnt: «OldSchool» wurde aus rund 260 Projekten zu einem «Highlight-Projekt» erkoren und erhielt 1000 Franken für die weitere Entwicklung.

Seit einem Monat hat nun Demiray mit drei Teammitgliedern aus dem Hackathon und drei neuen Projektmitarbeitenden an ihrer Geschäftsidee gefeilt. Und heute, wo das Ende des Lockdowns in Sicht ist, stützt sich ihre Idee bereits auf eine kleine Marktumfrage in der Schweiz ab – mit positivem Resultat: Seniorinnen und Senioren sind an «OldSchool» interessiert. 

Für alle Senioren

Geplant ist, dass «OldSchool» akademische Kurse, Hobby- und Gesundheitskurse, Möglichkeiten zum Knüpfen von Kontakten und Zugang zu bürgerwissenschaftlichen Projekten anbietet. «Unsere Fernlernplattform richtet sich an alle Seniorinnen und Senioren, unabhängig ihrer digitaler Skills», so Demiray. Mithilfe eines Botschafter-Programms sollen technisch versierte Seniorinnen und Senioren Interessierte mit geringeren digitalen Kenntnissen unterstützen. «Wir werden unterschiedliche Lernstile auf der Plattform integrieren. Ausserdem wollen wir auch die für unsere Zielgruppe spezifischen Charakteristika wie zum Beispiel Seh- oder Hörprobleme berücksichtigen», sagt sie. Neben Privatkunden will sie zukünftig auch Institutionen, beispielsweise Pflegeheime, gewinnen, welche die Online-Plattform für ihre eigene Klientel nutzen könnten.

Zusammenarbeit mit Partnern

Bevor Demiray und ihr Team eigene Kurse auf «OldSchool» bringen, evaluieren sie in einem ersten Schritt geeignete bestehende Kurse von anderen Anbietern für die Plattform. Dazu sucht sie Partner für die Zusammenarbeit – wie zum Beispiel die Senioren-Universität Zürich, die an einer Kooperation interessiert ist.

Die Wissenschaftlerin geht davon aus, dass ein erster Prototyp von «OldSchool» bis Ende Herbst vorliegt. Die E-Learning-Plattform richtet sich zuerst auf die Schweiz aus, danach sollen andere europäische Märkte angesteuert werden. Vorderhand muss Demiray weitere finanzielle Mittel auftreiben und gemeinsam mit ihrem Team die Marktanalyse ausarbeiten.

Demiray ist überzeugt, mit «OldSchool» eine Marktlücke zu schliessen. In der Schweiz und in den umliegenden Ländern gibt es laut der Forscherin bis anhin keine solche Plattform für Seniorinnen und Senioren. «In Zukunft werden mehr ältere Menschen digital versiert sein, und sie alle wollen auch im Alter lernen und sich weiterbilden. Mit <OldSchool> stellen wir jetzt eine Plattform für lebenslanges Lernen bereit.»

 

OldSchool
Burcu Demiray (links oben) trifft sich während des Hackathons mit Teammitgliedern auf Zoom.

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