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Klaus Jonas: In der letzten Woche habe ich versucht, die Umstellung auf das Home-Office hinzukriegen. Ich war am Anfang etwas ratlos. Mittlerweile bin ich aber gut ausgerüstet mit dem Microsoft-Teams-Tool. In meiner Funktion als Dekan der Philosophischen Fakultät hatte ich bereits eine Sitzung, bei der es um die Nachbesetzung einer Professur ging. Ich habe auch mit meinem Team per Videokonferenz gearbeitet. Das funktioniert alles ganz gut. Wir planen jetzt auch Doktoratsprüfungen über das Team-Tool.
Jonas: Möglichst so wie sonst auch: Meine Partnerin und ich stehen jeden Tag zur selben Zeit auf und machen, wenn möglich, zur selben Zeit Feierabend. Ich mache auch regelmässig Pause. Der Alltag sollte nicht zu stark durcheinander geraten. Ich versuche auch, mich jeden Tag zu rasieren. Wir sollten Gewohnheiten aufrecht erhalten.
Jonas: Man sollte beachten, was Teams unter normalen Bedingungen benötigen, damit sie gut funktionieren. Es braucht eine gute Koordination, eine klare Führung, klare Entscheide und Ziele. Notwendig ist auch regelmässiges Feedback und die Kontrolle, ob getroffene Entscheide umgesetzt worden sind. All diese Punkte sollte man auch online möglichst erreichen. Als Führungskraft sollte man versuchen, die Situation möglichst sachlich zu sehen und auf eine angenehme Arbeitsatmosphäre und eine gute Motivation zu achten. Gerade letztere ist momentan gefährdet, weil alle irritiert sind und versuchen, in der aktuelle Lage zurecht zu kommen.
Jonas: Sie müssen per E-Mail, Skype oder Team-Software präsent und spürbar sein, ohne dem Team damit auf den Wecker zu gehen. Regelmässige Kontakte sind zentral.
Wir haben beispielsweise täglich ein Meeting mit dem Kernteam des Dekanats. Das ist wichtig, man sieht sich dann, wenn auch nur virtuell. Interessanterweise kriegt man so auch mit, wie die Leute zuhause möbliert sind. Das ist amüsant und stellt einen guten Spirit her.
Jonas: Das ist eine sehr gute Idee. Unter den gegenwärtig schwierigen, sehr konfusen, unabsehbaren Umständen können wir nicht einfach nur arbeiten. Wir müssen auch Erfahrungen teilen – wir müssen Sharing betreiben, wie man das in der Gruppenpsychotherapie nennt. Man tauscht seine Sorgen unter einander informell aus und stellt dabei fest, dass alle anderen die gleichen Probleme haben.
Jonas: In unserem Team ist die Motivation bereits wieder hergestellt. Im Dekanat sind wir aktuell vor allem mit der Frage beschäftigt, wie die Lehrveranstaltungen weiterhin gewährleistet werden können und wir versuchen, laufende Berufungsgeschäfte aufrecht zu erhalten. Motivationshinderlich wäre, wenn Teammitglieder im Home-Office in eine Konfusion stürzen würden, weil alles unklar ist. Wenn die Prozesse, wie bei uns, aber klar geregelt sind und alle wissen, was zu tun ist, muss man einfach versuchen, die Zusammenarbeit online möglichst gut hinzukriegen. Klappt die virtuelle Kooperation motiviert das zusätzlich. Momentan wird die Motivation, aber natürlich auch stark von aussen beeinträchtigt. Zum Beispiel, wenn Mitarbeitende in sehr beengten Wohnverhältnissen leben. Und es ist schwierig zu arbeiten, wenn man Kinder hat, die spielen wollen. Das stelle ich mir hart vor.
Jonas: Der Arbeitgeber muss die Infrastruktur für das Home-Office zur Verfügung stellen. Er muss aber auch verständnisvoll und flexibel sein – dafür etwa, dass Aufgaben unter den aktuellen Umständen länger brauchen, bis sie erledigt sind. Da müssen auch Abstriche punkto Qualität gemacht werden. Das darf man vom Arbeitgeber erwarten. Auch kann die Erreichbarkeit nicht jederzeit gewährleistet sein, wenn man sich auch um die Familie kümmern muss. Ich finde übrigens, dass die Universitätsleitung durch die häufige Krisenkommunikation gut zur Aufrechterhaltung der Motivation beiträgt.
Jonas: Wir fühlen uns ja vor allem bedroht, etwa davor krank zu werden. Hilfreich empfinde ich da die Informationen des Bundesrats, des Bundesamts für Gesundheit, aber auch der Universitätsleitung. Sie geben eine gewisse Sicherheit, wie man durch das Einhalten von vernünftigen Massnahmen der Gefahr entgehen kann. Ich fühle mich momentan jedenfalls nicht gesundheitlich bedroht, weil ich die Vorgaben einhalte. Ganz wichtig sind in der aktuellen Situation die sozialen Kontakte im Team und mit Familie und Freunden, aber auch die Berichterstattung in den Medien. Im Austausch miteinander merken wir, dass wir alle von der Krise betroffen sind. Das wiederum hilft und stabilisiert.
Jonas: Ja, wir sind gemeinsam vielleicht besser dran, als jemand der allein mit einer Krebserkrankung kämpft. Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft. Wir sitzen alle im selben gefährdeten Boot. Wenn man viel zuhause sitzt, besteht die Gefahr, dass man zu Neurotisieren beginnt. Die kleinen Sorgen werden dann ganz gross, dem muss man – etwa im Austausch mit anderen – entgegenwirken.
Jonas: Das glaube ich definitiv. Das wird einen riesigen Digitalisierungsschub in der Arbeitswelt, aber auch an der UZH geben. Dafür können wir dankbar sein. Das ist der gute Aspekt dieser schwierigen Situation.