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BrainFair

Viel Schlaf für ein gesundes Gehirn

An der heute eröffneten BrainFair dreht sich alles um die Frage, wie unser Hirn gesund bleibt. Zu den Forschenden, die dem Publikum im Laufe dieser Woche Red und Antwort stehen, gehört Schlafforscherin Ines Wilhelm.
Nathalie Huber
Wie Ernährung, Bewegung oder Schlaf unser geistiges Wohlbefinden beeinflussen, diskutieren Forschende an der BrainFair.


«Am Schlaf zu sparen, lohnt sich nicht», sagt die Psychologin Ines Wilhelm. Sie erforscht an der UZH, wie Schlaf und mentale Gesundheit zusammenhängen.  Chronischer Schlafmangel erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, er schwächt das Immunsystem und bringt den Stoffwechsel durcheinander. Schlafprobleme beeinträchtigen nicht nur den Körper, sondern beeinflussen auch mentale Prozesse.

Schlaf fördert Kreativität

Anekdoten aus der Wissenschaft besagen, dass Forscherinnen und Forscher wichtige Erkenntnisse zuerst geträumt haben. Dies gab Anlass zu untersuchen, wie Schlaf die Kreativität beeinflusst. Ein Beispiel: Probanden, die vor dem Schlafen ein anspruchsvolles Problem nicht lösen konnten und danach schliefen, meisterten diese Aufgabe nach dem Schlafen besser – im Vergleich mit Probanden, denen der Schlaf entzogen wurde. «Schlaf ist wichtig für die Problemlösungsfähigkeit, die der Kreativität zugrunde liegt», erläutert Ines Wilhelm.

Ebenso ist belegt, dass Schlaf das Gedächtnis unterstützt. Wenn wir etwas lernen, bildet sich im Hirn eine schwache Gedächtnisspur ab. Schlaf ist massgeblich daran beteiligt, dass diese labile Spur in einen stabilen Zustand überführt wird. So können wir uns später an das Gelernte erinnern.

Mangel macht emotional labil

Die Forschung verschiedener Disziplinen interessiert sich auch dafür, wie sich schlechter Schlaf und Schlafmangel auf das geistige Wohlbefinden auswirken. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass uns eine schlaflose Nacht emotional anfällig macht. Da Emotionen stark an unseren Entscheidungen beteiligt sind, beeinflusst Schlafmangel unsere Handlungen. «Wenn wir wenig oder schlecht schlafen, dann wird unsere Fähigkeit beeinträchtigt, gelassen mit herausfordenden Situationen umzugehen», erklärt Wilhelm.

Aktuelle Studien untersuchen, inwiefern Schlafmangel daran beteiligt ist, dass psychische Krankheiten ausbrechen und chronisch werden. «Erste Resultate zeigen, dass chronischer Schlafmangel Prozesse im Gehirn verstärkt, die letztlich zur Entwicklung von Alzheimer führen können», sagt Ines Wilhelm. Auch Langzeitstudien belegen, dass Menschen viele Jahre vor den ersten Anzeichen von Alzheimer an Schlafstörungen leiden. Doch letztlich ist es laut Wilhelm immer ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren und nicht die Schlafstörung allein, welche zur Erkrankung von Alzheimer führt.

Einfache Regeln helfen

Wer ausreichend und gut schläft, tut viel Gutes für sein geistiges Wohlbefinden. Wie lange soll man idealerweise schlafen? «Schlafbedürfnisse sind sehr individuell, die Bandbreite ist gross und reicht von sechs bis neun Stunden», sagt Ines Wilhelm. Bei gelegentlichen Schlafproblemen empfiehlt die Wissenschaftlerin: kein Koffein ab 14 Uhr konsumieren, vor dem Einschlafen auf Alkohol verzichten und sich nicht zu hungrig oder mit vollem Magen ins Bett legen. Auch das blaue Licht von Handy- und Computerbildschirmen verschlechtert den Schlaf. Das Schlafzimmer soll dunkel und generell ein Rückzugsort sein, der Geborgenheit vermittelt. Darüber hinaus nützt auch Meditieren vor dem Einschlafen. Um die Sorgen über die Schalflosigkeit zu durchbrechen, können auch gute pflanzliche Medikamente helfen – zum Beispiel Redormin, oder Antihistaminika wie Benocten. Diese Arzneimittel sollte man aber nur für eine begrenzte Zeit einnehmen. Und wenn all das nicht weiterhilft? «Dann sollte man einen Schlafexperten aufsuchen», rät Wilhelm.

 

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