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2019 jährt sich zum 200. Mal das Geburtsjahr des grossen Zürcher Schriftstellers Gottfried Keller (1819–1890). Anlässlich dieses Jubiläums findet an der UZH vom 23. bis 25. Mai ein internationaler Kongress statt, an dem für drei Tage Keller-Forschende unter dem Titel «Welt Wollen, Gottfried Kellers Moderne» das Wirken Kellers aus ganz verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Achtzig Teilnehmende, darunter Expertinnen und Experten der Literaturwissenschaft aus dem In- und Ausland, kommen dazu an die UZH.
Die Forschenden befassen sich mit Fragen wie: Wie modern ist Keller? Nehmen seine Werke die Zukunft vorweg und welchen Bezug haben wir heute zu seinen Hauptfiguren? Auf welche Art spiegelt er das Wissen seiner Zeit und beschreibt fremde Welten und Kulturen? Wie prägt seine Erzählkunst den Realismus? Mit welchen verschiedenen Genres experimentiert Keller als Schriftsteller und als Maler? Diskutiert werden auch Theorien aus den Bereichen der Textanalyse und Methodologie, historische Problemstellungen, Medien-, Kultur- und Texttheorien sowie Rhetorik, Poetik und Ästhetik. Der Kongress wurde von Professorin Frauke Berndt und Professor Philipp Theisohn vom Deutschen Seminar der UZH organisiert.
Gottfried Keller fühlte sich der Universität Zürich verbunden. Anlässlich seines 50. Geburtstags, am 19. Juli 1869, wurde er – der nie ein Studium absolviert hatte – zum Dr. honoris causa der Philosophischen Fakultät ernannt. Ein halbes Jahr vor seinem Tod bestimmte Keller die Universität Zürich zur Universalerbin und vermachte ihr nahezu seine gesamte Hinterlassenschaft. Eine Tafel im Hauptgebäude der UZH weist auf diese wichtige Schenkung hin.
Die Überraschung bei der Testamentseröffnung war damals gross. Die Verwandten konnten es nicht glauben, dass Keller die «aus dem Verlagsrechte» seiner «litterarischen Werke herfliessenden Einkünfte» dem Hochschulfonds des Kantons Zürich vermacht hatte. Ein Cousin des Dichters verlangte gar ein medizinisches Gutachten, er ging davon aus, dass Kellers Testament auf geistige Umnachtung zurückzuführen sei.
Das Testament sicherte der Universität Zürich den Zugang zu Kellers Nachlass. Erste Publikationen bestimmten das Bild des Autors in Wissenschaft und Öffentlichkeit und der Nachlass ist auch heute die Grundlage für die aktuelle Keller-Forschung.