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David Kalākaua war besorgt: Der König von Hawai’i brauchte dringend Arbeitskräfte. Sein Königreich Hawai’i befand sich um 1880 in einem wirtschaftlichen Aufbruch. Insbesondere auf den Zuckerrohrplantagen mangelte es an Arbeitskräften. Kalākaua war es gelungen, ein Abkommen mit dem japanischen Kaiser zu schliessen. So trafen um 1885 die ersten zwei Schiffe mit japanischen Arbeitern in Honolulu ein.
Um den Zuzug weiterer Arbeiter zu sichern, wollte König Kalākaua dem japanischen Kaiser beweisen, dass die japanischen Arbeiter auf Hawai’i gut behandelt werden. Er beauftragte den US-Künstler Joseph D. Strong (1853-1899), ein Bild der japanischen Arbeiter auf den Zuckerrohrplantagen zu malen.
Das Geschenk für den japanischen Kaiser kam allerdings nie bei diesem an. Stattdessen wurde das monumentale Ölgemälde «Japanese Laborers on the Sugar Plantation in Spreckelsville, Maui (1885)» in den kommenden 130 Jahren von einer privaten Sammlung zur nächsten gereicht. Im Johann Jacobs Museum wird es im Rahmen der Ausstellung «Ein Bild für den Kaiser. Japanische Arbeiter auf Zuckerplantagen von Hawai’i» vom 8.2. bis 31.5. jetzt erstmals ausserhalb Japans gezeigt.
Mitkuratiert ist die Ausstellung von Hans Bjarne Thomsen, Professor für Kunstgeschichte Ostasien und Martin Dusinberre, UZH-Professor für Global History, sowie Studierenden und Forschenden der beiden Lehrstühle. Martin Dusinberre widmete sich in seiner Forschung in den vergangenen Jahren unter anderem Japans Stellung in der Weltgeschichte des späten 19. Jahrhunderts.
In Gesprächen mit Hans Bjarne Thomsen und dem Johann Jacobs Museum zur Geschichte der japanischen Kunst entstand die Idee zur Ausstellung. Forschende der beiden Lehrstühle sichteten und untersuchten in der Folge unter anderem Fotografien, Bilder und Texte und halfen die Ausstellung mitzugestalten. «Es entstand ein sehr interdisziplinäres Projekt an der Schnittstelle von Kunstgeschichte, Geschichte, Anthropologie und Museumswissenschaft», sagt Hans Bjarne Thomsen.
Die Ausstellung will sowohl die Entstehung des Bildes wie auch das Leben seiner Protagonisten rekonstruieren. Gleichzeitig können die Besucherinnen und Besucher einen Blick auf die asiatisch-pazifische Welt des späten 19. Jahrhunderts werfen. Mit dem Auftauchen Japans als internationale Macht hatte sich die globale politische Lage drastisch verändert. Möglich geworden war dies mit der Meiji-Restauration, bei der in Japan ab 1868 die Macht des Kaisers erneuert und der Kriegeradel abgeschafft wurde. Die Ausstellung will deshalb auch aus Anlass des 150. Jahrestages der Meiji Restauration Japans damalige Verflechtungen mit dem pazifischen Raum aufzeigen – durch seine Arbeiter und Waren, aber auch durch das Bild, das Japan von sich entwarf.
Im Rahmen der Ausstellung ist neben dem Gemälde unter anderem ein zwei Meter langes Modell des Schiffes zu sehen, welches die japanischen Arbeiter damals nach Hawai’i brachte. Gezeigt werden zudem Bilder des deutschen Arztes Eduard Arning, der die neuankommenden Arbeiter aus Japan in Honolulu fotografierte. Arnings Fotos stehen in einem direkten Zusammenhang mit dem Ölgemälde der Plantagenarbeiter. Masterstudentin Christina Wild konnte in ihrer Forschung zeigen, dass das Gemälde keine tatsächlich stattgefundene Szene auf der Plantage von Spreckelsville zeigt. Vielmehr dienten die Fotos von Eduard Arning als Modell für das Gemälde.