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Die Antworten kamen postwendend und schnell, wie wenn die Feuerwehren auf die Anfrage von Anja Lehmann gewartet hätten. Die junge Arbeitspsychologin hatte ihren Fragebogen an alle Feuerwehren in Deutschland geschickt, mehr als 2000 Teams. Lehmann war mit dem Rücklauf sehr zufrieden: «Innert Kürze erhielt ich über 500 Antworten.» Die Feuerwehrlandschaft ist in Deutschland ähnlich organisiert wie in der Schweiz. Die Mehrheit der Feuerwehren auf dem Land bestehen aus Freiwilligen, in grösseren Städten mit mehr als 100'000 Einwohnern gibt es Berufsfeuerwehren.
Lehmann wollte von den Feuerwehrleuten wissen: Welchen Sinn finden sie in ihrer Aufgabe? Gibt es dabei Unterschiede zwischen Berufs- und freiwilligen Feuerwehren? Hintergrund ihrer Masterarbeit ist unter anderem der Trend, dass Erwerbstätige verstärkt Wert legen auf den Sinn ihrer Arbeit – anderen Faktoren wie Bezahlung oder Sicherheit wird weniger Priorität eingeräumt. Die Feuerwehr suchte sich Lehrmann als Forschungsobjekt aus, weil sich dort der Tätigkeitsbereich der Freiwilligen und der Profis ähnelt. «Bei der Freiwilligenarbeit ist die Sinnerfüllung zentral. Ich fragte mich, ob es Unterschiede zu den Berufs-Feuerwehrleuten gibt», sagt Lehmann.
Das Ergebnis war für die Psychologin überraschend deutlich. Sie fand klare Unterschiede: Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr leben sinnerfüllter. Bei den Freiwilligen spielt zudem die Gemeinschaft eine grosse Rolle. Die Ehre, einem Feuerwehrcorps anzugehören, trägt ihren Teil zur Sinnerfüllung bei.
Lehmanns Studie liefert auch Erklärungsansätze für das ausgeprägtere Sinnerleben der Freiwilligen. Zum einen liege das an der Freiwilligkeit an sich, erklärt Lehmann: «Freiwillige fühlen sich eher berufen als Berufstätige.» Wer sich berufen fühle, erlebe auch eher Sinn. Zum anderen könnten in der Freiwilligenarbeit bestimmte Grundbedürfnisse wie jene nach Autonomie und Beziehung besser befriedigt werden.
Für Anja Lehmann sind die Ergebnisse ihrer Studie auch für andere Tätigkeiten interessant. Die Sinnerfüllung bei den Profis in der «Erwerbsarbeitsgesellschaft» sei häufig limitiert. Lehmann empfiehlt deshalb, das Sinn-Reservoir der Freiwilligenarbeit anzuzapfen und stärker auf Tätigkeiten jenseits der Erwerbsarbeit zu achten: «Was können wir von Freiwilligen lernen und in der Arbeitswelt umsetzen?»
Die szenische Umsetzung ihres Beitrages für Transactions hat die junge Forscherin selbst verantwortet. Im Vorfeld ihrer Arbeit war sie für einen Augenschein zur Berufsfeuerwehr Freiburg im Breisgau gefahren. Diese Kontakte erwiesen sich für die Gestaltung der Ausstellung als hilfreich: Die Feuerwehr unterstützte das Projekt mit der Leihgabe von Ausrüstungsgegenständen. Zudem illustrierte Lehmann ihre Arbeit mit Fotos aus dem Feuerwehralltag. Für die Psychologin war die künstlerische Tätigkeit ebenfalls sinnerfüllend: «Das hat mir sehr gefallen, meine Forschung visuell zu inszenieren.»