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Das Swiss Finance Institute (SFI) wurde 2006 mit dem Ziel gegründet, die Finanzmarktforschung in der Schweiz zu bündeln. «Das ist uns gelungen», sagt Karl Schmedders, Professor für Quantitative Betriebswirtschaftslehre an der UZH und in leitender Funktion im Swiss Finance Institute. Das SFI vereint Finanzmarkt-Forschende der Universitäten Zürich, Lausanne, Genf, der Università della Svizzera italiana, der ETH Zürich und der ETH Lausanne.
«Mit einem Startkapital von 75 Millionen Franken konnte das SFI massgeblich dazu beigetragen, die Zahl der Lehrstühle im Bereich Finance an den beteiligten Universitäten von damals 18 auf heute 61 zu erhöhen», so Schmedders. Auf dem Forschungsplatz Zürich unterstützt das SFI heute 13 Professorinnen und Professoren an der UZH und sieben an der ETH.
«Wir haben eine kritische Masse erreicht, bei der die Schweizer Finanzmarktforschung international deutlich besser wahrgenommen wird. Wir gehören heute mit unseren Publikationen zu den Top 3 der Finance-Forschung in Europa und zu den Top 20 weltweit», so Schmedders.
Die SFI-Forschenden befinden sich allerdings in einem Dilemma: Die Anforderung an sie ist es, in den Top-Journals der Finanzmarktforschung präsent zu sein. «Dabei dominieren sieben Publikationen aus den USA, die sich nur für den US-Finanzmarkt interessieren – und auch dies nur in einer sehr theoretischen Art», sagt Schmedders. Entsprechend war die Forschung innerhalb des SFI zu Beginn zu weit weg von den Bedürfnissen des Schweizer Finanzplatzes.
Um dies zu ändern, wurde 2012 das «Knowledge Center» gegründet. Es sorgt für den Transfer des Wissens in die Finanzwelt, etwa in der Form spezieller Publikationen und Veranstaltungen. «Wir fahren jetzt zweigleisig», erläutert Schmedders. Einerseits publizieren unsere Forschenden weiterhin in US-Journals, andererseits hat man mit den «White Papers» eine eigene Schriftenreihe ins Leben gerufen. «Darin gehen wir Fragestellungen nach, die für den Finanzplatz Schweiz und Europa von Belang sind», sagt Schmedders, der das Knowledge Center leitet.
Die bisherigen «White Papers» widmeten sich den Kosten der Bankenregulierung für die Finanzdienstleister und den versteckten Kosten von strukturierten Finanzmarktprodukten. Noch diesen Herbst erscheint eine Publikation, die sich mit Innovationsstrategien für die Schweizer Privatbanken beschäftigen. «Gerade die Finanzkrise hat neue Fragestellungen aufgeworfen, denen wir nachgehen wollen – neben Fragen der Regulierung etwa die aktuelle Tiefzinssituation», sagt Schmedders.
Für den Finanzplatz relevante Fragestellungen sieht er auch im Bereich FinTech – dem Einsatz von Technologie im Finanzmarkt der Zukunft – und der Nachhaltigkeit der Kerngeschäfte von Banken – also unter Berücksichtigung von Umweltrisiken, sozialen Auswirkungen von Investitionen sowie der Finanzierung von Firmen.
Die Unabhängigkeit der Forschung sei gewährleistet, auch wenn die Schweizerische Bankiervereinigung massgeblich an der Finanzierung des SFI beteiligt sei, betont Schmedders. Die Universitäten seien frei, ihre Lehrstühle mit Personen und zu Forschungsgebieten ihrer Wahl zu besetzen. Bevor Forschungsprojekte finanziert werden, müssen diese von einer unabhängigen Kommission begutachtet und bewilligt werden.
Das Swiss Finance Institut hat aber nicht nur die Forschung, sondern auch die Aus- und Weiterbildung im Bereich Finance in den letzten zehn Jahren gestärkt. «Die Ausbildung, die die beteiligten Universitäten anbieten, ist sehr gut und zieht Studierende aus aller Welt an», so Schmedders. Im Tessin wurden Studiengänge neu aufgebaut, an der UZH wurde das Kursangebot im Master deutlich vergrössert. Zudem hat das SFI heute das weltweit grösste Doktorandenprogramm mit rund 100 Forschenden.
Weil viele Studierende später auf dem Finanzmarkt eine Anstellung finden, ist das Studium praxisnah. So können die Studierenden etwa in ihrer Masterarbeit eine konkrete Fragestellung aus der Finanzwelt bearbeiten. Der «Knowledge Catalyst» innerhalb des SFI verbindet Finanzdienstleister mit Forschungsbedarf und Studierende. In diesem Rahmen sind bisher mehr als 100 Arbeiten und Projekte entstanden. Die Finanzdienstleister lernen dabei auch potentielle neue Mitarbeitende kennen.
Auch wer bereits auf dem Finanzmarkt tätig ist, kann die Dienstleistungen des Swiss Finance Institute in Anspruch nehmen – das SFI hat in den zehn Jahren ein breites Weiterbildungsangebot aufgebaut.
Die Finanzierung des SFI ist noch mindestens zehn Jahre gewährleistet, soll jetzt aber noch auf eine breitere Basis gestellt werden. So will man neben den Banken vermehrt Versicherungen und andere Finanzdienstleister ins Boot holen. Zudem finden Gespräche statt mit weiteren Schweizer Universitäten, die an einer Mitarbeit im SFI interessiert sind.
Für Karl Schmedders fällt das Fazit nach zehn Jahren positiv aus: «Wer als Forschungsgemeinschaft in einem kleinen Land wie der Schweiz international sichtbar sein will, muss kooperieren. Das Swiss Finance Institute hat einen guten Mittelweg zwischen Föderalismus und Zentralisierung gefunden.» So seien die Forscherinnen und Forscher an den einzelnen Universitäten weiterhin unabhängig. Gleichzeitig würden durch gemeinsame Projekte und Veranstaltungen Synergien genutzt. Wird beispielsweise ein Top-Referent eingeladen, sind die Doktorierenden aller beteiligten Universitäten dazu eingeladen. «Dass sich die Idee einer solchen Kooperation bewährt, zeigt auch die Tatsache, dass sie inzwischen in der Finanzmarktforschung in Norwegen kopiert wird», sagt Karl Schmedders.