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Kunst und Wissenschaft

Eine Bühne für das Recht

Das Schauspielhaus Zürich bringt mit Elfriede Jelineks Stück «Über Tiere» das kontrovers diskutierte Thema Prostitution auf die Bühne. In einer Audioinstallation erläutern UZH-Doktorandinnen der Rechtwissenschaft parallel zum Stück ihre Forschung zu Prostitution und Menschenhandel.
Adrian Ritter
Forschung für das Theaterpublikum: Hörstücke im Foyer des «Schiffbau» erläutern rechtliche Aspekte des Themas Prostitution und Menschenhandel.

Paragraphen, Gesetzestexte und Gerichtsurteile: Was nach trockener Materie klingt, kann auch für ein breites Publikum attraktiv dargestellt werden, wie sich derzeit im Schiffbau des Schauspielhauses Zürich zeigt.

Während auf der Bühne das Stück «Über Tiere» der österreichischen Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek spielt, nimmt eine Audio-Installation im Foyer des Schiffbaus das Thema Prostitution und Menschenhandel auf: In jeweils rund 15-minütigen Hörstücken erläutern die UZH-Juristinnen Kathrin Heinzl und Nevin Karabayir die Prostitution im Schweizer Strafrecht (Audiobeitrag Heinzl) und den Tatbestand des Menschenhandels (Audiobeitrag Karabayir). Zwei Grossbildschirme zeigen gleichzeitig Beispiele von entsprechenden Gerichtsurteilen.

Nah an der Aktualität

Die Begegnung von Recht und Schauspiel im Schiffbau geht auf eine Initiative von Katharina Weikl zurück, die beim Graduate Campus der UZH für Veranstaltungen und Kommunikation zuständig ist. Weikl war auf der Suche nach Möglichkeiten, die Sichtbarkeit der Forschung von Doktorierenden und Postdocs der UZH zu erhöhen: «Wir möchten zeigen, wie intensiv sich Nachwuchsforschende mit aktuellen Gesellschaftsfragen auseinandersetzen.»

Sie erkannte das Potenzial der beiden rechtswissenschaftlichen Dissertationen rund um Prostitution und Menschenhandel und kontaktierte das Schauspielhaus. Dort stiess sie mit der Idee, parallel zum Stück von Jelinek zwei Forschungsprojekte zu präsentieren, auf offene Ohren.

Die beiden Doktorandinnen Kathrin Heinzl und Nevin Karabayir betraten in der Begegnung zwischen Wissenschaft und Kunst Neuland: «Es ist eine spannende Gelegenheit, einen wissenschaftlichen Beitrag zur oft emotionalen Diskussion rund um Prostitution in die Diskussion zu bringen», so Heinzl.

Komplexität aufzeigen

Auch Doktorandin Nevin Karabayir nahm die Chance der Zusammenarbeit mit dem Schauspielhaus gerne wahr. Für sie ist die Audioinstallation eine Chance, Verständnis zu schaffen für die Komplexität ihres Forschungsthemas: «Unser Rechtsempfinden führt oft zu schnellen und auch vorschnellen Urteilen: Menschenhändler sollen verurteilt werden. Dass aber vor einer solchen Verurteilung viele rechtliche Fragen – von der Beweisführung bis zu den Rechten der Verteidigung – zu beachten sind, wird oft vergessen.» 

Initiantin Katharina Weikl war beeindruckt, wie gut die Audioinstallation im Schiffbau beim Publikum ankam: «Am Abend der Premiere waren in der Stunde vor Beginn der Aufführung permanent alle vier Hörplätze besetzt. Trotz immerhin rund 15 Minuten Länge haben sich viele Personen die Stücke offenbar bis zum Schluss angehört.» Durch die aktuellen Diskussionen rund um Sexboxen und Prostitution sei das Interesse des Publikums derzeit sehr gross. Weikl nimmt es als Ansporn, auch in Zukunft nach Möglichkeiten zu suchen, die Forschung an der UZH in die Gesellschaft zu tragen.

Die Audiobeiträge und das Stück «Über Tiere» im Schiffbau sind noch bis zum 22. März zu sehen und hören.