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Dermatologie

Hilfe für hautkranke Terrier

Claude Favrot, Titularprofessor an der Vetsuisse-Fakultät, hat vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) über eine halben Million Schweizer Franken für sein Forschungsprojekt zu allergischen Hauterkrankungen bei Hunden, speziell West-Highland-White Terriern, erhalten. Im Interview erklärt er, warum Forschung zur Dermatitis beim Hund auch für den Menschen relevant sein kann. 
Marcus Clauss

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Leitet eine Kohorten-Studie mit West-Highland-White Terriern zur atopischen Dermatitis: Veterinärmediziner Claude Favrot. (Bild: zVg.)

Herr Favrot, Sie erhalten vom SNF eine halbe Million Franken für Ihr Forschungsprojekt zur Dermatitis bei Hunden, haben Sie damit gerechnet?

Einige Leute hatten mir abgeraten, meine Zeit mit dem Schreiben eines Antrags zu verbringen. Wer über 50 Jahre alt sei und noch nie eine SNF-Förderung erhalten habe, der werde auch weiterhin keine bekommen. Vor einigen Jahren war schon einmal ein Projekt von mir beim SNF abgelehnt worden. Gehofft hatte ich natürlich, dass der Antrag dieses Mal angenommen wird. Schliesslich wurde das von mir beantragte Budget komplett bewilligt. Die Gutachter waren offenbar von dem Konzept überzeugt.

Wie beschrieben Sie Ihr Forschungsvorhaben?

Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der Vetsuisse-Fakultät und dem Schweizerischen Institut für Asthma- und Allergieforschung führen ich eine prospektive Kohorten-Studie mit West-Highland-White Terriern zur atopischen Dermatitis, einer allergischen Hauterkrankung, durch. Dazu begleiten wir hundert Welpen von der Geburt bis zum Alter von drei Jahren. Wir erheben unterschiedliche Parameter, um herauszufinden, welcher Hund eine atopische Dermatitis entwickelt und welcher nicht.

Unsere Untersuchungen sind aufwändig. Sie reichen von der genetischen Charakterisierung der Welpen und Elterntiere über die Bestimmung ihres Haut-Mikrobioms. Untersucht wird auch die Bakterienfauna, die bei jedem Tier anders sein kann, die Blutparameter, die Umweltfaktoren wie etwa die Milbenbelastung beim Züchter und Halter. Zudem erheben wir, zu welcher Jahreszeit die Hunde geboren werden und welche spezifischen Reaktionen die Immunzellen zeigen. Diese aufwändigen Analysen machen das Projekt auch so teuer.

Werden die Ergebnisse Ihrer Studie auch relevant sein für andere Hunderassen oder andere Tiere?

Es geht bei unserem Projekt nicht nur um diese eine Hunderasse. Atopische Dermatitis ist eine allergische Erkrankung, die auch andere Tiere und Menschen betrifft. Wir möchten Aufschluss geben über Allergien generell. Für dieses Ziel sind die West-Highland-Terrier ein ideales Tiermodell.

Warum gerade West-Highland-Terrier?

Wir wissen, dass West-Highland-Whites eine hohe Anfälligkeit für atopische Dermatitis haben – fast 50 Prozent aller Tiere entwickeln diese Krankheit. Dadurch können wir mit ausgeglichenen Gruppen von gesunden und erkrankten Tieren arbeiten. Es hätte auch andere Hunderassen gegeben, die als Modell geeignet wären, wie zum Beispiel die französische Bulldogge – aber davon gibt es nicht genug in der Schweiz. Wir benötigen hundert Welpen, die wir mehrere Jahre begleiten können. Bei den West-Highland-Whites bleiben die meisten der hier geborenen Welpen in der Schweiz. Für eine Langzeitstudie ist das natürlich extrem wichtig.

Ein Vorteil bei der Forschung mit Hunden generell ist die Einheitlichkeit eines Wurfes mit mehreren Geschwistern. Diese Mehrlinge oder Zwillinge sind deshalb für uns interessant, weil man viele Faktoren – Mutter, Haltung etc. – gleich ausschliessen kann. So haben wir den direkten Vergleich. Wir können beispielsweise die Hälfte eines Wurfes behandeln und die andere Hälfte nicht.

Zusätzlich ist die Mitarbeit des Zuchtverbandes für uns wichtig. Die Kooperationsbereitschaft des Zuchtverbandes der West-Highland-Whites ist hervorragend.

Warum kooperiert der Zuchtverband?

Die Erkrankung kommt bei dieser Hunderasse so häufig vor, dass natürlich auch die Züchter ein grosses Interesse daran hat, ihr Auftreten zu verringern.

Am Projekt beteiligt sind auch Parasitologen und Virologen der Vetsuisse-Fakultät, was sind deren Aufgaben?

Sie sind für das Projekt mitentscheidend. Es gibt schon sehr lange die Hygiene-Hypothese für Allergien – weil epidemiologische Studien gezeigt haben, dass Kinder mit Kontakt zu Tieren weniger Allergien entwickeln als Kinder, die ohne Tierkontakt aufwachsen. Parasitologen gehen davon aus, dass Menschen – oder Tiere – die in ihrem Leben einmal mit Darmparasiten befallen waren, ein geringeres Risiko haben, eine Allergie zu entwickeln. Das wollen wir testen. Der Parasitologe Peter Deplazes hat vorgeschlagen, mit dem Hundespulwurm Toxocara canis zur arbeiten. Damit kann er kontrolliert infizieren, kontrolliert wieder entwurmen, und er weiss, was der Parasit immunologisch bewirkt. Auch der Virologe Mathias Ackermann arbeitet als Kooperationspartner im Projekt mit.

Welche Herausforderung kommt jetzt auf Sie zu?

Wir müssen für dieses Projekt hundert Hundehalter nicht nur von unserem Projekt überzeugen, sondern sie auch über Jahre hinweg an Bord halten. Das erfordert sehr viel Kommunikationsarbeit. Ausserdem empfinde ich eine grosse Verantwortung. Wenn der Steuerzahler 600'000 CHF investiert, ist das etwas anderes, als eine 3'000 CHF-Spende. Ich habe den Anspruch, dass wir etwas herausfinden, was die Forschung weiterbringt. Diesen Druck habe ich jetzt jeden Tag. Aber das ist gut so.