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Wenn sich Führungskräfte unethisch verhalten, kann das katastrophale Konsequenzen haben. Das haben die Unternehmensskandale und Wirtschaftskrisen der letzten Jahre gezeigt. Die Ökonomie der Gier und die damit verbundene Fixierung des unternehmerischen Handelns auf die Maximierung des Shareholder Value haben nicht nur vielen Unternehmen, sondern ganzen Volkswirtschaften enormen Schaden zugefügt.
Es erstaunt deshalb nicht, dass man mittlerweile nach anderen Vorbildern sucht. Diese Rolle könnten die «Ethical Leader» übernehmen, Führungspersönlichkeiten, die ihr Handeln nicht nur an ökonomischen, sondern auch an ethischen Massstäben messen.
«Die gesellschaftliche Wertschätzung für Führungskräfte hat sich geändert. Früher waren jene mit Ferrari und Swimmingpool die Grössten. Heute sind jene Manager zu Helden aufgestiegen, die sich ethisch verhalten», sagt die Psychologin Colina Frisch, die zusammen mit Markus Huppenbauer und Klaus Jonas untersucht hat, was «Ethical Leader» auszeichnet und worin sich ihr Denken und Handeln von anderen Führungskräften unterscheidet.
Die junge Wissenschaftlerin bewegt sich damit auf einem Gebiet, das auch in der Forschung Konjunktur hat. Frisch hat mir ihrer Studie jedoch versucht, den Begriff der «Ethical Leadership» zu erweitern. «Bisher konzentrierte sich die Forschung vor allem auf die Beziehung zwischen dem Chef und seinen Mitarbeitern», sagt Frisch, «wir haben auch weitere Stakeholder einbezogen. Dazu gehören insbesondere die Kunden.
«Ethical Leadership» zeigt sich aber auch im Verhalten gegenüber Lieferanten der Gesellschaft und der Umwelt.» Um herauszufinden, was die ethisch bewusst und verantwortungsvoll handelnde Führungsperson ausmacht, hat Frisch Interviews mit 17 Führungspersönlichkeiten geführt (3 Frauen, 14 Männer). Ausgewählt wurden Personen mit hervorragender Reputation. Als Massstab galten dabei Preise für Unternehmensethik, Medienberichte und Empfehlungen von Experten.
Was zeichnet ethische Leader aus? Sie kümmern sich nicht nur um die Maximierung der Gewinne, sondern sind «genuin am Wohlergehen» der anderen Stakeholder interessiert. Ethik ist für sie nicht ausschliesslich Mittel zum finanziellen Zweck, sondern innere Überzeugung.
Ethische Leader verhalten sich fair gegenüber ihren Mitarbeitern und ihren Kunden. Die Mitarbeiter haben faire Löhne, werden gefördert, bei Entscheidungen einbezogen, ihre Gesundheit und eine gute Work-Life-Balance sind dem Unternehmer ein Anliegen. Zu den Kunden werden gute Beziehungen gepflegt und die Qualität und die Preise der Produkte stimmen. Ethische Manager engagieren sich gemeinnützig, sie fördern den Nachwuchs, sind loyal gegenüber ihren Lieferanten und bemühen sich um umweltfreundliche Produktionsprozesse.
Die Liste der guten Taten ist noch länger. Doch wer kann das alles stemmen? Und was bringt’s schlussendlich? «Ein Unternehmen nach ethischen Grundsätzen zu führen kostet», sagt Colina Frisch, «es bedeutet einen zusätzlichen Aufwand, zeitlich und finanziell.»
Ethische Unternehmensführung muss man sich leisten können. Einer der befragten Manager formulierte das so: «Wenn du kein Geld verdienst, kannst Du all die ethischen Nettigkeiten vergessen! Du musst das richtige Produkt zum richtigen Preis der richtigen Kundengruppe anbieten, sonst hast du kein Geld, um die Löhne zu zahlen und kannst nicht existieren auf dem Markt.»
Der Einsatz zahlt sich jedoch aus, zumindest langfristig. Das Unternehmen hat ein positives Image, gewinnt Preise, erscheint in den Medien. Es hat langfristige und positiv geprägte Beziehungen zu den Kunden. Vor allem aber hat es kompetente und motivierte Mitarbeiter. Das führt zu geringer Fluktuation, weniger Absenzen und es macht das Unternehmen attraktiv für neue Mitarbeiter. Glücklich ist auch der Chef: «Viele haben sich als glückliche, zufriedene Menschen beschrieben», sagt Colina Frisch.