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Auf einer sanften Anhöhe nahe am Waldrand, dort, wo sich heute das Landwirtschaftszentrum Strickhof befindet, soll Grosses entstehen. Die ETH Zürich, die Universität Zürich und der Kanton Zürich haben sich zusammengetan, um hier ein landwirtschaftliches Bildungs- und Forschungszentrum zu gründen. Es soll weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus Massstäbe setzen.
Markenzeichen des Bildungs- und Forschungszentrums Agrovet-Strickhof wird die enge Verknüpfung von Agrarwissenschaft, Veterinärmedizin und landwirtschaftlicher Praxis am selben Standort sein. Nur wenige Institutionen in Europa können dies bieten. Die Vorteile des Projektes liegen auf der Hand: Infrastruktur und Tierbestand können von Universität, ETHZ und Landwirtschaftsschule gemeinsam genutzt werden. Das kommt der Forschung genauso zugute wie der Lehre: Die Studierenden können nach dem Prinzip «From Feed to Food» die gesamte landwirtschaftliche Wertschöpfungskette, von der Futtererzeugung über die Fütterung bis zur Gewinnung von Milch und Fleisch, kennenlernen.
Für die Planung und Bau der Neu- und Ersatzbauten auf dem Strickhof-Areal wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, dessen Gewinner nun feststeht. Es handelt sich um das Projekt des Architekturbüros Itten + Brechbühl AG aus Basel mit dem Titel «shed@agrovet».
Das Bau-Ensemble besticht gemäss Jury-Bericht durch die funktional und ortsbaulich hervorragende Anordnung. Den Mittelpunkt wird eine grosszügige, mit Bäumen bepflanzte Platzanlange bilden, darum herum werden sich helle, mit auffälligen Shed-Dächern versehene Neubauten gruppieren, deren gezackte Silihoutte das Gesamterscheinungsbild der Anlage prägen wird. Hans Wilhelm Im Thurn, stellvertretender Kantonsbaumeister und Vorsitzender des Preisgerichts, lobt am Projektentwurf den «sorgsamen Umgang mit Formen und Materialien» und den «selbstbewussten und zeitgemässen, gleichzeitig aber auch bodenständigen baulichen Ausdruck».
Auch Werner Hautle, Leiter Grossprojekte der Abteilung Immobilienentwicklung, der die UZH zusammen mit Infrastrukturdirektor Stefan Schnyder im Projektsteuerungsausschuss vertritt, ist vom Siegerprojekt überzeugt. «Die Wettbewerbsanforderungen waren anspruchsvoll», erklärt er. «Es galt, die Bedürfnisse einer praxisorientierten Landwirtschaftsschule mit jenen einer Foschungseinrichtung von überregionaler Bedeutung zu verbinden.» Dies sei den Architekten hervorragend gelungen, findet Hautle: «Sie haben sowohl konzeptuell wie auch hinsichtlich der architektonischen Formensprache die richtige Balance gefunden.»
Die Neubauten auf dem Strickhof-Areal sind in zwei Teilprojekte gegliedert, wie Werner Hautle erklärt: Zum einen erstellt der Kanton Zürich ein Nutztierzentrum, bestehend aus grossflächigen Stallungen und Einrichtungen, die der landwirtschaftlichen Ausbildung sowie der veterinärmedizinischen und agrarwissenschaftlichen Forschung und Lehre dienen sollen. Zum Nutztierzentrum gehört ein «Forum», das primär als Vorführhalle für Tiere gedacht ist, sich aber auch für verschiedenste öffentlichkeitswirksame Anlässe eignet.
Zum anderen errichtet die ETHZ ein Stoffwechselzentrum mit Stallungen sowie einem Büro- und Laborgebäude, wo sie zusammen mit der UZH Forschung im Bereich der effizienten und emissionsarmen Nutztierhaltung betreiben wird.
Bis vor kurzem betrieben die ETHZ, die UZH und das Landwirtschafszentrum eigene Einrichtungen zur Nutztierhaltung. Keine davon war mehr zeitgemäss. Die vor 36 Jahren errichteten Stallungen der Landwirtschaftsschule in Lindau sind veraltet und hätten ohnehin erneuert werden müssen. Sanierungsbedürftig war auch die ETH-Forschungsstation Chamau im zugerischen Hüneberg, welche die ETH bereits verkauft hat. Auch der Stigenhof bei Oberembrach, wo die Vetsuisse-Fakultät zur Zeit ihre Ausbildungsherden hält, ist baulich in schlechtem Zustand. «Es hätte massiv investiert werden müssen, um den Stigenhof weiter zu betreiben», sagt Werner Hautle.
Bisher hatten die ETH, die UZH und das Landwirtschafszentrum zu Forschungs- bzw. Lehrzwecken jeweils auch eigene Viehherden. Das neue Forschungszentrum wird es ermöglichen, eine gemeinsame Herde zu halten. Die Anzahl der Tiere kann dadurch verringert werden.
Die Weiterentwicklung und Realisierung des Projektes Agrovet-Strickhof soll rasch vonstatten gehen. Ziel ist es, bis Mitte 2013 ein bewilligungsfähiges Bauprojekt vorlegen zu können. Falls keine Rekurse gegen das Bauprojekt erfolgen, sollten die Neubauten 2016 bezugsbereit sein.