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Es zischt und qualmt, dann riecht es nach verbranntem Horn. Der Hufschmied passt ein glühendes Eisen an einen Pferdefuss an. Pferde werden krank, wenn sie unbequeme Schuhe tragen. Deshalb ist der Pferdeschuster für jeden Pferdebesitzer und sein Ross Garant für bequemes Laufen. Der beissende Geruch, der sich dabei im Stall ausbreitet und in Haut und Haar festsetzt, gehört zum Gewerbe.
Heute gibt es in der Schweiz doppelt so viele Pferde wie noch vor zwanzig Jahren. Nicht nur Tierärzte, sondern auch Hufschmiede profitieren von dieser Entwicklung. Damit gewinnt einer der ältesten Berufe wieder an Bedeutung. Das zeichnet sich auch im neuen Bildungsgang ab: Neu können Interessierte eine vierjährige Lehre als Hufschmied abschliessen. Erst seit zwei Jahren gibt es diese Lehre. Vorher wurden Hufschmiede wie normale Schmiede ausgebildet und machten anschliessend eine Zusatzlehre.
«Der moderne Hufschmied ist heute nicht mehr einfach ein Metallverarbeiter, sondern ein wichtiger Träger des Pferdegesundheitssystems», sagt Privatdozent Michael A. Weishaupt, Departement für Pferde der Vetsuisse-Fakultät. «Die Aufwertung der Lehre mit einem komplett überarbeiteten Bildungsplan ist das Verdienst der Schweizerischen Metall-Union, die erkannt hat, wie wichtig das Fachwissen rund ums Pferd ist.»
Ein Hufschmied muss viel können. Unter anderem sollte er fähig sein, den Gang eines Pferdes zu beurteilen, um – wenn nötig – orthopädische Korrekturen beim Beschlagen vornehmen zu können. Das braucht alles viel Erfahrung und ständige Weiterbildung. Trotzdem, die handwerkliche Fertigkeit, ein passendes Hufeisen herzustellen, bleibt seine Kernkompetenz.
Geändert hat sich auch das geschäftliche Umfeld des Hufschmids. Mit Gasofen im Gepäck fahren sie heute zu ihren Kunden, früher kamen die Pferdebesitzer in die Schmiede. Das hat sich gewandelt, seit es mehr Freizeit- als Sportpferde in der Schweiz gibt. Und noch etwas ist ganz anders als früher: Aus der ehemaligen Männerdomäne ist heute ein Frauensport geworden und viele Pferdebesitzerinnen treffen mittlerweile auf weibliche Hufschmiede.
Da der Hufschmied die Tiere regelmässig sieht – ungefähr alle sechs bis acht Wochen muss das Tier neu beschlagen werden – sind Hufschmiede zu Partnern der Tierärzte avanciert. Ist der Hufschmied gut ausgebildet, bemerkt er sofort krankhafte Veränderungen und kann sich mit dem Veterinär absprechen und beraten. Dass dann auch beide wissen, von was sie sprechen, dafür sorgt ein neues Ausbildungstool, das an der Universität Zürich entwickelt wurde und das sowohl angehende Tierärzte als auch Hufschmiede ausbildet.
«eHoof» heisst das umfangreiche Lehrmittel für Hufschmiede und Tierärzte, das vom Departement für Pferde der Universität Zürich und der Schweizerischen Metall-Union entwickelt wurde. In 84 Kapiteln setzt es neue Standards in der Ausbildung: Weil es multimedial aufgebaut ist, vermag es komplexeste Inhalte für unterschiedliche Anwender auf anschauliche Art zu vermitteln. Praktisch: Das gesamte Material ist auf einem USB-Stick untergebracht. «Angehende Tierärzte und Hufschmiede, Dozenten der Tiermedizin und Hufschmiede-Ausbildner finden eine gemeinsame Wissensplattform in der gleichen Fachsprache, mit den gleichen Beispielen, Grafiken, Bildern und Filmen», erläutert Weishaupt, Projektleiter des Tools.
Der Ansatz der gemeinsamen Wissensplattform für verschiedene, aufeinander angewiesene Berufe, stösst auch bei anderen Berufsgruppen auf Interesse, so unter anderem bei den Physiotherapeuten und Orthopäden.
Neuester Erfolg von eHoof: Die Zusage für Fördergelder der EU im Rahmen des Leonardo-da-Vinci-Projektes, dem europäischen Programm für die berufliche Aus- und Weiterbildung. «Die Schweiz kann seit 2011 solche Anträge über die ch-Stiftung in Solothurn stellen», sagt Weishaupt. eHoof ist nun eines der acht Innovationstransfer-Projekte der Schweiz, die gerade – zum ersten Mal überhaupt – bewilligt wurden.
Weishaupt freut sich nicht nur über die finanziellen Mittel, sondern auch über die damit verbundene Wertschätzung: «Das neue Konzept einer gemeinsamen Wissensplattform für verwandte, aufeinander angewiesene Berufe, findet damit internationale Anerkennung.»