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Begriffe wie «Gehirn-Jogging» oder «Hirn-Fitness» machen deutlich: Wir sind mitverantwortlich dafür, was mit unserem Gehirn im Alter passiert. Doch auch die medizinischen und psychologischen Wissenschaften finden immer wieder neue Belege, dass der Gesundheitszustand unseres Gehirns und damit auch das Auftreten einer Demenz mit unserem eigenen Lebensstil zusammenhängen.
Dass mit der steigenden Lebenserwartung auch die Häufigkeit von Alzheimer-Demenz zunimmt, ist bekannt. Weil die therapeutischen Möglichkeiten beschränkt sind, sobald die Krankheit einmal ausgebrochen ist, richtet sich das Augenmerk der Forschung zunehmend auf Möglichkeiten, das Auftreten von Alzheimer zu verhindern oder zumindest einige Jahre aufzuschieben.
Altersforscher sprechen von der «Reservekapazität des Gehirns». Ein aktiver Lebensstil ist wichtig für das Gehirn, um Reserven zu bilden und so das Demenzrisiko zu senken. Zum aktiven Lebensstil gehören Denkaktivitäten, zwischenmenschliche Aktivitäten, körperliche Aktivitäten und, wie in letzter Zeit verstärkt untersucht wurde, insbesondere motivationale Aktivitäten. Letztere bedeuten, dass man sich immer wieder neue Ziele setzt, flexibel mit Veränderungen im Leben umgeht, sich für neue Ideen und Projekte interessiert. Alle diese Aktivitäten bilden die Reservekapazität aus, weil sie das Gehirn fortwährend stimulieren und trainieren.
Personen mit einer hohen Reservekapazität des Gehirns leben länger ohne Zeichen einer Demenz, weil das Gehirn auf nicht geschädigte Areale zurückgreifen kann.
An der Universität Zürich wird seit sechs Jahren unter der Leitung von Simon Forstmeier, Oberassistent am Psychologischen Institut, und Andreas Maercker, Professor für Psychopathologie, der Einfluss von motivationalen Aktivitäten auf Gedächtnisprobleme und Alzheimer-Demenz erforscht.
In einer kürzlich in der amerikanischen Wissenschaftszeitschrift «Psychology and Aging» veröffentlichten Studie konnten sie in Kooperation mit dem Kompetenznetz Degenerative Demenzen in Deutschland (Leitung: Wolfgang Maier und Hendrik van den Bussche) motivationale Fähigkeiten in einer grossen Längsschnittstudie in Deutschland (die sogenannte «AgeCoDe-Studie») untersuchen.
Total nahmen an der Studie zu Beginn gut 3300 Personen teil. Etwa zwei Drittel davon flossen in die Schlussbetrachtung mit ein. Nach 3 Jahren entwickelten rund 300 Personen leichte Gedächtnisprobleme («mild cognitive impairment») und zirka 70 eine Alzheimer-Demenz.
Die Resultate im Überblick: Berufsbezogene motivationale Fähigkeiten des mittleren Lebensalters senkten das Risiko von leichten Gedächtnisstörungen um 35 Prozent – auch wenn der Einfluss vieler anderer Risikofaktoren (etwa körperliche und mentale Aktivitäten oder das Eingebundensein in soziale Netzwerke) statistisch kontrolliert wurde. Das Risiko einer Alzheimer-Demenz war bei genetisch vorbelasteten Personen ebenfalls niedriger, wenn sie gute motivationale Fähigkeiten hatten.
Um das Gehirn fit zu halten – so eine praktische Schlussfolgerung der Studie –, sollte man nicht nur viel lesen, Kreuzworträtsel lösen und körperlich aktiv bleiben, sondern immer wieder auch seine Ziele überdenken und sich so selbst motivieren.