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Unternehmen suchen Mitarbeitende, die nicht nur top ausgebildet sind, sondern darüber hinaus auch auf jahrelange Berufserfahrung zurückblicken können und gleichzeitig eine ganze Palette von Arbeitstugenden und sozialen Kompetenzen mitbringen.
Noch bis Ende der Sechzigerjahre wurde nur in einem Drittel aller Stelleninserate eine über die obligatorische Schulzeit hinausgehende Ausbildung verlangt. Im 21. Jahrhundert gilt dies für rund drei Viertel der Stellen. Vor allem die Berufslehre ist von Jahr zu Jahr wichtiger geworden und ist unterdessen etwa in der Produktion oder im kaufmännischen Bereich schlicht unentbehrlich.
Stellenangebote, die keine Lehre voraussetzen, finden sich vor allem noch im Verkauf, im Gastgewerbe, in der Reinigung oder im Transport. Seit den Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts nimmt aber auch die Anzahl Stellen stark zu, welche eine Ausbildung auf Tertiärniveau erfordern. Neben Hochschuldiplomen betrifft dies insbesondere höhere Ausbildungen, die auf einer Berufslehre aufbauen, wie Abschlüsse höherer Fachschulen oder Fähigkeitsausweise.
Ausser auf formale Ausbildungsgänge wird zudem immer mehr Wert auf Weiterbildungen und Spezialkenntnisse gelegt: zum Beispiel in der Informatik, im Verkauf oder – in jüngster Zeit stark steigend – auf juristische Zusatzkenntnisse für Stellenangebote, die sich nicht an Juristen richten.
Seit etwa zwanzig Jahren wachsen zudem die Erwartungen der Unternehmen bezüglich beruflicher Erfahrung und Soft Skills der Mitarbeitenden ausserordentlich stark an. Dabei ersetzen diese Qualifikationen keineswegs die formale Ausbildung, viel eher kumulieren sich die Anforderungen: Je anspruchsvoller eine Stelle in Bezug auf den Bildungsabschluss ist, desto eher wird auch Erfahrung vorausgesetzt und desto vielfältiger sind die Ansprüche an die persönlichen Stärken, die unter dem Begriff der Soft Skills zusammengefasst werden.
Dazu gehört die Fähigkeit, sich in einen sozialen Rahmen einzufügen, erfolgreich zu kommunizieren und sich durchzusetzen. Zu den Soft Skills gehören aber auch persönliche Belastbarkeit, Flexibilität, Lernbereitschaft und Kreativität sowie die Leistungsmotivation und Zuverlässigkeit. Auffallend ist, dass traditionelle Arbeitstugenden, welche die gewissenhafte Pflichterfüllung betonen, keineswegs an Bedeutung verloren haben. Qualitäten wie Selbststeuerungs- und Problemlösungsfähigkeit angesichts wenig strukturierter Arbeitszusammenhänge kommen dazu.
Der Doppelcharakter des zeitgenössischen Arbeitszusammenhangs, wo einerseits die Handlungsmöglichkeiten und der Verantwortungsbereich ausgeweitet werden, diese andererseits aber unmissverständlich an die Interessen des Betriebs zurückgebunden werden, kommt darin deutlich zum Ausdruck. Der perfekte Arbeitnehmende im 21. Jahrhundert bringt diese Ansprüche idealerweise unter einen Hut.
Neue Formen der Arbeitsorganisation, welche die Selbstverantwortung betonen und gleichzeitig die Fähigkeit zur Zusammenarbeit im Team voraussetzen, tragen ebenfalls zur Steigerung der Anforderungen bei.
Während Arbeitskräfte, die mit den entsprechenden formalen und persönlichen Qualifikationen ausgestattet sind, damit herausfordernde Tätigkeiten mit erweitertem Handlungsspielraum finden, wird für Leute, die diesen hohen Ansprüchen nicht gerecht werden können oder wollen, die Stellensuche immer schwieriger und die Aussichten auf eine längerfristig gesicherte und befriedigende Tätigkeit geringer. Chancen und Risiken sind in der neuen Arbeitswelt ausgesprochen ungleich verteilt.