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SMS-Kommunikation

«Ez suchedmer de Fluss zum chille»

Ein Team um die Germanistin Christa Dürscheid und die Romanistin Elisabeth Stark, beide Universität Zürich, hat fast 24'000 SMS in eine Datenbank gestellt. Ziel: Herausfinden, was die SMS-Kommunikation ausmacht. UZH News wollte von Christa Dürscheid wissen, ob die Ansichtskarte aus den Italienferien definitiv von gestern ist.
Roland Gysin

Während vier Monaten wurde gesammelt, was die Mobiles hergaben. Christa Dürscheid, Professorin für Deutsche Sprachwissenschaft, und Elisabeth Stark, Professorin für Romanische Sprachwissenschaft, beide Universität Zürich, brachten – unterstützt von Swisscom – insgesamt 23'987 SMS zusammen. Mit dabei von der Universität Neuchâtel die beiden Professorinnen für Linguistik, Marie José Beguélin und Simona Pekarek Doehler.

SMS aus den Italienferien: Kein Ersatz für die obligate Ansichtskarte ans Grosi.

Das Ziel der Sammelaktion: Erstellen eines «SMS-Korpus» für die ganze Schweiz, um herauszufinden, welches die spezifischen Merkmale der SMS-Kommunikation sind.

Erste Resultate seien nicht vor Ende 2010 zu erwarten, sagt Christa Dürscheid: «Es braucht Geduld und Geld.» Deshalb soll auch zusammen mit den Universitäten Bern und Neuchâtel bald eine Eingabe beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) erfolgen, und es laufen Abklärungen, die in einer Datenbank erfassten SMS öffentlich zugänglich zu machen.

Sparsamer Umgang mit Ausland-SMS

UZH News wollte nicht so lange warten und bat Christa Dürscheid um eine Einschätzung, ob und wie sich die Ferienkommunikation durch das Versenden von SMS verändert hat. Schicken Jugendliche aus ihren Sommerferien in Italien oder Griechenland noch Ansichtskarten nach Hause oder wird primär «gesmst»?

Antwort: «Auf die obligate Ansichtskarte ans Grosi oder an die Eltern verzichten die meisten Jugendlichen auch im Zeitalter der elektronischen Medien nicht.» Und mit SMS aus dem Ausland gehen sie aus Kostengründen eher sparsam um. «Man schickt vielleicht eine SMS nach der Ankunft oder nach einem besonderen Erlebnis, mehr kaum», vermutet Dürscheid.

Beach-Fotos auf Facebook & Co.

Hoch im Kurs für die Alltagskommunikation in die Heimat stehen hingegen, so die Sprachwissenschafterin, neben E-Mails soziale Netzwerke wie Facebook, MySpace oder StudiVZ. «Dort platziert man in den Ferien eine Statusmeldung, schreibt, wo man ist und was man gerade macht, oder man lädt gleich vom mitgebrachten Computer aus die Fotos von der gestrigen Party hoch: Bin in Canterbury. Abr jo, mega warm&Sonza&ez den an Beach in Dover:-).»

Christa Dürscheid, Sprachwissenschaftlerin: Facebook & Co. sind auch während den Ferien bei Jugendlichen hoch im Kurs.

Aus den stichprobeweise gesichteten Ferien-SMS-Beispielen lassen sich laut Dürscheid keine besonderen Unterschiede zur Alltags-SMS-Sprache herauslesen. Die Sprache sei kurz, oft mit Abkürzungen, die für Ungeübte schwer zu verstehen seien, ohne Gross- und Kleinschreibung, und sie orientiere sich am Mündlichen und sei in der Deutschschweiz sehr oft in Dialekt verfasst:

«Mer sind ims da Cambridge!ish mis Mail acho? Kis seit:life is a beach =)wie goths mite MA-Arbet?ez suechedmr de Fluss zum chille.froi mi vodr zghöre! Dübs fest! =).» Oder weniger kryptisch: «Da kommt ein sonnengruss aus dem bergsommer!bin am wochenende in der bäpur am hüten und vielleicht sehen wir uns einmal?herzli pepe