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Zwischen den dicht bepackten Bücherwänden am Religionswissenschaftlichen Seminar sind die geistigen Horizonte weit. Die Mitglieder der Forschungsgruppe um Daria Pezzoli-Olgiati gehen innerhalb ihres Forschungsgebietes «Medien und Religion» unterschiedlichsten Themen nach, folgen eigenständigen, wenig erprobten Fragestellungen.
Anna-Katharina Höpflinger untersucht die Symbolik der Kleidung, Fabian Perlini entschlüsselt religiöse und mythologische Motive in Computerspielen, Marie-Therese Mäder studiert die Beziehungen zwischen Religion und Film, Tommi Mendel geht in einer gefilmten Dissertation der untergründigen Verwandtschaft von Pilgern und Backpackern nach, und Monika Glavac thematisiert Karikaturen im religiösen Kontext.
Daria Pezzoli-Olgiati selbst widmet sich vor allem visuellen Aspekten in religiösen Traditionen. «Manche glauben, kollektive Forschungsarbeit beeinträchtige die Originalität», sagt sie. Ihrer Erfahrung nach gilt das Gegenteil: «Es ist gerade der Rückhalt im Team, der uns bestärkt, in unserer Forschung Ungewöhnliches zu wagen.»
Die Gruppe bedient sich einer kulturwissenschaftlichen Herangehensweise. Sie fasst religiöse Symbole und Rituale als Kommunikationsformen auf, die an verschiedenste Medien wie Bild, Text, Spiel, Körper oder Raum gebunden sind. Um die Zusammenhänge zwischen Medien und Religion in ihrer Vielschichtigkeit erfassen zu können, wird versucht, Methoden und Perspektiven verschiedener Disziplinen wie Kunstgeschichte, Film-, Sprach- und Literaturwissenschaft, Ethnologie oder Soziologie möglichst eng mit der Religionswissenschaft zu vernetzen.
Dabei kommt der Gruppe das unterschiedlich gelagerte Spezialwissen der einzelnen Mitglieder zugute: Marie-Therese Mäder kennt sich neben der Religionswissenschaft in der Filmwissenschaft besonders gut aus, Tommi Mendel in der Ethnologie und der visuellen Anthropologie, Anna- Katharina Höpflinger beispielsweise in der Antike und Fabian Perlini in der Religionssoziologie.
«Ich lerne viel von euch», lobt die Professorin ihr Team, und Marie-Therese Mäder entgegnet: «Du hast ein Talent dazu, uns zu begeistern und anzuspornen». Im Gruppenverband werden persönliche Arbeiten besprochen, Workshops und Tagungen organisiert, Publikationen konzipiert und Kontakte zu anderen Forschungsteams hergestellt und gepflegt. Die Gruppe ist im Religionswissenschaftlichen Seminar gut verankert, hier haben alle Mitglieder ihre Arbeitsplätze, was den kontinuierlichen Austausch begünstigt.
Die gerade für die Geisteswissenschaften noch eher untypische Form der Zusammenarbeit in einer Forschungsgruppe ergab sich, als sich Pezzoli-Olgiati 2004 um eine SNF-Förderprofessur bewarb: Das Stellenprofil verlangte ausdrücklich, Forschung innerhalb vernetzter Strukturen zu organisieren; Pezzoli-Olgiati schlug die Etablierung einer Forschungsgruppe vor und erhielt die Stelle.
Sie sorgt für die nötigen Drittmittel und die Administration. Das Team-Engagement geht freilich weit über den in der Anstellung vorgesehen Rahmen hinaus. Der Nutzen aber ist unbezahlbar: «Ich bin von fünf kompetenten Zuhörern umgeben, welche an der Entwicklung meines Projektes kritisch und interessiert Anteil nehmen», sagt etwa Fabian Perlini. «Wo finde ich das sonst?»