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«Brigitte Woggon war immer eine Psychiaterin, die sich für ihre Patientinnen und Patienten einsetzte. Sie scheute auch den zum Teil mühevollen Weg durch die Institution nicht», umschreibt die Jus-Professorin Brigitte Tag, die als Präsidentin der Gleichstellungskommission zusammen mit Elisabeth Maurer (Leiterin der UniFrauenstelle – Gleichstellung von Frau und Mann der UZH) zum Zivilcourage-Symposium einlädt, die Geehrte.
Auch in der Gleichstellungsarbeit an der Universität Zürich konnte Brigitte Woggon Zivilcourage zeigen. Während der sieben Jahre als Präsidentin der Gleichstellungskommission scheute sie klare Worte nicht. «Sie hat in den Diskussionen oft die heiklen Punkte angesprochen», weiss Tag.
Für Tag ist Woggon eine zivilcouragierte Person, «weil sie ihre Meinung nicht verbirgt und dabei dem Menschen dient». Mit dieser Grundhaltung hat Woggon in der Psychiatrie und in der Gleichstellungsarbeit gewirkt – und dadurch gemäss Tag jene gefördert, «die (noch) nicht gleichgestellt sind und sich aufgrund eines Machtgefälles nicht selbst wehren können». Dass das nicht ohne Konflikte gehe, sei klar, denn bezüglich der Notwendigkeit der Gleichstellung gebe es auch heute noch «sehr unterschiedliche Sichtweisen», findet Tag.
Die Tagung zu Zivilcourage werden Rektor Andreas Fischer und Brigitte Tag eröffnen. Letztere wird das Thema Zivilcourage auch in einem eigenen Vortrag unter dem Blickwinkel des Rechts beleuchten.
Anschliessend wird die Universitätsrätin Myrtha Welti, die unter anderem Mitglied der Geschäftsleitung von «alliance F – Bund Schweizerischer Frauenorganisationen» ist, ihre Überlegungen zur Frage «Fehlt uns Zivilcourage?» darlegen. Gefolgt vom Publizistikwissenschaftler und Prorektor Otfried Jarren, der darüber referieren wird, inwiefern Zivilcourage ein Medienthema ist – oder eben keines.
«Das Böse braucht das Schweigen der Mehrheit»: diese Worte des früheren UN-Generalsekretärs Kofi Annan, 2005 anlässlich der UN-Vollversammlung zum Gedenken an die Opfer von Auschwitz, bilden die Ausgangslage des Referats von Felix Althaus, Toxikologieprofessor und ehemaliger Präsident der Leitungsgruppe des Nationalen Forschungsprogramms 50 «Hormonaktive Stoffe».
Den Abschluss der Referatsreihe macht Veronika Brandstätter. Sie ist Motivationspsychologin an der UZH und hat Zivilcourage zu einem ihrer Forschungsschwerpunkte gemacht. Auch ganz praktisch beschäftigt sie sich damit: In zweitägigen Kursen können Interessierte das Zürcher Zivilcourage-Training absolvieren. Dort lernt man, wie man sich in Situationen, die ein beherztes Eingreifen erfordern, am besten verhält.
Keine Heldentaten sind dabei gefragt, kleine Schritte tun es auch, wie Brandstätter anhand einer persönlichen Erfahrung schildert: Sie fuhr, müde von der Arbeit, des Abends in der Münchner U-Bahn heim, als sie mitbekam, wie ein Mann zwei Frauen belästigte. Eigentlich wollte sie einfach nur nach Hause. Trotzdem stand sie von ihrem Sitz auf, bahnte sich einen Weg durch die Fahrgäste, reichte den beiden Frauen die Hand und sagte: «Kommen Sie mit mir!» «Und dann», erzählt Brandstätter, «liessen wir den Mann einfach stehen.» Mehr zu Brandstätters Zivilcourage-Forschung kann man ab dem 8. Dezember 2008 im neuen «unimagazin» nachlesen.
Ein Podium zum Abschluss der Tagung wird die unterschiedlichen Erfahrungen mit Zivilcourage der Referentinnen und Referenten und des Publikums zusammenbringen. Das Schlusswort obliegt der mit der Tagung Geehrten selbst: Brigitte Woggon wird sicher um keine Antwort verlegen sein, wenn es darum geht, zu sagen, was Zivilcourage für sie bedeutet.