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Auf den Spuren Meister Reinekes im Stadtdschungel: Peter Deplazes.
Sascha Renner

Auf den Spuren Meister Reinekes im Stadtdschungel: Peter Deplazes.

«Unsere Städte sind wilder geworden», sagt Peter Deplazes und meint damit nicht etwa die Jugendgewalt. Der Leiter des Instituts für Parasitologie hat mit seiner Arbeitsgruppe festgestellt, dass sich die Anzahl Füchse in Zürich innert weniger Jahre vervielfacht hat. Mit dem Fuchs kam auch der Fuchsbandwurm. Dieser ist, auf den Menschen übertragen, Auslöser der alveolären Echinoccocose, einer zwar seltenen, aber doch eine der gefährlichsten Parasitenerkrankung in Europa. In einem viel zitierten Übersichtsartikel haben Deplazes und Co-Autoren erstmals das gesamte relevante Verhalten der Stadtfüchse dargestellt, von der Nahrungswahl bis hin zum Aktionsradius. Für keine Stadt liegen umfassendere Daten vor.

Das hat seine Gründe: «Wir griffen eine damals neue Thematik auf und können nun auf viele Jahre Erfahrung zurückblicken. Ausserdem profitieren wir in Zürich von einer sehr guten Zusammenarbeit von Parasitologen und Wildtierökologen.» Deplazes analysierte nicht nur Kontamination und Infektionsraten für verschiedene Zürcher Stadtgebiete, er entwickelte auch die dazu notwendigen immunologischen und molekularen Techniken sowie Interventionsmodelle.

Aufgrund der Zunahme der Füchse prophezeite er einen Anstieg der Krankheitsfälle beim Menschen – eine Hypothese, die sich später als richtig erwiesen hat. Die Beliebtheit seines Artikels erklärt sich der Wissenschaftler nicht zuletzt mit einem Per- spektivenwechsel: «Die Stadt gilt nicht mehr als biologische Wüste, sondern als vielseitiger Lebensraum. Urbanisierungsforscher aller Art beziehen sich auf unsere Studie.»

Deplazes P, Hegglin D, Gloor S, Romig T: Wilderness in the City: The Urbanization of Echinococcus multilocularis. In: Trends in Parasitology, Vol. 20 No.2, February 2004.

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