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«Schweizer sind Bio-Weltmeister». So lautet die knackige Schlagzeile zum Konsum Report, den das Center for Corporate Responsibility and Sustainability an der Universität Zürich (CCRS) zusammen mit dem WWF und der Zürcher Kantonalbank erstmals erhoben hat. Tatsächlich geben die Konsumentinnen und Konsumenten in keinem anderen Land der Welt mehr Geld für Bio-Produkte aus.
Rund 170 Franken pro Kopf und Jahr sind dem Schweizer und der Schweizerin biologisch produzierte Lebensmittel wert. Der Anteil am Gesamtvolumen ist aber noch immer relativ gering: 4,7 Prozent betrug er laut Angaben von Biosuisse im vergangenen Jahr. Im Gegensatz zu anderen Produktkategorien, wie etwa nachhaltigen Finanzanlagen, oder Hybrid-Autos ist auch der Anstieg nicht mehr gross. In den vergangenen vier Jahren stagnierte der Anteil von Bio-Produkten knapp unter fünf Prozent.
Im Moment dürfte damit nach Einschätzung von Erika Meins, Projektleiterin beim CCRS, das Potential bei einigen Bio-Lebensmittel langsam ausgeschöpft sein. «Die biologischen Lebensmittel sind heute nicht mehr nur im Bio-Laden zu finden, sondern gehören zum Standartangebot der Grossverteiler», erklärt Meins. Dies sei ein Zeichen, dass der Konsum von Bio-Produkten im Mainstream angelangt sei.
Anders sieht dies bei weiteren Produkten aus dem Warenkorb der Gebrauchsgüter aus: Im Bereich der Mobilität etwa steigt der Verkauf von Hybrid-Autos als Zeichen für mehr Umweltbewusstsein steil an: Von 2004 bis 2007 hat sich die Zahl auf 3237 Hybrid-Autos rund versechsfacht. Doch noch beträgt der Anteil am Gesamtmarkt erst rund ein Prozent.
Meins rechnet deshalb damit, dass bei der Mobilität – aber etwa auch bei der Energie – noch ein grosses Potential vorhanden ist. Hybrid-Autos oder Öko-Strom sind im Moment noch Nischenprodukte. Es gibt erst wenige Anbieter und Produkte, doch ihre Zahl wächst stetig. Der Anteil ökologischer Autos, bzw. Stromprodukte dürfte deshalb noch für längere Zeit stark ansteigen, bis sich hier eine Sättigung bemerkbar macht und auch sie zum Mainstream gehören.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Finanzanlagen: Das Volumen der in nachhaltige Fonds oder Finanzinstrumente investierten Gelder steigt rapide an. Zwischen 2005 und 2007 hat es sich etwa verdoppelt. Aber auch hier liegt der Anteil am Gesamtvolumen erst bei rund einem Prozent.
Breit angelegte Studien, u.a. auch vom CCRS, belegen, dass nachhaltige Anlagen nicht weniger rentabel sind, als konventionelle Geldanlagen, zum Teil sogar rentabler. «Das Investment in nachhaltige Anlagen, ist also – anders als etwa bei Bio-Lebensmitteln – nicht teurer, sondern bringt sogar Vorteile», sagt Meins. Sie rechnet deshalb damit, dass auch hier der Anteil weiter wachsen wird.
In der Aufklärung über die handfesten Vorteile von umweltgerechtem oder nachhaltigem Verhalten, sieht Meins einen Schlüssel, um nicht nur beim Konsum, sondern auch beim Verhalten einen positiven Trend zu bewirken. Denn so stark die Indikatoren beim Kauf von ökologischen und nachhaltigen Produkten nach oben zeigen, sowenig bewegt sich, wenn es darum geht, das eigene Verhalten zu ändern.
Trotz hohem Umweltbewusstsein – rund zwei Drittel der Befragten glauben, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern – nimmt bei allen Produktkategorien die Gesamtmenge zu: Es wird mehr Fleisch gegessen, mehr Strom verbraucht, mehr Auto gefahren, mehr Energie verheizt, mehr Kleidung gekauft. Die Mengenausweitung macht zu einem grossen Teil die positiven Effekte des umweltbewussteren Konsums wieder zunichte.
Wichtig ist deshalb, dass auch beim Verhalten Änderungen erreicht werden können. Dazu will der Konsum Report Anregungen geben. Die Broschüre, in der die Resultate der Erhebung vorgestellt werden, bietet zu jedem Thema konkrete Tipps an, wie man durch kleine Änderungen im Alltag ohne Einbusse der Lebensqualität seine persönliche Umweltbilanz aufbessern kann.
Dabei kommen altbekannte Tugenden wieder zum Zug. «Erstaunlicherweise verhält sich die ältere Generation umweltgerechter, auch wenn das Umweltbewusstsein dort weniger ausgeprägt ist, als bei den jüngeren», konstatiert Meins. Hier zeigen die Tugenden der Nachkriegsgeneration wie Sparsamkeit und sorgfältiger im Umgang mit den Dingen eine neue Aktualität.