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Wie Sie Ihre Stärken trainieren können

Wie lassen sich Stärken und Tugenden trainieren? Diese Frage möchte eine Studie der Positiven Psychologie beantworten. Es werden noch jüngere erwachsene Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht.
Brigitte Blöchlinger

Die Charakterstärkenstudie fängt diesen Herbst an und dauert alles in allem bis Anfang 2008. Sie ist das erste Projekt in dieser Grössenordnung im deutschsprachigen Raum, das Charakterstärken von Leuten aus der Allgemeinbevölkerung direkt vor Ort trainieren wird. Die zentrale Frage lautet dabei: Lassen sich Charakterstärken wie Humor, Liebe, Hoffnung oder Dankbarkeit überhaupt trainieren oder werden sie einem unveränderlich in die Wiege gelegt? Die Psychologie ist da unterschiedlicher Meinung. In der Persönlichkeitspsychologie gelten Charakterzüge (Traits) als unveränderlich, die Positive Psychologie erachtet Charakterstärken als trainierbar. Durchgeführt wird das Stärkentraining, das auf Basis der Positiven Psychologie entwickelt wurde, an der Universität Zürich (UZH). Der Forschungskredit der UZH und die Suzanne und Hans Biäsch-Stiftung unterstützen das Projekt finanziell.

Probanden gesucht

Das Charakterstärkentraining ist nicht als therapeutisches Programm gedacht. Es richtet sich vielmehr an Leute aus der Allgemeinbevölkerung, die einfach in bestimmten Bereichen ihre Stärken ausbauen möchten. Noch sind freie Plätze im Trainingsprogramm verfügbar, und es werden vor allem jüngere Erwachsene gesucht, damit sich ein möglichst repräsentatives Bild der Gesamtbevölkerung ergibt. Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten zwar keine finanzielle Belohnung, dafür aber eine individuelle Rückmeldung zu den verschiedenen Tests, an denen sie teilnehmen; ausserdem bekommen sie Informationen zu den Schlussergebnissen der Studie und Infomaterial mit praxistauglichen Trainingshinweisen. Nach einem Jahr werden die Studienteilnehmer ein weiteres Mal kontaktiert; dann geht es darum, wie lange die Trainingseffekte anhalten.

Standortbestimmung und Feedback

Nach einer Eingangstestung zwecks Standortbestimmung, die Ende September 2007 stattfinden wird, nehmen die Probanden an einem Training teil, das sowohl die je individuellen Charakterstärken ausbauen soll als auch die drei Lebensstile Life of Pleasure, Life of Meaning und Life of Engagement näherbringen will. Die Trainings sind alle gleich aufgebaut und gliedern sich in drei Teile: Theoretische Wissensvermittlung, Gruppenaktivität mit praktischen Übungen und Wissenstransfer in den Alltag durch eine Übung, die Zuhause erledigt wird.

Angenehm für die Teilnehmenden

Die Charakterstärkentrainings sind abwechslungsreich und unterhaltsam gemacht. Die Studie soll für die Probanden anregend und angenehm sein. Trotzdem ist für Projektleiter Dr. René Proyer klar: «Wir wollen keine Happiness-Roboter heranzüchten.» Das Ziel ist nicht, die Leute permanent glücklich zu machen oder sie dazu zu bringen, alles ohne Schattierungen zu sehen; negative Gefühle gehören zum Leben, ist auch die Positive Psychologie überzeugt. Es geht vielmehr darum, aufzeigen, wie an sich gesunde Leute, die keine Therapie benötigen, ihre Stärken fördern und die Lebenszufriedenheit und das allgemeine Wohlbefinden steigern können.

Mittelfristige Perspektiven

Mittelfristig ist denkbar, dass die Positive Psychologie berufsspezifische Stärkentrainings anbieten wird. Auch bei der Therapie von Krankheiten wie Depressionen möchte sie in Zukunft einmal einen therapeutischen Beitrag leisten können. Ausserdem besteht der Plan, für die Schule gemeinsam mit Lehrkräften Stärkentrainings für Schülerinnen und Schüler zu entwickeln.

Mit ihrem positiven Ansatz versucht die Positive Psychologie die allgemeine Stossrichtung der Psychologie zu komplementieren. Bisher beschäftigte sich die psychologische Forschung vor allem mit Entwicklungsstörungen und pathologischen Phänomenen. Zu Depression und Kriminalität sind Hunderte von Studien erschienen, zu positiven Persönlichkeitsmerkmalen wie Mut, Tapferkeit, Vertrauen wird erst seit kürzerem publiziert. Wie sich Charakterstärken trainieren lassen, wird der nächste Beitrag sein.

 

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