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Am Dienstag nahmen 16 Forscherinnen und Forscher sowie 15 Professorinnen und Professoren offiziell ihre Tätigkeit im neuen Forschungsschwerpunkt «Asien und Europa» auf, einem der sechs interdisziplinären Forschungsschwerpunkte der Universität Zürich. Zur feierlichen Eröffnung in der Aula hatte die Universität den Islamwissenschaftler Professor Hartmut Bozin (Erlangen-Nürnberg)zu einem Vortrag eingeladen.
Anhand der Forschungen von Theodor Bibliander veranschaulichte Bobzin, wie wichtig und prägend die Auseinandersetzung mit anderen Kulturen ist. Bibliander (1505–1564) folgte auf Huldrych Zwingli als Professor für Theologie und war als solcher gleichzeitig ein herausragender Sprachgelehrter, der sich durch die Veröffentlichung einer hebräischen Grammatik und durch eine wissenschaftliche Edition des Korans ausgezeichnet hat.
Bibliander hatte ein wissenschaftliches Interesse an der arabischen Sprache, was ihn dazu brachte, eine neue lateinische Übertragung des Korans zu edieren. Sein Freund, der Basler Drucker Johann Oporin, besorgte ihm dafür einen lateinischen und einen arabischen Koran sowie christliche Gegenschriften. Für das Verständnis des Arabischen war ihm Wilhelm Postel (1510-1581) eine wertvolle Hilfe, der die erste arabische Grammatik herausgegeben hatte. Trotz vielfältiger Widerstände - Oporin wurde sogar inhaftiert, weil er keine Lizenz zum Druck hatte - wurde der Koran schliesslich doch noch gedruckt. Luther selbst hatte sich für die Erlaubnis des Druckes eingesetzt.
Der Korantext hatte mit der von Bibiliander geschriebenen Vorrede und der Rechtfertigung als Standardwerk in den folgenden zwei Jahrhunderten eine grosse Bedeutung. Mit der Edition machte Bibliander den Koran der europäischen Öffentlichkeit zugänglich und ermöglichte so eine Grundlage für eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Islam.
Eine differenziertere Auseinandersetzung mit Ländern und Kulturen in Asien hat auch der neue Forschungsschwerpunkt «Asien und Europa» zum Ziel, wie zu Beginn des Eröffnungsaktes Ulrich Rudolph, Professor für Islamwissenschaften an der Universität Zürich, ausführte. Interesse an der asiatischen Welt habe bereits in der Antike und auch im Mittelalter bestanden. Heute sei der Blick jedoch nicht mehr in eine exotische Ferne gerichtet. Die Beziehungen zu Asien seien inzwischen sehr intensiv. Viele Menschen aus Asien leben in Europa, zudem gebe es historische Erfahrungen, die asiatische und europäische Länder teilen, wie zum Beispiel die des Kolonialismus. Trotz dieser Berührungspunkte sei das Bild von Asien in den Köpfen vieler Europäer immer noch mit Klischees behaftet. «Wir müssen lernen, genauer hinzusehen und unsere Wahrnehmung zu verfeinern. Das ist eine der Aufgaben unseres Schwerpunktes», sagte Rudolph. Dazu müssten zuerst konzeptuelle Instrumente geschaffen werden.
Beteiligt an dem wissenschaftlichen Grossprojekt sind Forscherinnen und Forscher der Philosophischen, der Theologischen der Mathematisch-naturwissenschaftlichen und der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Entsprechend breit sei das Spektrum der schon begonnenen Projekte, erklärte Rudolph. Das einende Band sei die Gegenüberstellung und der Vergleich von Resultaten, die in gemeinsamen Kolloquien besprochen würden. Finanziert wird das Projekt von der Universität und von der Gebert-Rüf-Stifung.