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Sprechstunde Latein

Sind Sie am Ende Ihres Lateins? Ihnen kann geholfen werden! An der Universität Zürich gibt es seit kurzem eine Fachstelle für Verständnis- und Interpretationsprobleme lateinischer Texte.
Marita Fuchs

Lateiner unter sich: Barbara Braune-Krickau und Dakro Senekovic in Gesellschaft von Severus Alexander und Caracalla in der Abguss-Sammlung des Archäologischen Institutes der Universität Zürich.

Annina ist Geschichtsstudentin. Gerade hat sie ihre Lizenziatsarbeit begonnen, für die sie nun mittellateinische Quellen auswerten muss. Dabei handelt es sich um juristische Texte des Spätmittelalters: Testamente, in denen die Erbfolge festgelegt wird. Trotz solider schulischer Lateinkenntnisse ist Annina schnell mit ihrem Latein am Ende. Es fehlt ihr die Erfahrung in der Lektüre mittelalterlicher Gebrauchstexte. Doch Annina hat Glück: Hatte sie sich bisher auf die Suche nach einem hilfsbereiten Experten begeben müssen, braucht sie sich heute nur noch zur Latein-Sprechstunde anzumelden.

Neuheit an Schweizer Universitäten

Das Mittellateinische Seminar hat eine Fachstelle ins Leben gerufen, die kompetente Beratung bei Verständnis- und Interpretationsproblemen mit lateinischen Texten anbietet. «Die Stelle ist ein Novum in der Universitätslandschaft», sagt Professor Peter Stotz, Leiter des Mittellateinischen Seminars. «Ihre Einrichtung erfolgte aufgrund zahlreicher Anfragen. Dozierende aus Fächern wie Literaturwissenschaft, Geschichte, Kunstgeschichte, Linguistik und Rechtsgeschichte sind an unserer Arbeit interessiert. Wer beispielsweise mit althochdeutschen Texten arbeitet und dabei lateinische Quellen einbeziehen muss, auf denen die volkssprachlichen beruhen, kann die Fachstelle um Hilfestellung anfragen.»

Die Fachstelle hat auch den Vorteil, dass sie die Dozierenden entlastet. Sie können nun auf die Latein-Sprechstunde verweisen, die allen Univesitätsangehörigen kostenlos offen steht. Hilfesuchende können zur Sprechstunde gehen, ohne das Gefühl haben zu müssen, jemandem die Zeit zu stehlen.

Zwei Personen teilen sich die mit fünfzig Prozent ausgestattete, zunächst auf ein Jahr befristete Stelle. Barbara Braune-Krickau hat Kunstgeschichte, klassisches Latein und Mittellatein studiert. Sie war Mitarbeiterin beim Projekt «Turicensia Latina – lateinische Texte zur Geschichte Zürichs aus Altertum, Mittelalter und Neuzeit». Darko Senekovic ist Mittellateiner, Jurist und Kunsthistoriker. Durch seine Tätigkeit als Lehrbeauftragter ist ihm die didaktische Vermittlung lateinischer Quellen vertraut.

Hilfe zur Selbsthilfe

«Wir verstehen uns nicht als Übersetzungsbüro», erklärt Braune, «uns ist wichtig zu zeigen, wie man mit Quellentexten arbeitet. Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe.» Seit dem 1. Januar sind schon mehrere Anfragen bei der Fachstelle eingegangen – von Studierenden, aber auch von einer Dozentin. «Die Hemmschwelle, sich bei uns zu melden, ist ungleich niedriger als bei einem Professor oder einer Professorin», sagt Senekovic.

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