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Ihm ein Lächeln zu entlocken, fällt nicht schwer: Zieht man die Maus über das Foto auf seiner Homepage, verwandelt sich die eben noch ernste Miene von Joachim Scharloth in ein verschmitztes Grinsen. Erfrischend unverkrampft ist nicht nur sein Verhältnis zu sich selbst, sondern auch zu den Fachkollegen: Werkeln andere im stillen Kämmerchen vor sich hin, klinkt sich der 33-Jährige in Diskurse ein, organisiert Tagungen und hält Vorträge.
Kommunikation ist für den Assistenten am Deutschen Seminar der Universität Zürich aber mehr als nur Mittel zum Zweck; Sprache ist die Ader gesellschaftlicher Verkehrsformen, und ihr den Puls zu fühlen sein wissenschaftliches Projekt. Insbesondere das Schweizerhochdeutsche hat es ihm angetan. Als der Deutsche nämlich im Sommersemester 2002 erstmals in Zürich lehrte, stellte er rasch fest, wie stark sich schweizerischer und deutscher Sprachgebrauch unterscheiden: «Wird das Ins-Wort-Fallen in Deutschland als Zeichen von Interesse gewertet, gilt es hier als rüpelhaft.» Seine wissenschaftliche Neugier jedenfalls war geweckt. In einer Studie fragte er insbesondere nach den Gründen für das sprachliche Inferioritätsbewusstsein, das viele Schweizer gegenüber Deutschen an den Tag legten. «Ein äusserst sensibler Bereich», wie er konstatiert. Ein feines Gespür für brisante Themen beweist der Linguist auch mit seinem Habilitationsprojekt: Kommunikationsformen von Protestbewegungen, im Speziellen jene der 68er-Bewegung. Darin zeigt er, dass Kiffen, sexuelle Revolution und Seifenblasen einiges mehr mit Wissenschaft zu tun haben, als es auf den ersten Blick scheinen mag.