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Der Vormarsch des Computers und neuer Kommunikationstechnologien sowie neue Arbeits- und Lebensformen führen in der heutigen Arbeitswelt zu einem starken Wandel. Vor diesem Hintergrund untersucht der Fachbereich für Sozial- und Wirtschaftspsychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Jonas zum Beispiel das Führungsverhalten von Managern oder Prozesse in Arbeitsgruppen. Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Forschung über Auswirkungen neuer Kommunikationstechnologien, in der Gesellschaft einerseits, in ihrer Anwendung für die Forschung andererseits.
«Unserer Themen sind sehr nahe am angewandten Bereich», erklärt Jonas, der das Wissenschafts-, Praxis- und Gästekolloquium in diesem Semester veranstaltet. Die zusammen mit dem Zentrum für Organisations- und Arbeitswissenschaften der ETH organisierte Reihe soll dazu dienen, die praxisnahen Forschungsbereiche einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Wissenschaftlerinnen und PraktikerInnen berichten darin über ihre neuesten Erkenntnisse und persönliche Erfahrungen.
Tatsächlich versprechen die Vorträge wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Themen, die wir aus eigener Arbeitserfahrung kennen. So geht der Göttinger Forscher Stefan Schulz-Hardt der Frage nach, weshalb in Gruppen getroffene Entscheide häufig zu Fehlentscheiden führen. Weit verbreitete Skepsis gegenüber gemeinschaftlichen Brainstorming-Sessions bestärkt Wolfgang Strobe von der Universität Utrecht im Abschlussvortrag mit dem Titel «Die Effektivität von Brainstorminggruppen: Es ist noch viel schlimmer, als wir dachten». Die weiteren Vorträge des vierzehntäglichen Kolloquiums befassen sich unter anderem mit der Gesundheit erwerbstätiger Elternpaare, der Arbeitsgestaltung in komplexen Mensch-Maschine-Systemen oder den Vergleichsfaktoren aufgrund derer wir die Zufriedenheit mit unserem Lohn bewerten.
Zum Auftakt präsentierte der Psychologe Josef Krems von der Technischen Universität Chemnitz Ergebnisse aus zwei seiner Forschungsbereichen, die sich mit Textverständnis und Wahrnehmung von Websites befassen. Internet und neue Medien haben die Verfügbarkeit von Informationen in riesigem Ausmass erhöht. Zugleich sehen sich Leserinnen und Leser aber grösseren Anforderungen im Bezugauf das Verständnis der gewaltigen Informationsmenge gegenüber, die meist in Texten oder Hypertexten vorliegt.
In einer Untersuchung ging Jonas der Frage nach, welche Faktoren das Verständnis von diskontinuierlichen Texten beeinflussen. Wesentlicher Faktor für ein gutes Textverständnis ist dabei die Schaffung von kausalen Zusammenhängen in den Texten. Wie Jonas nachweisen konnte, führen kausale Zusammenhänge zu besserem Textverständnis, als beispielsweise entsprechende chronologische Angaben und Zusammenhänge.
Im zweiten Teil ging Jonas auf eine Wirkungsanalyse von unterschiedlichen Websites von Banken ein. Dabei zeigte sich, dass Nutzer relativ klar zwischen verschiedenen Funktionen von Websites unterscheiden und diese bestimmten Kategorien (Imagebroschüre, Online-Filiale, etc.) zuordnen können. Dies unabhängig vom Design der Websites, sondern nur aufgrund inhaltlicher Merkmale. Daraus leitete Jonas ab, dass es für klar definierte Zwecke und Zielgruppen Regeln für den inhaltlichen Aufbau von Bankenwebsites gibt.
Aufgrund dieser Erkenntnisse könnten Banken beispielsweise anhand von Nutzerdaten flexibel personalisierte, auf das jeweilige Bedürfnis oder die Zielgruppenzugehörigkeit des Nutzers zugeschnittene Sites erstellen. Ob es je soweit kommt – und ob dies auch sinnvoll ist – wollte sich Jonas nicht festlegen. Dazu wäre eine ganze Reihe von Fragen zu lösen - nicht nur was die technische Machbarkeit angeht, sondern auch etwa im Bereich des Datenschutzes.