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Psychotherapie unter der Lupe

Psychotherapieforschung soll dazu dienen, die Wirksamkeit der Psychotherapie zu überprüfen und ihre Qualität zu sichern. Eine Fachtagung an der Universität Zürich am 18./19. März widmet sich den qualitativen Methoden, die dazu benutzt werden können. Referentinnen und Referenten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum sollen die Vielfalt der Forschungsansätze aufzeigen.
Adrian Ritter

Qualitative Methoden können in der Psychotherapie einerseits als Analyseinstrument eingesetzt und andererseits zur Untersuchung der Wirksamkeit der Psychotherapie selber beigezogen werden. Eine Fachtagung an der Universität Zürich zeigt die Vielfalt der Forschungsansätze auf.

Qualitative Methoden können in der Psychotherapie einerseitsals Analyseinstrument eingesetzt und andererseits zur Untersuchung der Wirksamkeit der Psychotherapie selber beigezogen werden. Solche Methoden Forschenden und praktizierenden Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten vorzustellen und den Informationsaustausch zwischen Praxis und Forschung zu verstärken, ist das Ziel der «Tagung für qualitative Forschung im klinischen, psychotherapeutischen und psychoanalytischen Kontext».

Organisiert wird sie von der Abteilung Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse des Psychologischen Instituts (Prof. Brigitte Boothe) und der Fachstelle für Weiterbildung der Universität Zürich.

Videotechnik und Telepathie

Rund 40 Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz werden in Vorträgen und Workshops ihre Forschungen und Erfahrungen präsentieren. Die Palette reicht von der Video- und Tonbandtechnik im therapeutischen Gespräch, der qualitativen Auswertung von Interviews mit deutschen Kriegskindern bis zu Methoden bei der Untersuchung von «außergewöhnlichen Erfahrungen», wie etwa telepathischen Erlebnissen.

JAKOB analysiert Erzählungen

Marius Neukom, Vera Luif und Bernhard Grimmer von der Abteilung Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse werden in einem Workshop die an der Universität Zürich entwickelte Methode der Erzählanalyse «JAKOB» vorstellen. Diese untersucht Erzählungen der Klienten einer Psychotherapie auf ihr «dramaturgisches Potential».

Dabei stellt man sich das Erzählte als Bühnengeschehen vor, wobei mit einem Kodierlexikon Personal, Requisiten, Kulissen und Handlungen identifiziert werden. Die Analyse soll Rückschlüsse auf Konflikte und Beziehungsmuster der Sprechenden erlauben. Unterstützt wird die sprachliche Analyse und Kodierung durch das Computerprogramm «AutoJAKOB».

Aktuelle Projekte der Abteilung Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse gelten beispielsweise der Traum- und Erzählanalyse sowie der Untersuchung von autobiographischen Erinnerungen alter Menschen

Träume und Erinnerungen verstehen

Qualitative Methoden haben an der Abteilung Klinische Psychologie, Psychotherapie und Psychoanalyse eine lange Tradition. Aktuelle Projekte gelten beispielsweise der Traum- und Erzählanalyse sowie der Untersuchung von autobiographischen Erinnerungen alter Menschen. Weitere Projekte untersuchen die sprachliche Darstellung traumatischer Erlebnisse oder die Kommunikation von Angst, letzteres als interdisziplinäres Projekt mit der Universität Bielefeld.

Erster Forschungsatlas

Aus Anlass der Tagung hat die Abteilung einen «Forschungsatlas zur qualitativen Psychotherapieforschung» erstellt. Dieser gibt erstmals einen Überblick über aktuelle qualitative Forschungsprojekte im deutschsprachigen Raum. Der Atlas soll den Austausch zwischen Forschenden anregen und Nachwuchsforschenden als Orientierungshilfe dienen. Er hat die Form einer Broschüre und ist auch online verfügbar. Es ist geplant, den Atlas in den kommenden Jahren jeweils zu aktualisieren.

Adrian Ritter ist Redaktor von unipublic.