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Von März bis September 2022 hat das Projekt «Platinum Open Access Funding» (PLATO) eine Studie zur Schweizer Diamond-Open-Access-Landschaft durchgeführt, deren Ergebnisse eben veröffentlicht wurden. Unter Diamond oder auch Platinum Open Access versteht man Zeitschriften und Plattformen, die sowohl für Autor:innen als auch die Leserschaft kostenfrei sind und deren Steuerung in den Händen der wissenschaftlichen Community liegt. Das Ziel des PLATO-Projekts und ähnlich gelagerter Initiativen ist es, die Wissenschaftskommunikation wieder in die Hände der Forschenden zu verlagern und Open-Access-Publizieren ohne verlegerische Gewinninteressen für alle zugänglich zu machen.
Die Studie liefert die erste Übersicht von Diamond-Open-Access-Zeitschriften in der Schweiz und folgt damit dem Beispiel der gross angelegten, internationalen «OA Diamond Journals Study» von 2021. Das PLATO-Projekt ist eine gemeinsame Initiative der Universität Zürich mit der Université de Genève, Universität Bern, Université de Neuchâtel, ETH Zürich und der Zürcher Hochschule der Künste.
Die Studie (Details siehe Kasten) gibt interessante Einblicke in eine Publikationslandschaft, die hierzulande seit 2010 stetig gewachsen ist. Aktuell gibt es in der Schweiz 186 Diamond-Open-Access-Zeitschriften, die durch eine Diversität von Disziplinen und Sprachen gekennzeichnet ist. Darunter sind auch die Zeitschriften, die auf der Diamond-Open-Access-Plattform HOPE der UZH gehostet werden.
Die Mehrheit der Zeitschriften werden von Forschenden oder Forschungsteams an Hochschulen sowie von den wissenschaftlichen Akademien herausgegeben. Die disziplinäre Spezialisierung der Zeitschriften und die Eingebundenheit in lokale Kontexte bei gleichzeitiger internationaler Reichweite machen ihre Attraktivität aus.
Ihre besondere Stärke liegt in der Förderung der wissenschaftlichen Kommunikation aus der und für die Forschungsgemeinschaft, ohne kommerzielle Interessen. So spricht einer der interviewten Herausgeber davon, dass die Zeitschrift als ein «Service für die wissenschaftliche Community» verstanden werden kann: «Wenn die Community floriert, floriert auch die Zeitschrift.»
Ökonomisch betrachtet sind die Voraussetzungen weniger rosig. Die Herausgeber:innen der Zeitschriften arbeiten oft mit sehr geringen Budgets und auf der Basis von Freiwilligenarbeit, die Forschende in ihrer Freizeit leisten – ein Aufwand, der sich nur schwer quantifizieren lässt. Im Durchschnitt fallen für das Betreiben einer Diamond-Open-Access-Zeitschrift jährlich ca. 15‘000 Franken an; viele Redaktionen kommen sogar mit weniger aus, und nur einzelne Zeitschriften haben ein Budget von mehr als CHF 100‘000 zur Verfügung.
Für die Forschenden bedeuten die editorischen Arbeiten – von der Begutachtung über Korrektorat und Satz bis hin zum Hosting – häufig eine Zusatzbelastung, da nur manche Zeitschriften es sich leisten können, diese Services extern zu beziehen. So war der Mangel an nachhaltigen Förderoptionen für die Unterstützung des laufenden Betriebs ein zentrales und immer wiederkehrendes Thema in den Interviews wie auch in den Umfragen.
Zudem fehlt es an Beratungsangeboten und Informationen zu ‹Best Practices› bei Themen wie Indexierung in Datenbanken, Langzeitarchivierung oder der Bereitstellung von Metadaten zu Artikeln. Auch wenn viele Herausgeber:innen die Aussichten für das kommende Jahr verhalten positiv einschätzen, trübt sich diese Einschätzung beim Blick auf die mittelfristige Stabilität der Zeitschrift über die nächsten drei Jahre deutlich ein.
Die PLATO-Studie war ein erster Schritt, um die Diamond-Open-Access-Landschaft in der Schweiz und die spezifischen Herausforderungen dieses Publikationsmodells sichtbar zu machen. Auf Basis der Studienergebnisse sollen im PLATO-Projekt in Zusammenarbeit mit Hochschulen, Bibliotheken, wissenschaftlichen Akademien und Förderinstitutionen in den kommenden zwei Jahren Strategien einer nachhaltigen Förderung von Diamond-Open-Access-Zeitschriften entwickelt werden.
Das PLATO-Projekt als breit abgestützte Initiative von sechs Schweizer Hochschulen ist dafür bestens aufgestellt. Europäische Initiativen zur Förderung von Diamond Open Access wie etwa das Projekt «DIAMAS» bieten einen grösseren Orientierungsrahmen, an dem entlang solche Strategien aufgegleist werden können.