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Hohes Cholesterin, Übergewicht und verringerte Ausdauer sind Long-Covid-Folgen bei jungen Erwachsenen

Gesunde junge Menschen können auch nach milder Covid-19-Infektion an vorübergehenden Folgen wie Müdigkeit, Geruchs- und Geschmacksverlust oder verminderter Fruchtbarkeit leiden. Sie erholen sich insgesamt aber gut. Doch erhöhte Cholesterin- und BMI-Werte sowie eine geringe körperliche Ausdauer fördern längerfristig Stoffwechselstörungen und kardiovaskuläre Komplikationen, wie eine UZH-Studie bei knapp 500 Schweizer Rekrutinnen und Rekruten zeigt.
Knapp 500 Schweizer Rekrutinnen und Rekruten wurden auf ihre Long-Covid-Folgen untersucht.

Bei der gegenwärtigen Covid-19-Pandemie wird die Frage nach den längerfristigen Folgen der Infektion immer wichtiger. Wirkt sich Long Covid auch auf zuvor gesunde junge Erwachsene aus? Obwohl diese das Rückgrat der künftigen Erwerbsbevölkerung bilden, sind die mittel- und langfristigen Folgen von SARS-CoV-2-Infektionen bei rund Zwanzigjährigen kaum erforscht. Bisherige Studien konzentrieren sich in der Regel auf ins Krankenhaus eingelieferte Patienten, auf ältere Menschen oder auf Personen mit Mehrfacherkrankungen. Oder die verfügbaren Daten beschränken sich auf ein einzelnes Organsystem.

Long-Covid-Folgen bei jungen Schweizer Militärangehörigen analysiert

Eine neue, von der Schweizer Armee finanzierte Studie unter der Leitung von Patricia Schlagenhauf, Professorin am Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention der Universität Zürich (UZH), hat nun mögliche Auswirkungen von Long Covid bei jungen Schweizer Militärangehörigen untersucht. Die im renommierten Fachmagazin «The Lancet Infectious Diseases» erschienene Studie wurde zwischen Mai und November 2021 durchgeführt mit 29 weiblichen und 464 männlichen Teilnehmenden, die im Schnitt 21 Jahre alt und ungeimpft waren. Davon hatten 177 Teilnehmende eine frühere Covid-19-Erkrankung durchgemacht, die mehr als 180 Tage seit der Diagnose zurücklag. Die Kontrollgruppe bestand aus 251 serologisch negativ-getesteten Personen – die also keine SARS-CoV-2-Infektion hatten. Im Gegensatz zu anderen Studien wurde erstmals eine ganze Reihe von Organsystemen untersucht: kardiovaskuläre, pulmonale, neurologische, ophthalmologische, psychologische und allgemeine sowie die männliche Fruchtbarkeit.

Trotz mehrheitlicher Genesung auch Folgeerscheinungen bei neueren Infektionen

Die Ergebnisse zeigen, dass sich junge, zuvor gesunde und nicht hospitalisierte Personen von einer leichten Infektion weitgehend erholen. Covid-19 wirkt sich bei ihnen weniger auf mehrere Organsysteme aus als bei älteren, multimorbiden oder hospitalisierten Patienten. Die Studie zeigt aber auch, dass neuere, selbst leichte Infektionen bis zu 180 Tage lang zu Müdigkeit, vermindertem Geruchssinn, höherer psychischer Belastung und einer kurzfristig negativen Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit führen können. Bei Infektionen, die vor mehr als 180 Tage stattfanden, waren diese Folgeerscheinungen dagegen nicht mehr signifikant.

Spezifische Konstellation birgt Risiko für Stoffwechselstörungen

Bei länger zurückliegenden Infektionen verdichteten sich laut Patricia Schlagenhauf zudem die Hinweise auf eine potenziell riskante Konstellation: «Erhöhter BMI, hohe Cholesterinwerte und geringere körperliche Ausdauer deuten auf ein höheres Risiko für Stoffwechselstörungen und mögliche kardiovaskulären Komplikationen hin», sagt die Studienleiterin. «Dies kann sich auf die Gesellschaft und die öffentliche Gesundheit als Ganzes auswirken. Daher sind auch bei jungen Erwachsenen weitere Strategien für eine breit angelegte, interdisziplinäre Bewertung von Covid-19-Folgestörungen, deren Management und Behandlung nötig.»

Aussagekräftige Studie weist den Weg

Neuartig an der in Zusammenarbeit mit mehreren Kliniken des Universitätsspitals Zürich und Labor Spiez durchgeführten Studie ist, dass sie erstmals die Multiorganfunktion bei einer homogenen Gruppe mehrere Monate nach einer Covid-19-Infektion quantitativ bewertet hat. Durchgeführt wurde dies mit einer empfindlichen, minimalinvasiven Testbatterie. Ein wichtiger Aspekt der Studie ist auch die Kontrollgruppe, bei der mit Hilfe von Bluttests bestätigt wurde, dass die Teilnehmenden keine Exposition mit SARS-CoV-2 hatten. «Diese Kombination aus einzigartiger Testbatterie, homogener Probandengruppe und einer spezifischen Kontrollgruppe macht diese Studie sehr aussagekräftig in der Evidenzbasis zu Long Covid bei jungen Erwachsenen», fasst Schlagenhauf zusammen.

Literatur:

Jeremy Werner Deuel et al. Persistence, prevalence, and polymorphism of sequelae after COVID-19 in unvaccinated, young adults of the Swiss Armed Forces: a longitudinal cohort study (LoCoMo). Lancet Infectious Diseases. 25 August 2022. DOI: 10.1016/S1473-3099(22)00449-2

Weiterführende Informationen

Kontakt

Prof. Dr. Patricia Schlagenhauf

Kompetenzzentrum für Militärmedizinische Biologie

Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention

Universität Zürich

Tel. +41 44 634 46 30

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