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Forschung mit Tieren an der UZH

«Tierversuche bleiben in absehbarer Zukunft unverzichtbar»

Forschung mit Tieren ist für Fortschritte in Wissenschaft und Medizin essenziell und hat auch für die UZH grosse Bedeutung, wie Elisabeth Stark betont. Für die Prorektorin Forschung ist dabei nicht nur ein vorbildlicher Tierschutz zentral, sondern auch der offene Dialog mit der Gesellschaft.
Kurt Bodenmüller

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Blick in ein Labor des Instituts für Molekulare Biologie. Hier wird anhand von Zebrafischen die Entwicklung der Augen erforscht. (Bild: Frank Brüderli)

 

66'573 Tiere wurden 2020 an der Universität Zürich zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt, gut 97 Prozent davon in der Forschung und knapp drei Prozent in der Aus- und Weiterbildung. Etwa acht von zehn eingesetzten Tieren waren Mäuse – gefolgt von Amphibien (insbesondere im Larvenstadium), Ratten, Schneemäusen und Fischen. Auch Haustiere wie Katzen und Hunde – oft als Patienten in veterinärmedizinischen Studien – oder Nutztiere wie Schweine, Kühe, Pferde, Hühner, Schafe und Alpakas zählen dazu. (Siehe dazu «Forschung mit Tieren in Zahlen».)

Forschung mit Tieren kommt sowohl den Menschen wie auch den Tieren zugute. Vielfältig sind an der UZH nicht nur die eingesetzten Tierarten, sondern auch die Forschungsfragen, für die Tiere zum Einsatz kommen. Sie reichen von reinen Verhaltensbeobachtungen bis hin zur Erforschung von metastasierenden Tumoren an Tiermodellen.

Grosse Bedeutung

«Die UZH forscht mit Tieren, um Gesundheit und Krankheiten von Menschen und Tieren besser zu verstehen, damit dank diesem Wissen zum Beispiel neue Therapien entwickelt werden können», sagt Elisabeth Stark. Für die zahlreichen Fortschritte in der Human- und Veterinärmedizin der letzten Jahrzehnte – etwa Impfstoffe, Krebstherapien oder Blutdrucksenker – seien Tierversuche essenziell gewesen, ergänzt die Prorektorin Forschung. Sie betont: «Tiere bleiben für die Forschung auch in absehbarer Zukunft unverzichtbar». Denn viele komplexe biologische Abläufe können nur im lebenden Tier erforscht werden. Alternative Methoden wie Zellkulturen bzw. Organoide oder Computersimulationen reichen dazu noch lange nicht, obwohl auch sie an der UZH eingesetzt und intensiv an ihnen geforscht wird. Wie wichtig Forschung mit Tieren ist, verdeutlicht eine interne Schätzung: «Ungefähr ein Viertel der Forschungsleistung der UZH ist direkt oder indirekt abhängig von Tierversuchen», so Stark.

Fehlende Alternativen

Berechtigterweise sind in der Schweiz die Hürden, um Tiere in der Forschung einzusetzen, hoch. Erlaubt ist ein Tierversuch nur dann, wenn es keine gleichwertigen Alternativen gibt, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Zudem muss der zu erwartende Erkenntnisgewinn für die Forschung oder der mögliche Nutzen für die Gesellschaft grösser sein als die Belastung für die Tiere. Sämtliche Tierversuche sind bewilligungspflichtig und werden von der Tierversuchskommission und dem kantonalen Veterinäramt eingehend geprüft. Dies betrifft nicht nur Studien, die mit Stress oder Schmerzen für die Tiere verbunden sein werden. Auch wenn etwa Studierende der Veterinärmedizin das fachgerechte Handling von Hunden oder Kühen erlernen, gilt dies als Tierversuch. 

«Für die Forschung mit Tieren hat die UZH eine strenge Policy verabschiedet», sagt Elisabeth Stark, Prorektorin Forschung der UZH. (Bild: Frank Brüderli)

 

Strenge Leitplanken

«Für die Forschung mit Tieren hat die UZH eine strenge Policy verabschiedet. Unabhängig davon, ob die Forschenden Tierversuche in der Schweiz oder im Ausland durchführen, verpflichten sie sich zur Einhaltung hoher ethischer Grundsätze», sagt Elisabeth Stark. Konkret beinhaltet die Policy eine vorbildliche Tierhaltung, die sachgerechte Ausbildung der beteiligten Personen, die sorgfältige Versuchsplanung sowie die Nutzung aller Möglichkeiten, um die Belastungen für die Tiere zu vermindern. Diese Belastungsminimierung steht für das letzte der drei «R» des gesetzlich vorgeschriebenen 3R-Prinzips «Replace, Reduce, Refine». Forschung mit Tieren ist wenn immer möglich durch tierversuchsfreie Methoden zu ersetzen, die Anzahl Tiere ist auf das notwendige Minimum zu reduzieren und ihre Belastung ist durch verbesserte Bedingungen zu minimieren.

Wichtiges Tierwohl

Dass der Tierschutz an der UZH einen zentralen Stellenwert hat, zeigt sich nicht zuletzt in der Entwicklung der Abteilung Tierwohl und 3R der letzten Jahre. Das Team von Michaela Thallmair besteht heute aus vier Tierschutzbeauftragten, einer Biostatistikerin und einer 3R-Koordinatorin. Gemeinsam kümmern sie sich tagtäglich um die Gesundheit und das Wohlergehen der Versuchstiere in den Tierhaltungen. Sie unterstützen die Forschenden bei der Versuchsplanung und den Bewilligungsgesuchen, fördern die konsequente Umsetzung der 3R-Prinzipien und engagieren sich in der Aus- und Weiterbildung. «Die Abteilung ist direkt dem Prorektorat Forschung unterstellt und fungiert als Bindeglied zwischen Forschenden und Behörden. Ihr Einsatz gilt dabei stets dem Wohlergehen der Tiere», ergänzt Stark. Die UZH ist überdies stark engagiert im 3R Kompetenzzentrum Schweiz (3RCC), das die 3R-Prinzipien auf nationaler Ebene fördert.

Offener Dialog

Forschung mit Tieren ist geprägt von Ambivalenz, nicht nur im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebenen Güterabwägung. Auch für die Gesellschaft steht etwa der mögliche Nutzen, schwere Krankheiten besser verstehen und behandeln zu können, den Belastungen gegenüber, denen die Tiere in Zucht, Haltung und Forschung ausgesetzt werden können. «Viele Menschen haben deshalb eine kritische Haltung gegenüber Tierversuchen und akzeptieren sie nur mit Vorbehalten», gibt Elisabeth Stark zu Bedenken. «Die UZH will sich deshalb in Zukunft noch aktiver dem Dialog mit Medien, Politik und Bevölkerung widmen. Wir müssen offen und transparent erklären, wie und wozu wir Tiere in der Forschung einsetzen – immer und immer wieder». Auch diesen Grundsatz hat die UZH im vergangenen Jahr verankert: in der angepassten Policy und im neu verabschiedeten Positionspapier.

 

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