Navigation auf uzh.ch
Forschende der UZH, der Universitätsspitäler Zürich und Basel, der ETH Zürich und der Pharmafirma Roche setzten sich zum Ziel, die Diagnose von Krebsleiden mit einer Vielzahl modernster molekularbiologischer Methoden zu verbessern. Im «Tumor Profiler»-Projekt bestimmen sie bei Krebspatienten das molekulare Profil des Tumors, von dem die Wirksamkeit vieler neuer Krebsmedikamente abhängt. Dieses Profil ermöglicht es, behandelnden Ärzten personalisierte und verbesserte Therapieempfehlungen geben zu können.
Vor drei Jahren starteten die Forschenden eine gross angelegte klinische Studie bei 240 Patienten, die an metastasierendem schwarzen Hautkrebs (Melanom), metastasierendem Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom) oder an akuter myeloischer Leukämie erkrankt waren.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen die Tumore dieser Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer umfassend. Damit erhalten sie eine umfassende Einsicht in die zelluläre Zusammensetzung und Biologie jedes Tumors. Das Studiendesign haben die Forschenden nun in einem Beitrag für das Fachmagazin «Cancer Cell» veröffentlicht.
Neu an der Tumor-Profiler-Studie ist, dass darin die Tumore mit einer Vielzahl sich ergänzender Methoden untersucht werden, um aus deren Kombination neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Studie geht somit deutlich weiter als die begrenzte Nutzung von molekularbiologischen Methoden, wie sie in führenden Spitälern eingesetzt werden.
«Wir haben alle Spitzentechnologien der ETH Zürich und der beteiligten Projektpartner in diesem Bereich zusammengenommen. Gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten aus Zürich und Basel haben wir etwas entwickelt, was die Krebsmedizin weiterbringt und den Patientinnen und Patienten dient», sagt Mitchell Levesque, Professor der UZH und einer der korrespondierenden Autoren der Fachpublikation.
Zu den Untersuchungen gehören unter anderem solche an der DNA, RNA und an den Proteinen der Krebszellen. Mit Untersuchungen auf Einzelzell-Ebene erfassen die Forschenden auch die zelluläre Vielfalt in einem Tumor, die nicht nur Tumorzellen, sondern auch Zellen des Immunsystems einschliesst. «Wir untersuchen den ganzen Tumor und seine nähere Umgebung», sagt Andreas Wicki, Professor an der UZH.
Teil der Analyse sind ausserdem funktionelle Tests, bei denen im Labor Biopsien des Tumors mit Medikamenten behandelt werden, um zu bestimmen, welche Medikamente wirken. Informationen aus der medizinischen Bildgebung sowie aus weiteren Patientendaten werden ebenfalls berücksichtigt.
«Es kommen damit pro Patient riesige Datenmengen zusammen, welche wir mit datenwissenschaftlichen Methoden aufbereiten und analysieren», sagt Gunnar Rätsch, Professor an der ETH Zürich und einer der korrespondierenden Autoren der Fachpublikation.
Die Tumor-Profiler-Befunde werden anschliessend den Ärzten zur Verfügung gestellt, welche sie an interdisziplinären Tumorboard-Sitzungen diskutieren. Weil detaillierte molekulare Untersuchungen in der Wissenschaft mit Begriffen bezeichnet werden, die auf -omik enden (Genomik, Transkriptomik, Proteomik), wird der Ansatz, der sehr viele «Omik-Bereiche» umfasst, als Multiomik-Ansatz bezeichnet.
«Mit der Tumor-Profiler-Studie möchten wir aufzeigen, dass der breite Einsatz von molekularbiologischen Methoden in der Krebsmedizin nicht nur machbar ist, sondern auch einen konkreten klinischen Nutzen hat», sagt Viola Heinzelmann, Chefärztin Gynäkologische Onkologie am Universitätsspital Basel. So untersuchen die Forschenden in der Studie auch, ob und welchen Einfluss die molekularen Analysen auf die Therapieentscheidungen der Ärzte hatten.
Langfristig geht es im Tumor-Profiler-Ansatz darum, die Therapieoptionen für Patienten im Sinne der personalisierten Medizin zu erweitern. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, ob Patienten in bestimmten Fällen profitieren würden, wenn sie nicht mit Medikamenten der Standardtherapie behandelt würden, sondern mit Medikamenten, die für andere Krebsarten zugelassen sind.
Die Datenerhebung der Tumor-Profiler-Studie wird in zwei Monaten abgeschlossen sein. Anschliessend werden die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Daten auswerten.