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Natur- und geisteswissenschaftliche Forschung ist heute in hohem Mass technologiebasiert und verlangt den Zugang zu einer Vielzahl komplexer Daten, Apparaturen und Verfahren. Um die vorhandenen Einrichtungen einer breiten Nutzerschaft zur Verfügung zu stellen, sie professionell zu betreuen und weiterzuentwickeln, werden wissenschaftliche Infrastrukturen an der UZH vermehrt als Technologieplattformen organisiert. Sie ermöglichen Wissenstransfer, sind nachhaltiger und kostensparend.
Die über zwanzig Plattformen der UZH stellten sich am vergangenen Donnerstag am Core-Day einer interessierten Öffentlichkeit vor. Im Lichthof am Irchel-Campus konnte Besucherinnen und Besucher von Stand zu Stand gehen und sich das Angebot der Plattformen erklären lassen. Kurzvorträge ergänzten das Programm. Im Folgenden werden beispielhaft fünf Technologieplattformen der UZH vorgestellt.
Hinter dem Namen AddMan Factory (AMF)steckt eine Plattform, die aus der technischen Werkstatt des Departements Biochemie hervorgegangen ist. Ziel war es zunächst, Forschungsgruppen und die Lehre zu unterstützen und ausgewählte Dienstleistungen auch anderen Forschungsinstituten anzubieten.
Im Laufe der Jahre und als Folge der immer komplexer werdenden experimentellen Anforderungen hat das Team um Sascha Weidner eine umfassende Anlaufstelle rund um die additive Fertigung aufgebaut – auch bekannt als 3D-Druck.
Die AMF bedientnicht nur viele unterschiedliche Forschungsgruppen der UZH, sie wird auch von anderen Hochschulen angefragt, von Spitälern sowie Forschungszentren. Mittels ausgeklügelter Ingenieurskunst können die Spezialisten auf Anfrage und in Zusammenarbeit mit den Forschenden spezifische Einzelstücke, Prototypen, Modelle und massgeschneiderte Hilfsmittel entwickeln und herstellen. Die Anwendungsgebiete sind so vielfältig wie die UZH.
Forschung an Zellen und deren Membrankanälen erfordert ein ganz spezielles Wissen. Die Elektrophysiologie-Plattform «e-phac» bietet Forschenden der UZH und assoziierter Institutionen Fachwissen, Instrumente und Unterstützung im Bereich der In-vitro-Elektrophysiologie. Mit den spezifizierten Geräten können Erregungen der Zellmembranen zum Beispiel von Herz-, Nieren- oder Nervenzellen gemessen und analysiert werden. Das ist für alle Forschenden interessant, die sich mit zellbiologischen Fragestellungen befassen und in ihren Laboren weder Geräte noch das nötige Fachwissen mitbringen, um diese Geräte zu bedienen.
Das UZH-Team des World Glacier Monitoring Service (WGMS) unterhält ein Netzwerk von lokalen Forschenden und Mitarbeitenden in allen Ländern, die an der Gletscherüberwachung beteiligt sind. Die Aufgaben der Gruppe bestehen in der Sammlung und Veröffentlichung standardisierter Daten über Gletscherschwankungen, die Erstellung eines Bulletins, das alle zwei Jahre über die globalen Gletscherveränderungen und die Massenbilanz ausgewählter Referenzgletscher berichtet, Verwaltung und Aktualisierung des bestehenden Inventars von Gletschern und Eiskappen, als auch die Satellitenbeobachtung von abgelegenen Gletschern und Eiskappen.
Veränderungen werden regelmässig bewertet. Die Technologieplattform leistet damit einen Beitrag zum Globalen Klimabeobachtungssystem (GCOS). Die Gletscherdaten nutzen Forschende, Studierende, Medienfachleute aber auch interessierte Laien.
Das «Zentrum für Mikroskopie und Bildanalyse» (ZMB) ist eine der bekannten und etablierten Technologieplattformen der UZH. Sie besteht seit über vierzig Jahren und betreibt verschiedene moderne Bildgebungs- und Präparationssysteme für die Mikroskopie. Zusätzlich wird Bildverarbeitungssoftware und -hardware zur Verfügung gestellt.
Alle Systeme können von Mitarbeitenden der Universität Zürich, anderen akademischen Institutionen oder der Industrie genutzt werden. Mit Ihren hochspezialisierten Mikroskopen bietet das ZMB die Analyse von Zellen, wie auch verschiedenster Organismen an, so können zum Beispiel mittels Antikörperfärbungen verschiedene Strukturen farblich verdeutlicht werden. Mit Hilfe von Cryo-Elektronen Mikroskopie können zudem Strukturen von Proteinen entschlüsselt werden. Das 16köpfige Team bietet auch entsprechende Schulungen an.
Zu den ganz neuen Plattformen gehört das LiRI, Linguistic Research Infrastructure. In der Linguistik kommt die Arbeit im Feld und im Labor, d.h. der methodologisch kontrollierten Datenerhebung und –auswertung, eine immer wichtigere Rolle zu. Das LiRI stellt für die empirische sprachwissenschaftliche Forschung modernste Infrastruktur bereit. Es bietet sowohl die Laboreinrichtung für linguistische Forschung und verwandte Forschungsbereiche als auch die technische Infrastruktur für die Analyse von Sprache, sowie Beratung zur Erhebung und quantitativen Auswertung von sprach-bezogenen Daten. Am 24. September findet die offizielle Eröffnung des LiRI-Lab statt.