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Ringvorlesung

Jeder Tropfen zählt

In der Auftaktveranstaltung zur interdisziplinären Ringvorlesung «Nachhaltigkeit jetzt!» diskutierten die Teilnehmenden über Wasserknappheit und die ungleiche Verteilung von Wasserressourcen.
Tessa Consoli, Viola Vorherr, Celine Salzmann, UZH Kommunikation
Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht. Dennoch können sich Millionen von Menschen kein sauberes Trinkwasser leisten.


In einer Welt, in der der Zugang zu Wasserressourcen ungleich verteilt ist und Unsicherheiten durch Klimawandel und Umweltschäden zunehmen, zählt jeder Tropfen. Eine, die sich seit Jahren für das Menschenrecht auf sauberes Wasser engagiert, ist die Kanadierin Maude Barlow. Die führende Aktivistin und Publizistin, die 2005 den renommierten Right Livelihood Award gewann, war letzte Woche als Hauptrednerin zum Auftakt der interdisziplinären UZH-i-Ringvorlesung «Nachhaltigkeit jetzt!» geladen. Das Thema stiess auf grosses öffentliches Interesse: An der digitalen Veranstaltung nahmen rund 86 Interessierte teil.

Mangelware Wasser

In ihrem Input-Referat mit dem Titel «Every drop counts – the human right to clean water» kritisierte Barlow, dass der fehlende nachhaltige Umgang mit Wasserressourcen die zur Verfügung stehenden Trinkwasserreserven zunehmend verringere. Grund dafür seien Verschmutzungen, Umleitungen und Grundwasserentnahmen. Schon jetzt könnten sich Millionen von Menschen kein sauberes Wasser leisten und seien gezwungen, verunreinigtes Wasser zu trinken. Um diese globale Wasserkrise zu überwinden, so Barlow, müsse der Zugang zu Wasser als ein grundlegendes Menschenrecht angesehen werden. Dafür sollte das Wasser unbedingt in öffentlichen Händen bleiben und auf diese Weise vor ungerechter, kommerzialisierter Verteilung geschützt werden. Denn bei einer Privatisierung des Wassers würden Bürgerinnen und Bürger ihre demokratische Kontrolle über die Wasserressourcen verlieren. In der Folge würden dann nur noch die Gesetze des Marktes darüber entscheiden, wer Zugang zu Wasser erhält, und wer nicht. Maude Barlow, die die internationale Gemeinschaft seit langem für die Probleme einer globalen Wasserkrise sensibilisiert, konnte 2010 erreichen, dass Wasser als Menschenrecht in der UN-Charta verankert wird.

 

Die Kanadierin Maude Barlow ist die weltweit führende Aktivistin zum Thema Wasser. Sie wirkte darauf hin, Wasser als Menschenrecht in der UN-Charta zu verankern.


Dass sich das komplexe Problem der globalen Wasserknappheit und der ungleichen Verteilung von Wasserressourcen nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit lösen lässt, darin waren sich die Teilnehmenden der anschliessenden Podiumsrunde einig. Das Thema Wasser, so der Tenor der Diskutierenden, müsse gleichzeitig aus sozialer, wirtschaftlicher, ethischer, naturwissenschaftlicher und ökologischer Perspektive betrachtet werden. Mit Maude Barlow diskutierten der Hydrologe Jan Seibert vom Geographischen Institut der UZH, der im Rahmen seines Citizen-Science-Projekts «Crowd Water» Bürgerinnen und Bürger in die Sammlung von Wasserdaten miteinbezieht, sowie Andreas Kläy, Mitgründer des Centre for Development and Environment an der Universität Bern. Seine Arbeitgeberin, so der Forscher, hätte sich bereits 2013 zur internationalen, von Maude Barlow in die Wege geleiteten und vom Council of Canadians, einer kanadischen Organisation für soziale und ökologische Gerechtigkeit lancierten Initiative «Blue Community» bekannt.

Blue Communities, so steht es in ihren Prinzipien, anerkennen Wasser als öffentliches Gut. Sie achten auf einen nachhaltigen Umgang mit Wasser und setzen sich dafür ein, dass Wasserversorgung und -nutzung in der öffentlichen Hand bleiben. Sie unterstützen andere Länder dabei, eine funktionierende öffentliche Trinkwasserversorgung bereitzustellen und einen nachhaltigen Umgang mit Wasser zu erreichen. Blue Communities regen die Menschen in ihrem Umfeld dazu an, wieder mehr Leitungswasser zu trinken. Innerhalb der eigenen Strukturen und betrieblichen Abläufe bemühen sie sich um einen verantwortungsvollen Umgang mit Trinkwasser und nutzen soweit wie möglich Trinkwasser aus der öffentlichen Wasserversorgung. Wer lokales, nicht abgefülltes und nicht transportiertes Wasser trinkt, schont die Umwelt. Die Bereitstellung von Leitungswasser benötigt tausend Mal weniger Energie als jene von Mineralwasser.

Maude Barlow ist, wie sie am Ende der Podiumsdiskussion sagte, voller Hoffnung und blickt positiv in die Zukunft: «Es sind bereits viele wichtige Initiativen im Gange, und wir können darauf vertrauen, dass auch andere sich um unseren Planeten sorgen.» Auch die Universität Zürich soll bald in eine Blue Community verwandelt werden – erste Schritt in diese Richtung wurden bereits getan.

 

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