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Ob Wasserdaten sammeln oder die Biodiversität im Boden erforschen: An der UZH gibt es verschiedenste Forschungsprojekte, an denen sich wissbegierige Personen beteiligen können, die nicht der Universität angehören und nicht vom Fach sind. Seit 2017 entwickelt und fördert das von der UZH und ETH geführte Citizen Science Center Zürich gemeinsam mit der Partizipativen Wissenschaftsakademie bürgerwissenschaftliche Projekte.
Jeder kann mitforschen – so das Credo der Citizen Science. Doch wer ist unter welchen Umständen bereit, Zeit für partizipative Forschungsprojekte aufzuwenden? Bislang hat es keine gesicherten Erkenntnisse dazu gegeben, wie gross die Bereitschaft der Schweizer Bevölkerung insgesamt ist, sich aktiv an Forschung zu beteiligen. «Um unsere Zielgruppen noch besser identifizieren zu können, wollten wir diese Lücke mit einer repräsentativen Studie schliessen», erklärt Susanne Tönsmann, Geschäftsführerin der Partizipativen Wissenschaftsakademie.
Die Studie wurde gemeinsam von der Partizipativen Wissenschaftsakademie , dem Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der UZH und der Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt. Sie umfasst die Wohnbevölkerung der Schweiz ab 18 Jahren. Insgesamt wurden 1394 Personen befragt.
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Frau Tönsmann, wie beurteilen Sie die Studienergebnisse?
Insgesamt sind die Ergebnisse für uns sehr positiv: Viele unterschiedliche Personen interessieren sich für Citizen Science und die Bereitschaft zum Mitmachen ist gross.
Welche Ergebnisse haben Sie überrascht?
Überrascht hat mich, dass sich jüngere Personen zwischen 18 bis 44 Jahren deutlich interessierter zeigen als ältere. Denn in der Regel hat man in jungen Jahren mehr Dinge auf der To-do-Liste. Ebenso überrascht hat mich, dass nur 8% den Begriff «Citizen Science» kennen. Dies bedeutet, dass wir partizipative Projekte in der Öffentlichkeit sichtbarer machen müssen.
Wie kann man die potentiell interessierten Personen zukünftig für Citizen Science gewinnen?
Dank der Studie haben wir nun ein genaueres Bild von unseren Zielgruppen. Das hilft uns, unsere Kommunikation zu verbessern. Es ist wichtig, dass wir die Forschungsprojekte so beschreiben, dass sich die Leute angesprochen fühlen. Bei einem Projekt über die Luftqualität in Stadtquartieren müssen wir zum Beispiel zeigen, dass Stadtbewohner allein schon aufgrund ihrer Alltagserfahrungen viel einbringen könnten. Auch die Ausdrucksweise ist wichtig: Gewisse Menschen können mit Begriffen wie «Wissenschaft» oder «Forschung» wenig anfangen; andere wiederum sind stolz, wenn sie sich an «Forschung» beteiligen können.
Viele Interessierte wollen Daten sammeln. Was folgern Sie daraus?
Das Sammeln und Klassifizieren von Daten ist eine konkrete Aufgabe, deren Nutzen unmittelbar einleuchtet. Schwieriger ist es, sich vorzustellen, wie man eine Forschungsfrage definiert oder die Ergebnisse interpretiert – gerade, wenn einem der Bezug zur Wissenschaft fehlt.
Es ist aber unser Auftrag als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, zu zeigen, welche anderen Teilaufgaben es im Forschungsprozess gibt, die genauso gut gemacht werden können wie das Datensammeln.
Was ist zu tun?
Hier sind wir vom Citizen Science Center und der Partizipativen Wissenschaftsakademie gefragt. Wir müssen Forschende, die partizipative Projekte anbieten, noch mehr dafür sensibilisieren, wie vielfältig und gewinnbringend die Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Laien sind.
Gesellschaft und Umwelt sind beliebte Mitforsch-Themen. Entspricht das Ihren bisherigen Erfahrungen?
Es deckt sich mit unserer aktuellen Beobachtung: Sowohl in Zürich wie schweizweit sind partizipative Projekte beliebt, die sich auf die Stadtentwicklung oder das eigene Wohnumfeld beziehen und soziale Anliegen mit Umweltanliegen verschränken. Themen wie der Klimawandel in den Städten, Begrünung, fahrrad- und fussgängerfreundlich gestaltete offene Räume oder auch neue Wohnformen treiben die Leute um.