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Aktionsplan Chancengleichheit 2017-2020/21

Frauen in der Forschung

Im Rahmen ihres zweiten Aktionsplans Chancengleichheit hat die UZH drei Projekte entwickelt, die die Gleichstellung von Frau und Mann an der Universität gewährleisten sollen. Eines der Massnahmenpakete zielt darauf ab, Nachwuchswissenschaftlerinnen zu mehr Fördergeldern zu verhelfen.
Alice Werner

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Frauen in der Forschung
Die UZH setzt sich für mehr Chancengleichheit bei der Verteilung von Forschungsgeldern ein.


Internationale Statistiken zeigen, dass Frauen bei der Verteilung von Forschungsgeldern unterrepräsentiert sind. Auch an der Universität Zürich ist dieser Gendergap zu beobachten. Bei den meisten Förderinstrumenten gibt es Unterschiede zwischen Frauen und Männern bezüglich der Gesuchstellungspraxis und der Erfolgsquoten. Im Klartext: UZH-Wissenschaftlerinnen sind bei Bewerbungen um Forschungsgelder einerseits deutlich zurückhaltender als ihre männlichen Kollegen und bekommen andererseits im Vergleich weniger häufig Förderungen zugesprochen.

Da die UZH hier deutlichen Handlungsbedarf sieht, hat die Universitätsleitung im Rahmen des Aktionsplans Chancengleichheit 2017-2020/21 einen Schwerpunkt auf den Bereich «Forschungsförderung und wissenschaftliche Karriere» gesetzt, mit zwei primären Zielen: Erstens sollen mehr Nachwuchswissenschaftlerinnen als bisher dazu motiviert werden, Forschungsanträge einzureichen – auf nationaler und europäischer Ebene. Und zweitens sollen sie bei der Bewilligung von Anträgen erfolgreicher sein als in der Vergangenheit.

Wissenschaftlerinnen gezielt informieren

Um diese Ziele zu erreichen, hat Projektleiterin Mihaela Falub von der Abteilung Gleichstellung und Diversität, zusammen mit Beatrice Scherrer, Leiterin UZH Grants Office, und Sibylle Hodel, stellvertretende Leiterin von EU GrantsAccess, der gemeinsamen Beratungsstellen von UZH und ETH Zürich im Bereich der Europäischen Forschungsprogramme, ein umfassendes Massnahmenpaket erarbeitet. «Wissenschaftlerinnen haben häufig ein kleineres berufliches Netzwerk als ihre Kollegen und tauschen sich dementsprechend weniger über Grants, Förderungsmöglichkeiten, Fristen und Bewerbungsverfahren aus. Sie haben diesbezüglich tatsächlich ein Informationsdefizit», erklärt Falub. «Wir haben daher verschiedene, speziell auf Nachwuchswissenschaftlerinnen zugeschnittene Infoanlässe durchgeführt, ausserdem mehrere Podiumsdiskussionen mit Forscherinnen, die in der Vergangenheit einen Grant erhalten haben und sehr persönlich über ihre Erfahrungen berichten konnten.» Das Interesse an diesen Veranstaltungen sei «riesig» gewesen, sagt Falub.

Auf grosse Resonanz stiessen auch die zum Teil neu lancierten Workshops rund um das Thema Drittmitteleinwerbung – von der Antragschulung bis zum Interview-Coaching – zu denen sich in den vergangenen zwei Jahren insgesamt über 500 Forscherinnen angemeldet haben. Ein weiteres neues Angebot, das von sehr vielen Frauen in Anspruch genommen wurde, sind die 30-minütigen Sprechstunden, die das Team von EU GrantsAccess anbietet: In unverbindlichem Rahmen können Nachwuchsforschende abklären, ob sie für einen ERC-Grant in Frage kommen. Zudem bietet das UZH Grants Office Unterstützung bei der Interviewvorbereitung für verschiedene SNF-Karriereförderinstrumente an.

Chance auf Förderung wahrnehmen

Isabel Raabe, Oberassistentin am Soziologischen Institut, ist eine der Nachwuchswissenschaftlerinnen, die von den Aktionsplan-Aktivitäten rund um das Thema Drittmitteileinwerbung direkt profitieren konnte. Im Gespräch sagt die Soziologin, dass sie an den angebotenen Veranstaltungen teilgenommen habe, um einen Überblick über die verschiedenen Fördermöglichkeiten zu erhalten und sich informell austauschen zu können. «Eine Bewerbung um Drittmittel hatte ich eigentlich nicht geplant. Aber dann sass ich in einem SNF-Grant-Workshop, der von einer sehr motivierenden Kursleiterin durchgeführt wurde, und dachte: Warum soll ich es eigentlich nicht versuchen?» Eine Idee für ein eigenes Projekt hatte Raabe schon seit längerem im Hinterkopf. «Aber erst nach dem Workshop hatte ich so viel Klarheit und Mut gesammelt, mich in eine Wettbewerbssituation zu begeben und meine Chancen auf eine Förderung auszuspielen.» Derart bestärkt bewarb sich Isabel Raabe erfolgreich um einen Ambizione Grant, ein spezielles Förderinstrument des SNF für Nachwuchsforschende. In ihrem ersten eigenständigen Projekt wird Raabe nun untersuchen, welchen Effekt die (soziale) Zusammensetzung von Schulklassen auf den individuellen Erfolg der Kinder hat.

Fördermassnahmen haben gefruchtet

Dass die im Aktionsplan-Projekt definierten Massnahmen förderlich waren, zeigt sich in den positiven Statistiken. In den letzten zwei Jahren haben deutlich mehr UZH-Wissenschaftlerinnen einen Antrag auf Drittmittel auf nationaler und europäischer Ebene gestellt als je zuvor. Ein Beispiel: 2019 haben sich 15 Forscherinnen um einen SNF Ambizione Grant an der UZH beworben, 2020 waren es mit 27 Bewerberinnen fast doppelt so viele. Von ihnen haben sieben die Zusprache des SNF erhalten. Zudem vergab der SNF dieses Jahr fünf Ambizione Grants und fünf PRIMA Grants an Wissenschaftlerinnen der UZH. Mithilfe dieser Förderbeiträge können die ausgezeichneten Nachwuchsforscherinnen ihre Karriere entscheidend vorantreiben.

«Akademische Exzellenz allein reicht heute oft nicht mehr, um eine Professur zu bekommen», sagt Mihaela Falub. «Weitere Kriterien wie Führungsqualitäten oder das Einwerben von Drittmitteln spielen im Bewerbungsprozess häufig eine ebenso grosse Rolle. Daher ist es, gerade in punkto Gender Gap bei der Besetzung von Professuren, besonders wichtig, dass Frauen möglichst früh in ihrer Karriere die Chance bekommen, in Wettbewerb um Forschungsmittel zu treten.» Damit dies gelingt, wurden einige der Aktionsplan-Angebote bereits verstetigt und ins Programm der geschlechtergerechten Nachwuchsförderung der Abteilung Gleichstellung und Diversität aufgenommen.