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Im Körper, in einem Organ oder auch nur in einer einzelnen Zelle laufen jederzeit unzählige biochemische Reaktionen ab, die Grundlagen der Lebensprozesse. Dabei spielen Proteine eine zentrale Rolle. Ruedi Aebersold, emeritierter Professor für molekulare Systembiologie der UZH und der ETH, hat es sich in seiner Forschungslaufbahn zur Aufgabe gemacht, sämtliche Proteine eines lebenden Organismus' oder einer Zelle zu einem gegebenen Zeitpunkt – das Proteom – quantitativ und qualitativ erfassen zu können, also nicht nur die verschiedenen Proteinspezies zu finden, sondern auch deren Mengen zu bestimmen. Dafür nutzte er analytische Methoden der Massenspektrometrie und entwickelte diese Methodik laufend weiter.
Mit seiner Herangehensweise läutete Aebersold einen Paradigmenwechsel zur quantitativen Messung und systemischen Betrachtung von Proteinen ein und veränderte dadurch das Verständnis von Organismen und der Biologie im Allgemeinen. Durch sein Schaffen hat der Forscher auch die translationale Medizin beeinflusst und legte einen Grundstein für die personalisierte Medizin von morgen.
«Die Auszeichnung mit dem Schweizer Wissenschaftspreis Marcel Benoist ist eine grosse Ehre für mich und mein tolles Team. Er honoriert gleichzeitig die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit von Forschenden und den offenen Austausch von Messdaten – beides Grundlagen für den Erfolg der Proteomik und den wissenschaftlichen Fortschritt im Allgemeinen», freut sich Aebersold.
Aebersold ist seit Anfang des Jahres emeritiert und hat seine Forschungsgruppe mittlerweile aufgelöst. Dennoch bleibt er in der Forschung tätig, wenn auch nicht mehr im Labor. Er leitet derzeit und bis Ende 2023 ein ETH-Projekt zum Tumor-Profiling. Ziel davon ist, die Resultate von verschiedenen molekularen Messungen an Tumorzellen zusammenzuführen und so die optimale Therapie für den betreffenden Patienten zu berechnen (personalisierte Medizin).
Die Marcel Benoist Stiftung zeichnet seit 1920 herausragende Forschung aus, die für das menschliche Leben von Bedeutung ist. Ruedi Aebersold ist der 100. Preisträger. Der Benoist-Preis ist mit 250’000 Franken dotiert. In diesem Jahr küren die Stiftungen Marcel Benoist und Latsis erstmals gemeinsam. Die Zeremonie und die Preisübergaben werden am 4. November 2020 in Bern stattfinden.
Der Präsident der Marcel Benoist Stiftung, Bundesrat Guy Parmelin, betont: «Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit der Fondation Latsis und die erstmalige gemeinsame Verleihung der beiden Preise. Damit geben wir dem Wissenschaftsstandort Schweiz eine wichtige Plattform.» Die wissenschaftliche Selektion der beiden Preisträger wurde vom Schweizerischen Nationalfonds zuhanden der beiden Stiftungen vorgenommen.