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Hochschulmedizin Zürich

Neue Immuntherapien gegen Krebs

Die Hochschulmedizin Zürich hat am Montag an ihrer Jahresveranstaltung ihr neues Flagship Projekt «Immuno-TargET» vorgestellt. Es verbindet neuste Technologien zur Entwicklung von Immuntherapien gegen spezielle Formen von Krebs endokriner Drüsen und Organe.
Stefan Stöcklin
Visualisierung von Antikörpern (blau) aus Immunzellen, die Krebszellen ansteuern. (Illustration: istock/design cells)

 

Die Krebsmedizin macht gegenwärtig gewaltige Fortschritte. Dank neuer Therapien, die mithilfe spezialisierter Immunzellen und Wachstumsfaktoren das körpereigene Abwehrsystem von Betroffenen unterstützen, haben manche Krebsarten viel von ihrem Schrecken verloren. Diese Immuntherapien sind besonders erfolgreich gegen Blutkrebs (Leukämien) und Hautkrebs (Melanome).

Nun will die Hochschulmedizin Zürich (HMZ) in ihrem neusten Flagship-Projekt 2019 die Entwicklung von Immuntherapien gegen endokrine Tumoren vorantreiben. Das mehrjährige Vorhaben mit dem Namen «Immuno-TargET» vereint 14 Forschungsgruppen der vier beteiligten Institutionen UZH, ETH Zürich, USZ und Kinderspital.

«Wir haben ein elegantes und ambitiöses Projekt entwickelt, das auf die Spezialitäten des Hochschulplatzes Zürich zugeschnitten ist», sagt Felix Beuschlein, Professor für Endokrinologie und Innere Medizin des Universitätsspitals Zürich. Das Projekt wurde am Montag Abend an der Jahrestagung der Plattform Hochschulmedizin Zürich (siehe Kasten) vorgestellt.

Zu den endokrinen Drüsen gehören die Schilddrüse und Nebenniere, zu Organen mit endokrinen Zellen zählen die Bauchspeicheldrüse oder die Keimzellen. Endokrine Zellen sondern Hormone in die Blutbahn ab und regulieren wichtige Stoffwechselvorgänge. Werden sie von Krebs befallen, bilden sich teils aggressive Tumoren. Ziemlich verbreitet ist das Schilddrüsenkarzinom, eher selten dagegen Nebennierenkrebs. Gemeinsam ist diesen Krebstypen, dass noch keine individualisierten Immuntherapien vorliegen. Das soll das Projekt «Immuno-TargET» ändern.

Geschärfte Immunzellen

Immuntherapien rüsten die Abwehrkräfte des Körpers mit spezialisierten Zellen auf. Sie basieren auf molekularen Strukturen und genetischen Eigenheiten von Krebszellen, deren Erkennung durch gentechnische Methoden in natürliche Abwehrzellen des Patienten integriert werden. Die derart geschärften Zellen werden danach als Therapie verabreicht.

Die Herstellungsmethode hat der bekanntesten Immuntherapie den Namen Car-T-Zelltherapie gegeben (Chimärische Antigenrezeptor T-Zelltherapie). Die erste kommerzielle Therapie stammt von der Pharmafirma Novartis und ist vor gut einem Jahr in der EU gegen spezielle Leukämien zugelassen worden.

Dieses Grundprinzip von Immuntherapien steht dem Flagship Projekt «Immuno-TargET» der HMZ Pate. Die Initiantinnen und Initianten verfolgen in diesem Projekt einen vielversprechenden Ansatz, um molekulare Kennzeichen endokriner Krebszellen zu identifizieren: Autoimmunerkrankungen. Menschen, die an diesen Störungen zum Beispiel gegen die Schild- oder Bauchspeicheldrüse leiden, bilden körpereigene Antikörper gegen Zellen dieser Organe.

Die krankmachenden Antikörper sollen nun auch den Schlüssel für individualisierte Immuntherapien liefern, denn sie enthalten einzigartige Erkennungsmerkmale der Zellen, die sie angreifen. Gelingt die Identifizierung und Isolierung geeigneter Moleküle, können sie in Immunzellen von Krebspatienten eingebaut und zur Therapie genutzt werden. «Diese Strategie ist eigentlich naheliegend, sie wurde bisher aber noch nicht verfolgt», sagt Beuschlein.

Breit gefächerte Expertise

Die Gründe liegen unter anderem darin, dass für die genetische Charakterisierung der krankmachenden Antikörper und der Entwicklung neuer Immuntherapien viel spezialisiertes Know-how aus verschiedenen Disziplinen nötig ist. Dieses liegt in den beteiligten Institutionen der Hochschulmedizin Zürich vor.

Zum Beispiel liefert die Gruppe des Neuropathologen Adriano Aguzzi am Universitäts Spital (USZ) die notwendigen Technologien und Roboter zur genetischen Charakterisierung der Antikörper. Der Hämatologe Markus Manz vom USZ ist Spezialist in der Entwicklung von Tiermodellen, die menschliche Krebserkrankungen eins zu eins abbilden. Dadurch können die hybriden Immunzellen hinsichtlich Sicherheit getestet werden.

Berend Snijder von der ETH Zürich wiederum hat neuste Technologien zur Verfügung, um die Wirksamkeit der Therapien im Reagenzglas zu prüfen. «Wir können in diesem Projekt Expertise aus verschiedenen Gebieten und technologische Plattformen zusammenbringen», sagt Beuschlein.

Durch die Unterstützung der HMZ sind die ersten drei Jahre des Projekts finanziell gesichert. Bis vollständig individualisierte Immuntherapien vorliegen, dürfte es noch etwas länger dauern. Ist das Projekt erfolgreich, stünden dann die ersten zellulären Immuntherapien gegen endokrine Tumoren bereit.

 

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